Schnellstraßenbahn an Schloss und See

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Die Wiederinbetriebnahme der Linie 2 am 18. April 1923 im 15-Minuten-Takt und die gleichzeitige Verdichtung des Angebots auf der Linie 3 auf ein Viertelstunden-Intervall leiteten eine neue Aufschwungphase ein: 1925 nahm die Linie 1 wieder ihren Betrieb auf. Im Folgejahr wurde die Linie 3 vom Bürgermeister-Bade-Platz zum Le­wen­berg verlängert. 1927 folgte eine weitere Verlängerung bis Sachsenberg (heute: Kli­ni­ken). Ein Jahr später erreichte die Linie 1 Lankow. Die bis 1928 selbstständige Gemeinde hatte die Anbindung zur Be­din­gung für ihren Anschluss an Schwerin gemacht. 1932 wurde jedoch die Bedienung des Streckenab­schnitts Pfaffenteich – Alter Garten der Linie 1 auf den Sonntagnachmittag beschränkt. Nach Gründung der Stadtwerke firmier­te der Bahnbetrieb ab 1935 unter dem Namen »Städtische Werke Schwerin – Abt. Straßenbahn«. Am 21. De­zember des gleichen Jahres nahmen die beiden ersten städtischen Buslinien A (Friedhof – Neu­mühle) und B (Fried­hof/ Strempelplatz (heute: Platz der Jugend) – Görries) den Betrieb auf.

Das Netz schrumpft

War der Omnibus zunächst nur als Straßenbahnzubringer gedacht, wurden bereits 1936 die beiden Außenabschnitte nach Lankow und zur Werderstraße der Straßenbahnlinie 4 auf Busbetrieb umgestellt. Am 17. Mai 1936 wurde die Linie 1 ersatzlos eingestellt. Ein Jahr später, am 6. Mai 1937, wurde aber die Linie 4 von Lankow-Siedlung bis Friedrichsthal verlängert. Doch schon einen Monat später trat ein neuer Fahrplan in Kraft, der eine Angebotsausdünnung und die Verkürzung der Linie 4 zur Schelfstadt mit sich brachte. Weitere Angebotskürzungen folgten zum 3. Dezember 1937. Dabei wurde der sonntägliche Betrieb der Straßenbahnlinie 2 zu Gunsten der neuen Buslinien 2a und 2b eingestellt. Im gleichen Jahr beförderten die Schweriner Omnibusse erstmals mehr Fahrgäste als die Straßenbahnen. Am 2. Dezember 1938 wurde die Straßenbahnlinie 2 endgültig eingestellt. Eine weitere Einschränkung des Straßenbahnbetriebs folgte am 25. Juli 1937. Der Streckenabschnitt Lankow – Friedrichsthal wurde nur noch an Sonn- und Feiertagen bedient.

1937/38 verkaufte die Stadt große Teile der Oberleitung und Schienen der stillgelegten Strecken sowie sechs Beiwagen ins benachbarte Rostock, das im Gegensatz zu Schwerin sein Straßenbahnnetz ausbaute.

Zweiter Weltkrieg und ­Nachkriegsjahre

Der Zweite Weltkrieg brachte eine kurzzeitige Trendwende: Der Busbetrieb musste aufgrund zunehmenden Treibstoffmangels eingeschränkt werden. Dies führte 1940 zur Wiederinbetriebnahme der Straßenbahn-linie 2. Die Einziehung aller wehrfähigen Männer an die Front bedingte ab Ende 1941 massive Angebotskürzungen. Am 1. April 1944 trat eine ungewöhnliche Maßnahme in Kraft: Ab diesem Tag wurden Zeitkarten nur noch an Erwachsene und Kinder ausge­geben, die nachweisen konn­ten, dass sie auf ihrem Weg zur Arbeit bzw. Schule min­destens vier Stationen mit Straßenbahn oder Bus fahren mussten. Durch diese Maßnahme sollte das Fahrgastaufkommen gesenkt und weitere Angebotskürzungen ermöglicht werden. Am 7. April 1945 war Schwerin das Ziel verheerender alliierter Luftangriffe. Der Betriebshof und ein Großteil des Wagenparks wurden zerstört, so dass der Straßenbahn- und Busbetrieb komplett eingestellt werden musste.

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