Tram bleibt Trumpf!

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In Schöneiche gibt man sich noch bedeckt. Die Probefahrten mit einer Variobahn (100-Prozent-Niederflurfahrzeug) der BOGESTRA haben sicherlich Appetit gemacht, aber angesichts der zu bewältigenden Gleissanierungen und Trassenverbesserungen will man die Prioritäten erst einmal dort setzen. Eher ist mit einer weiteren Ära an gebrauchten Fahrzeugen anderer Betriebe denn mit neu bestellten Fahrzeugen zu rechnen. Auch in Strausberg ist noch nicht endgültig geklärt, mit welchen Fahrzeugen der Betrieb in die Zukunft fahren wird.

Verändertes Umfeld pro Straßenbahn

In den letzten zwei Jahren haben sich weitere Parameter für kleine Straßenbahn­betriebe verändert:  Busse mit Verbrennungs­motoren gelten weithin als baldige Auslaufmodelle. Doch alternative Antriebe haben sich noch nicht durchgesetzt. Die hohen Benzinpreise haben die Bevölkerung aufmerksamer gemacht und grundsätzlich gilt eine Straßenbahn (auf eigener Trasse) attraktiver gegenüber dem Bus.

Die Sensibiliserung für den Klima­wandel spricht ebenfalls für die vor Ort emissionsfreie Straßenbahn. Nicht zuletzt werden im Nachbarland Frankreich Straßenbahnen nun auch in kleineren Städten gebaut – warum also über deren Sinn streiten? Auch sind Betriebe und Hersteller innovative Wege gegangen. So deckt Bad Schandau einen Teil des Strombedarfs mit Photovoltaikanlagen. Die Hersteller entwickelten Energiespeichern für die Energierückgewinnung. Ampelbeeinflussungen machen den Betrieb attraktiver und ideenreiche Werbekampagnen wie in Gera kommen bei den potentiellen Kunden gut an.

Das Beispiel Schöneiche hat schließlich gezeigt, dass die Kosten senkende Einbindung in einen großen Verkehrskonzern durchaus positiv gestaltet werden kann. Zwickau und Görlitz sind ähnliche Wege gegangen. Die positiven Auswirkungen einer Abstimmung von Straßenbahn und Stadtumbau sieht man an den Beispielen Jena, Gera oder Zwickau. Dass so etwas durchaus nicht selbstverständlich ist, zeigen zwei Beispiele aus Cottbus: Das straßenbahnnahe Hallenbad wurde zugunsten eines straßenbahnfernen Erlebnisbades aufgegeben und auch die Polizei erhält eine neue zentrale Wache weitab der Tram.

Ganz neue Wege gehen?

Ganz neu ist nun, dass mit Siemens ein Bahnsystemanbieter das komplette Programm an Dienstleistungen in genau den Bereichen anbietet, die fixkostenintensiv sind: Wartungsleistungen für Infrastruktur und Fahrzeuge. Auch bietet Siemens nun neue Fahrzeuge zum Leasen an. Damit werden die Betriebskosten langfristig transparent kalkulierbar, auch wenn die Politik weiterhin eher in kurzen Zeiträumen denkt und agiert. Springen mehrere Betriebe auf diesen Zug auf, dann sind auf diese Weise bald ganz neue Synergien möglich. Alles in allem also eine Vielzahl neuer Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung.

Der Cottbuser CDU-Kreisvorsitzende Prof. Dr. Michael Schierack bringt es auf den Punkt: »Wenn man auf die Straßenbahn setzt, dann richtig und konsequent.« Dann muss man alle Möglichkeiten ausschöpfen um die Straßenbahn wirtschaftlich einzusetzen. Die Rahmenbedingungen dafür sind gut. Jetzt muss man es nur noch tun.    

von Frank Muth

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