Schritt für Schritt von Nord nach Süd
Die zweifelsfreie Ermittlung der Unglücksursache wird wohl mindestens bis Ende 2011 dauern, vielerlei Vorwürfe im Spannungsfeld zwischen Fahrlässigkeit und bewusstem »Pfusch am Bau« stehen im Raum. Sicher ist, dass der Boden unter dem Stadtarchiv trichterförmig weggerutscht ist, so dass das Gebäude in den dadurch entstandenen Hohlraum fiel. Für den wegrutschenden Boden könnte eine Undichtigkeit in der daneben stehenden Schlitzwand der Tunnelbaustelle verantwortlich sein, aber auch ein Wegspülen des Bodens von unten in die Baugrube, d.h. unter der Schlitzwand her.
Spekuliert wurde in der Presse außerdem sowohl über das bewusste Weglassen von Teilen der Eisenbewehrung – sie sollen stattdessen an Schrotthändler verkauft worden sein – als auch über eine wesentlich intensivere Grundwasserabpumpung als genehmigt. Für beides gibt es Hinweise, doch als wahrscheinliche Unglücksursache gilt inzwischen ein banaler Baufehler in der Fuge zwischen zwei Schlitzwandteilen. Endgültige Klarheit soll ein Sichtschacht bringen, der nun von außen bis an den Fuß der Wand getrieben wird.
Unklarer Fertigstellungstermin
Wann die Strecke fertig wird, ist bis auf weiteres völlig unklar. Optimistische Schätzungen gehen derzeit von Mitte 2016 aus, andererseits kursierte bereits auch die Jahreszahl 2019. So oder so: es wird noch länger dauern. Dies wirft natürlich die Frage auf, was bis dahin passiert.
Mit jedem Mal, dass der Termin für eine Inbetriebnahme der Nord-Süd-Stadtbahn nach dem Archiveinsturz weiter nach hinten korrigiert werden musste, mehrten sich Stimmen für eine Eröffnung der Strecke in mehreren Teilabschnitten. Ursprünglich sollte die Tunnelstrecke vom Hauptbahnhof bis zur Marktstraße inklusive der Querspange zum Rheinufer mit Anschluss an die Linie 16 in einem Stück für den Fahrgastverkehr freigegeben werden. Die unabsehbaren Verzögerungen am Waidmarkt ließen jedoch die Idee einer Teilinbetriebnahme vom Hauptbahnhof bis zum Heumarkt – der letzten Station nördlich der Unglücksstelle – zunehmend realistischer und wünschenswert erscheinen. Forciert wurde das Ansinnen von Teilen der Lokalpolitik und insbesondere vom örtlichen Ableger des Verkehrsclubs Deutschland (VCD).
Abschnittweise Inbetriebnahme
Im Sommer 2009 wurde die Idee erstmals im Aufsichtsrat der KVB behandelt. Der Vorstand reagierte zunächst schroff ablehnend mit dem Hinweis auf immense Mehrkosten in »zweistelliger Millionenhöhe« gegenüber einer Eröffnung der Nord-Süd-Stadtbahn aus einem Guss. Die Befürworter ließen jedoch nicht locker und trugen die Idee einer vorgezogenen Inbetriebnahme anschließend in eine breitere Öffentlichkeit, inklusive der Hinterfragung des Kostenaufwandes.
Die Folge war, dass die KVB gegenüber dem Lokalfernsehen und den Zeitungen anschließend modifizierend von einem »niedrigen zweistelligen« Millionenbetrag sprach. Die nächste Preissenkung erfolgte Ende Juni 2010. Die KVB bezog sich nun auf eine Machbarkeitsstudie und bezifferte die Kosten für den Vorlauf in der Presse mit nur noch 6-8 Mio. €. Im Oktober 2010 hat der Rat der Stadt Köln nun die Teilinbetriebnahme der Strecke von Dom/Hbf bis Rathaus für Dezember 2012 und weiter bis Heumarkt für Dezember 2013 beschlossen.
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