Stuttgart: Stadtbahnumbau vollendet

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Die Väter der Stadtbahn
Tüftler zu sein, beharrlich und pragmatisch, dieser Ruf geht den Schwaben voraus. Manfred Bonz (1936 – 2011), technischer Chef der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) von 1978 bis 2000, gehörte dazu. Er war nicht der einzige Vater der Stuttgarter Stadtbahn, deren erste Linie 1985 in Betrieb ging, als erster Teil der Umstellung. Aber er stand dem Unternehmen in einer entscheidenden Zeit prägend vor, und er hatte manche Tricks in der Vorratskiste. Teil der Strategie, so betonte er noch 2010, war das abschnittsweise Vorgehen: Jeder fertiggestellte Abschnitt
des ursprünglich U-Straßenbahn getauften Systems wurde so gewählt, dass er einen eigenen Verkehrswert hatte und hat und zunächst, schon ab Mitte der 1960er-Jahre, mit der vorhandenen Straßenbahn befahren werden konnte, also sozusagen dem – damals meist neuwertigen – Altfahrzeugpark.
Dazu trug allerdings auch entscheidend bei, dass die Netzstruktur relativ kleine, überschaubare und jeweils für sich nutzbare, fast jedem einleuchtende Projektabschnitte zuließ, so dass ein Vergleich mit einem zentralen Großprojekt kaum möglich ist.

Damit nicht genug: Beim Stadtbahnbau ging es in der Kesselstadt Stuttgart oft genug im Maulwurfsstil durch ihre steilen Hügel, neben Tunneln im Tagebau war auch die bergmännische Bauweise reichlich gefragt. Bahntunnel, ein Reizwort in Stuttgart? Offensichtlich nicht, wenn es um die SSB geht. Denn abgesehen von den unvermeidlichen, jedoch zeitlich begrenzten elastungen für die Anlieger, die im Fall jeder Generalsanierung der städtischen Kanalisation genauso auftreten, gab es keine Probleme: Alle Gesteinsschichten wurden bewältigt, Wassereinbrüche waren nicht nennenswert, die Termine wurden eingehalten – und nicht nur die Setzungen, auch und vor allem die Kosten blieben völlig im Rahmen. Kein Wunder, dass die Stuttgarter bei den schon traditionellen, jeweils einmaligen öffentlichen Begehungen der Tunnelrohbauten der SSB sachkundig und begeistert durch die Röhren pilgern und die »Fangemeinde« mit jeder neuen Strecke wächst. So schön können Tunnel sein ...

Es begann als »Unterpflastertram«
Stuttgarter die U-Bahn-Bauwerke ihrer Kollegen etwa in Hamburg, änderten aber einiges für ihr eigenes Vorhaben. Auch beim städtischen Tiefbauamt zu Stuttgart, in dessen Hand über ein Jahrzehnt Planung und Baubetreuung lagen, weil man bei der SSB mangels Anlass noch gar nicht über eine eigene Infrastrukturplanung verfügte, waren Lernprozesse unvermeidlich. Manfred Bonz, der zunächst diesem Amt angehörte, schüttelte sich noch später beim Gedanken an Pfeilerreihen zwischen den Gleisen, die man dann unauffälliger »wegplante«, oder die zunächst vorgesehen gewesenen höhengleichen Gleisüberwege für die Fahrgäste, verdeckt hinter Pfeilern: »Stellen Sie sich das heute vor!«

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