Und 1974 war dann Schluss...

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Die Stadt sah die Straßenbahn Ende der sechziger Jahre als Auslaufbetrieb an, wobei nur noch der genaue Stilllegungszeitraum zur Debatte stand.

Zweifelhaftes Gutachten
Im März 1968 gab die Stadt ein Gutachten in Auftrag, um sinngemäß „eine Untersuchung über die optimale Abwicklung des schienengebundenen Nahverkehrs in Aachen unter besonderer Berücksichtigung einer möglichen Umstellung auf Omnibusbetrieb durchzuführen“, die eine weitere Untermauerung der Einstellungspolitik bewirken sollte.

Vorausgegangen waren bis zur Mitte der 1960er-Jahre mehrere vergleichbare Papiere, die darauf abzielten, die letzte und endgültige Ausbauplanung für das übergeordnete Straßennetz in der Innenstadt völlig ohne Straßenbahn zu konzipieren.  Auch war im Gespräch, die Straßenbahn auf einer Länge von 1,6 Kilometern durch einen Tunnel zu führen.

Aus Kostengründen wurde diese Variante nicht weiterverfolgt, zumal sie im Falle einer positiven Bewertung der Straßenbahn das Leben gerettet hätte. So empfahl der Gutachter die Einstellung der Straßenbahn bis zum Jahre 1980, wobei sich das Personal durch natürlichen Abgang um die Hälfte reduziert hätte. Das Ergebnis des Gutachtens löste bei der ASEAG keine Begeisterungsstürme aus.

Sie kommentierte nur knapp: „wir akzeptieren das Ergebnis“ und verabschiedete sich mental vom Betriebszweig Straßenbahn nicht ohne die Bemerkung zu fällen, dass sie ihren Fahrgästen in Zukunft mit dem Bus ein weniger komfortables Verkehrsmittel als z. B. moderne Straßenbahn-Gelenkzüge anbieten wird.

Außerdem bezweifelte die ASEAG die von Gutachter angenommene Reisegeschwindigkeitserhöhung und nannte den Einsatz kleinerer Fahrzeuggrößen durch Busse eine Erhöhung des Wageneinsatzes von 48 auf 57 Fahrzeuge bei gleichzeitiger Erhöhung der Personalkosten, die insgesamt zu höheren Betriebskosten von 336.000 DM jährlich führten, ohne die rückläufigen Einnahmen zu berücksichtigen, die durch Abwanderung von Fahrgästen aufgrund der geringen Qualität das Busverkehrs entstanden.

Die Politik schafft Tatsachen
Das Todesurteil für die Straßenbahn fällte nicht der Gutachter, sondern die Aachener Politiker, die am 28. September 1972 in seltener Einmütigkeit für die Abschaffung der Tram votierten. Acht Monate später wurden die genauen Modalitäten festgelegt, wobei die ASEAG mitteilte, dass sie aus eigener Kraft, d.h. ohne finanzielle Hilfe von außen, frühestens in sieben Jahren (Linie 12) bzw. zehn Jahren (Linie 15) in der Lage wäre, eine Umstellung vorzunehmen und die Fahrzeuge und Gleisanlagen erst zu diesem Zeitpunkt abgeschrieben wären.

Solange wollten die Aachener Politiker nicht warten und sicherten wirtschaftliche Unterstützung zu, damit die Straßenbahn bis spätestens Anfang des Jahres 1975 zwischen Brand und Vaals die ultimative Abschiedsfahrt durchführen konnte.

Die letzten Betriebsjahre
Nach Fertigstellung der Gelenk- und Großraumwagen für den Einmannbetrieb stellte die ASEAG 1969 ihre Straßenbahnlinien 12 und 15 während der verkehrsschwachen Zeiten (abends und ab Samstagnachmittag) auf schaffnerlosen Betrieb um. Im Jahre 1970 wurde bereits durch den Ringstraßenbau des Brüsseler Rings die Linie 15 um den Abschnitt Goethestraße – Ronheide reduziert und durch Busbetrieb ersetzt. Neben der Abstellung der letzten Zweiachser 1971 führte eine Tariferhöhung zu einem turbulenten Höhepunkt.

Sie zog sich auch bundesweit hin und die „Aktion Roter Punkt“ vom 2.

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