Stuttgart: Stadtbahnumbau vollendet

Am 10.12.2011 wurde mit der Parallelfahrt zweier Stadtbahnzüge die Linie U15 zum Stadtteil Stammheim eröffnet. Das ist ein kleiner und doch zugleich großer Schritt für das Stuttgarter Verkehrsunternehmen. Von H.-J. Knupfer
 
Einerseits ist es für die Planer und Bauleute schon völlige Routine, dem rund 120 Kilometer Streckenlänge messenden Stadtbahnnetz einen weiteren 3 Kilometer langen Streckenast  anzufügen, trotz Tunnelbau direkt unter einer der belebtesten Geschäftsstraßen in Zuffenhausen und bei teils mehr als beengter Umgebung. Zweitens ist der Schienenanschluss als solcher nicht neu: Bis 2007 fuhr dort die klassische Straßenbahn als letzte derartige Linie der SSB, seither lief der Umbau oder vielmehr Neubau der Strecke. Zum Dritten aber findet damit das beliebte und heute schon fast volkstümliche Programm »Von der Straßenbahn zur Stadtbahn« sein Ende - ein lokaler Dauerbrenner, der 1984 zum ersten Mal gegeben wurde, mit Profis auf der (Schiebe-) Bühne und Laien als Komparsen links und rechts der Gleise und Baugruben. Über ein Dutzend »Aufführungen«, manchmal zwei in einem Jahr, erlebten ein überwiegend  begeistertes Publikum. 

Und wieder Neubaustrecken
Die Hauptbeteiligten kommen aber gar nicht zum Verschnaufen: Erneut, wie schon 1999, 2000 und 2010, stehen wieder echte Neubaustrecken vor dem Baubeginn, auch wenn sie »nur« die schon relativ dicht besiedelten Stadtteile Dürrlewang im Süden und Hallschlag im Norden erreichen. Auch eine weitere Überlandstrecke wird tendenziell als bauwürdig eingestuft: die Verlängerung zur Messe und zum Flughafen, welche die Nachbargemeinde Leinfelden-Echterdingen berühren wird.

Dass neue Linien neue Fahrgäste bringen, ist normal. Der Erfolg des Stuttgarter Weges misst sich jedoch an weiteren Faktoren: Zwei der heute mit der Stadtbahn befahrenen Linien, die U2 und die erwähnte U15, die auf zwei Drittel ihrer Länge nach Südosten schon seit 2006 in Betrieb steht, waren nämlich im ursprünglichen Stadtbahnprogramm von Mitte der 1970er-Jahre gar nicht enthalten, sondern zur Umstellung auf Bus vorgesehen. Man hatte ihren Umbau technisch zum Teil für nicht möglich gehalten.

Der Fahrgastzuspruch wächst
Der Andrang an Fahrgästen ist auf zwei Linien inzwischen so groß, dass sie mit 80-Meter-Doppelzügen aus zwei der 40 Meter langen DT 8 fahren: War das bei der ersten derartigen Linie, der U6 von 1990, schon vorbereitet, so musste für die U7, die seit 2010 den Nordast der vormaligen Linie U5 befährt, eilends nachgerüstet werden. Und in den Bürgerumfragen, welche die Landeshauptstadt alle zwei Jahre durchführt, hat die SSB auch 2011 wieder Bestnoten erhalten; für die SSB im Übrigen seit zig Jahren sozusagen ein ganz normales, für den ÖPNV in Deutschland aber gewiss nicht immer ein gewöhnliches Ergebnis.

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