Von der Dampfkleinbahn zum Diplomatenexpress

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Mit einem Straßentransporter gelangten die Wagen nach der Fertigstellung 1950 nach Bonn und wurden hier als Wagen 13 und 14 feierlich in Betrieb genommen.
Die »Zwillinge« wie die immer paarweise eingesetzten Wagen vom Personal genannt wurden, bewährten sich bestens und hatten großen Einfluss auf die Entwicklung der neuen Fahrzeuggeneration ab 1953. Da der Liniennummerkasten mit Inhalt gefüllt werden wollte, gab es nun auch verschiedene Buchstabenbezeichnungen, je nach Fahrziel. Diese wurden aber nie konsequent eingehalten: »GM« stand dabei für Fahrten auf der Gesamtstrecke, der Buchstabe »R« war für Fahrten bis Rüngsdorf vorgesehen, zumeist wurde hier aber das »M« verwendet, welches eigentlich eher zu Mehlem passte und in der Anfangszeit auch auf dorthin fahrenden Zügen zu sehen war.
Für Fahrten bis Godesberg, Rheinallee stand der Buchstabe »G« zur Verfügung. Abweichende Fahrziele, z.B. Einrückfahrten nach Friesdorf oder Zusatzkurse bis Mehlem, Fähre zeigte die BGM bei den älteren Wagen auch gerne durch zusätzliche Blechtafeln an der Front an.  

Dreiachsige Wendezüge für die Diplomatenbahn
Im Jahre 1950 lieferte Westwaggon an die Straßenbahnen des Rhein-Wupper-Kreises (Opladen-Ohligs) und an die Neusser Straßenbahn je zwei dreiachsige Triebwagen ab. Mit einer Länge von mehr als 13 Meter und einem fünffenstrigem Fahrgastraum waren sie erheblich länger als die bisher in den Abmessungen vergleichbarer Zweiachser des Aufbautyps entstandenen Dreiachser. 1952 erhielten die Bahnen des Rhein-Wupper-Kreises und die Mainzer Straßenbahn weitere derartige Fahrzeuge, die nun mit erheblich gefälliger wirkenden Stirnfronen ausgestattet waren. Diese gefielen auch der Betriebsleitung der BGM, so dass gemeinsam mit Westwaggon daraus die neue Fahrzeuggeneration weiter entwickelt wurde. Sie basierten auf den für Mainz gebauten fünf Triebwagen, waren aber mit 2,35 Meter 15 cm breiter.
Auch die Bonner Triebwagen waren Zweirichtungsfahrzeuge, zusätzlich aber mit Einrichtungen für Zugsteuerung versehen. Neben vier Triebwagen bestellte die BGM auch drei Beiwagen. Von diesen war einer zur Erweiterung des bestehenden Zwillingspaares in einen Dreiwagenzug vorgesehen, die beiden anderen sollten mit den vier Triebwagen zwei Dreiwagenzüge bilden, wobei der Beiwagen in der Mitte lief. Mit diesen »Wendezügen« ersparte sich der Betrieb das Umrangieren an den Endstationen. In verkehrsschwächeren Zeiten konnten der Beiwagen ausgereiht und die beiden Triebwagen als Zwillinge eingesetzt werden – dank der beiden Führerstände war aber auch ein Soloeinsatz z.B. am späten Abend und am frühen Sonntag-Vormittag möglich. Vom Einzeltriebwagen bis zum Dreiwagenzug hatte der Betrieb die notwendige Flexibilität um auf das unterschiedliche Fahrgastaufkommen reagieren zu können.

Der erste Zug als ­»Weihnachtsgeschenk«
Im Dezember 1953 war es so weit: Quasi als Weihnachtsgeschenk erhielt die BGM ihren ersten Dreiwagenzug. Die Überführung vom Westwaggon-Werk in Köln-Deutz zur BGM-Wagenhalle in Friesdorf erfolgte recht spektakulär während der Nachtstunden auf eigener Achse. Die Presse berichtete ausführlich darüber. Die 1950 von der Siebengebirgsbahn beschaffte Diesellok aus der Motorenfabrik Deutz holte die Wagen im Werk ab und zog sie in ihre neue Heimat. Über die Deutzer Rheinbrücke und über die Ringstraße ging es durch das nächtliche Köln und sodann über die Rheinuferbahn der Köln-Bonner Eisenbahnen (KBE) nach Bonn. Weichen auf der Eisenbahnstrecke mussten mit äußerster Vorsicht befahren und die Herzstücke mit Holzkeilen ausgelegt werden, damit die schmalen Radreifen nicht aus den Schienen sprangen. Am Bonner Rheinuferbahnhof lagen die Gleise der BGM nur durch einen Bahnsteig getrennt neben den Schienensträngen der KBE. Hier wurde ein Klettergleis verlegt, über welches das Gespann dann seine neue Heimat erreichte.
Insgesamt waren drei Transporte nötig um alle Wagen zu überführen. Anfang 1954 standen die beiden neuen Dreiwagenzüge, die jeweils aus den Tw 15-18 und den Beiwagen 52 und 53 gebildet wurde, dem Betrieb zur Verfügung.

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