Einst Nördlichste im Lande

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AB 1907 ELEKTRISCH

Die neue meterspurige Straßenbahnstrecke war größtenteils zweigleisig errichtet worden, lediglich in der Innenstadt gab es auf Grund der engen Straßen einige eingleisige Abschnitte. Nach der polizeilichen Abnahme des neuen Verkehrsmittels nahm dieses am 6. Juli 1907 den Betrieb auf der 3,28 Kilometer langen Strecke auf.

Die Gesellschaft hatte dafür elf zweiachsige Triebwagen vom Hamburger Mutterwerk der Wagenbauanstalt und Waggonfabrik für elektrische Bahnen vormals W. C. F. Busch mit einer elektrischen Ausrüstung der AEG beschafft. Die sieben Meter langen Fahrzeuge besaßen 16 auf Längsbänken angeordnete Sitzplatze und weitere 19 Stehplatze.

Als Beiwagen standen, neben den vier bei Busch beschafften Anhängern, noch die sechs vorhandenen Pferdebahnwagen zur Verfügung. Auch ein Bahnmeister- und Salzstreuwagen gehörte zu der Erstausstattung der Straßenbahn. Das Fahrpersonal wurde teilweise bei der Bielefelder Straßenbahn ausgebildet, von dieser kam auch der erste Fahrdienstleiter.

Die neue Elektrische fand bei der Bevölkerung einen großen Anklang und das erste Geschäftsjahr wies bei Einnahmen in Höhe von 125.743,20 Mark bereits einen Betriebsüberschuss von 47.000 Mark aus.

DAS STRECKENNETZ WÄCHST

Auf Grund der erfreulichen Entwicklung beschaffte die Flensburger Straßenbahn 1908 weitere vier Beiwagen mit offenen Plattformen. Auch eine Erweiterung des Netzes wurde in Angriff genommen und 1911 nahm sie die Linie 2 zwischen Flurstraße und Norderhofenden in Betrieb.

Bereits ein Jahr später, im Februar 1912, fand die Eröffnung der zunächst eingleisig errichteten Linie 3 nach Mürwik statt. Das Netz hatte fortan eine Gesamtlänge von 14,7 Kilometer. Auf Grund der Netzerweiterungen wurden auch zusätzliche Fahrzeuge benötigt, so beschaffte die Gesellschaft zwölf neue zweiachsige Triebwagen sowie vier weitere Beiwagen.

Diese Triebwagen wurden ebenfalls von Busch mit einer elektrischen Ausrüstung der AEG gebaut. Im Gegensatz zu den Triebwagen der ersten Serie verfügten die neuen Wagen bereits über geschlossene Plattformen. Mit einer Länge von 8,35 Metern waren sie auch 1,35 Meter länger als die Alten.

Eine weitere Verlängerung des Netzes zur Glashütte wurde 1914 fertiggestellt, die Inbetriebnahme blieb aber auf Grund des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges zunächst aus. Stattdessen musste mit fortschreitender Kriegsdauer die Straßenbahn den Gütertransport durchführen, dazu entstand an der Marineverwaltung Mürwik ein entsprechendes Ladegleis.

Auch den Einsatz von weiblichem Betriebspersonal brachte der Krieg mit sich. Nach dem Ersten Weltkrieg sollten sich die Grenzen im Norden von Deutschland nach Süden verschieben.

FLENSBURG BLEIBT BEI DEUTSCHLAND

So gab es 1920 in den Schleswiger Kreisen eine Volksabstimmung über die zukünftige Staatszugehörigkeit. Während sich die Bevölkerung im Kreis Nord-Schleswig mehrheitlich für eine Zugehörigkeit zu Dänemark aussprach, verblieb Südschleswig beim Deutschen Reich. Dadurch wurde Flensburg zur Grenzstadt.

Trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit nahm man 1922 die Verlängerung der Linie 1 von der Terrassenstraße bis zur Glashütte in Betrieb.

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