München: Neue Strecke, neues Netz, neue Bahnen

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Die Linie 17 fährt dafür nun ab Müllerstraße über Ostfriedhof zur Schwanseestraße. Sie übernahm somit östlich des Sendlinger Tores die Aufgabe, die bislang die Linie 27 inne hatte. Die Linie 27 bedient dafür nur noch den Abschnitt Petuelring – Sendlinger Tor und wendet in der dortigen Schleife. Bei den übrigen Linien/Streckenabschnitten gab es keine Veränderungen.
Mit diesem neuen Netz will die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) das Straßenbahnangebot bedarfsgerechter und effektiver gestalten. Die umlauftechnisch verknüpften Linien 12 und 16 sowie die Linien 18 und 23 werden ausschließlich mit dreiteiligen Niederflurwagen (R 2.2) bestückt. Auf der Linie 17 sollen – wie bislang schon auf der Linie 20 – dagegen künftig ausschließlich die kapazitätsstärkeren Fahrzeuge (vierteilige Niederflurwagen R 3.3 bzw. Variobahnen) unterwegs sein. Auch die Linie 19 soll hauptsächlich mit den längeren Fahrzeugtypen ausgestattet werden. Diese Linien werden ganztägig (bis ca. 20.30 Uhr) im Zehn-Minuten-Takt bedient.

Für das Linienpaar 15/25, das derzeit noch im »unrunden« Takt (sechs/sechs/acht Minuten) fährt, ist im Laufe des Jahres 2012 dagegen eine Taktverdichtung tagsüber auf fünf Minuten (bis zur Großhesseloher Brücke) geplant. Die Linie 27 soll tagsüber bald im Sechs-Minuten-Takt fahren. Die Linie 21 verstärkt wie bislang die Linie 20 im stark nachgefragten Abschnitt Karlsplatz (Stachus) – Westfriedhof; hier kommt tagsüber alle fünf, in den Hauptverkehrszeiten an Schul- bzw. Vorlesungstagen der Fachhochschule sogar alle drei bzw. vier Miunten eine Straßenbahn.
Erst am Vortag der Eröffnung der Neubaustrecke nach St. Emmeram bzw. zwei Tage vor dem Inkrafttreten des neuen Fahrplans erhielt die MVG einen (vorläufigen) Zulassungsbescheid der Regierung von Oberbayern für  den Einsatz der Variobahnen (Typ S 1.4/S 1.5). Weil die Dienstpläne aber so kurzfristig nicht mehr zu ändern waren und ein Teil des Fahrpersonals noch nicht für die »S-Wagen« geschult ist, konnten die Variobahnen in den Folgewochen nur sporadisch auf Strecke geschickt werden – nach fast eineinhalb Jahren Wartezeit! Zwischen Dezember  2009 und Juli 2010 waren die drei ersten Variobahnen (Tw 2301, 2302 und 2303) bereits auf den Linien 19 und 20/21 im Einsatz, bis die damalige vorläufige Zulassung auslief.

Zu wenig Wagen: Linie 12 gekappt
Zur Inbetriebnahme des neuen Liniennetzes am 11. Dezember 2011 musste daher noch  mit der Flotte der  »etablierten« Fahrzeuge geplant werden, die zur Bedienung des erweiterten Tramnetzes aber nicht mehr ausreichte. Deshalb wurde die Tangentiallinie 12 kurzerhand verkürzt. Die Straßenbahnen verkehrten über zwei Wochen lang nur noch im westlichen Ast zwischen Romanplatz und Leonrodplatz und wendeten in der für Betriebszwecke vorgehaltenen Schleifenanlage »Olympiapark Süd«. Der östliche Linienteil weiter zum Scheidplatz wurde mit Bussen im Ersatzverkehr betrieben. Erst nach den Weihnachtsfeiertagen fuhr die Linie 12 wieder auf ganzer Länge.
Bereits in den Wochen vor der Netzumstellung machte der Fahrzeugmangel den Disponenten das Leben schwer. So mussten an manchen Tage alle vier noch verfügbaren P-Kurzgelenkzüge auf der Linie 21 Dienst schieben – zur Freude vieler Fahrgäste. Wegen nicht mehr ausreichend vorhandener bzw. betriebsfähiger Beiwagen mussten ein bis zwei davon sogar solo auf die Strecke – sie waren zeitweise hoffnungslos überfüllt.
Inzwischen befinden sich in München elf von 14 bestellten Variobahnen, davon drei der ersten Serie/Typ S 1.4 (Tw 2302, 2303, 2304) und acht der zweiten Serie/Typ S 1.5 (Tw 2311 – 2318). Tw 2301 befindet sich zu Testzwecken für den Batteriebetrieb bei Hersteller Stadler-Pankow in Berlin, die Tw 2319 und 2320 werden im Frühjahr 2012 ausgeliefert. Eine vorläufige Zulassung erlaubt der MVG den Einsatz der Variobahnen nach wie vor nur auf den Linien 19 und 20/21. Es handelt sich zudem um eine zunächst bis zum 31. März 2012 befristete Inbetriebnahme der Bahnen, und die Technische Aufsichtsbehörde fordert bis dahin noch weitere Nachweise.

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