Modernisierte Tatras mit Niederfluranteil

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Vom T3 zum VarioLF+
Das 2001 gegründete Konsortium »Aliance TW« spezialisiert sich auf die Modernisierung von Tatra-Triebwagen und die Produktion von Nachfolgemodellen. Das aus den drei Unternehmen Krnovské opravny a strojírny (KOS), Konstruktionsbüro VKV Praha und Pragoimex bestehende Konsortium offeriert neben Komponenten für die Modernisierung von Tatra-Triebwagen verschiedene Fahrzeugtypen mit unterschiedlich großem Niederfluranteil. Basierend auf dem Ersatzwagenkasten VarCB3, mit dem Tatra T3 modernisiert wurden, entwickelte KOS den Wagenkasten VarCB3LF (LF = low floor (Niederflur)). Der Mittelteil dieser Wagen wird auf eine Bodenhöhe von 350 mm über Schienenoberkante abgesenkt, über den Drehgestellen liegt der Boden 860 mm hoch (Original-T3: 900 mm). Der Drehzapfenabstand dieser Wagen wird auf 7.500 mm (Original-T3: 6.400 mm) erweitert. Beim Übergang vom Niederflur- in den Hochflurbereich sind drei Stufen zu überwinden.

Der Rohbau des 15,1 Meter langen und 2,48 Meter breiten Wagenkastens VarCB3LF ist eine geschweißte, leichte Stahlkonstruktion. Wahlweise werden Laminat-Kopfmodule mit herkömmlichem oder neuem Design angebracht. 2004 entstanden zwei Prototypen für Ostrava (OSTRAU), denen jährlich weitere des als VarioLF bezeichneten Typs folgen (bisher Tw 1311–1342). Sofern vom Kunden nicht anders gewünscht, bekommen die Triebwagen eine elektronische Ausrüstung von Cegelec (Typ Europulse). Der VarioLF ermöglicht dem ­Betreiber eine Modernisierung des Fahrzeugparks und gleichzeitig eine breitere Einführung des Niederflur-Angebots bei verhältnismäßig geringen Investitionskosten.

Mehrere ­Modernisierungsvarianten
Die als T3R.PLF bezeichnete Ausführung ist dem klassischen Tatra T3 am ähnlichsten, da die Kopf- und Heckmodule den T3-Modernisierungsvarianten T3R.EV bzw. T3R.PV gleichen. Zwölf T3 wurden für ­Liberec (Reichenberg) zu T3R.PLF modernisiert, davon fünf für die meterspurige Überlandlinie nach Jablonec.

Im Rahmen der europäischen Woche der Mobilität im September 2006 wurde in Prag ein Triebwagen aus Liberec präsentiert und getestet. Daraufhin entschieden die Prager Verkehrsbetriebe im Zuge des laufenden Modernisierungsprogramms 33 Tatra T3 mit neuen Niederflur–Wagenkästen auszustatten, die Triebwagen der Nummernreihe 8251 ff. erhalten eine auffällige weinrot-silberne Lackierung.

Nach Pilsen wurden im Jahr 2008 erstmals Wagen vom Typ T3R.SLF geliefert, die abweichend eine Steuerung von Skoda besitzen, um die Fahrzeuge mit den bei Skoda modernisierten T3 in Doppeltraktion einsetzen zu können. Bislang wurden 18 Triebwagen modernisiert (Tw 315–332). Der Modernisierungsvariante VarioLFR.E gleicht technisch den T3R.PLF, ist jedoch durch neue Kopf- und Heckpartien nicht von einem Neubau zu unterscheiden. Es verkehren sieben modernisierte Triebwagen in Brünn und bald 31 in Ostrava. Auch bei einem Teil der acht VarioLF für Olomouc handelt es sich um modernisierte Triebwagen.

Komplett neue Fahrzeuge, bei denen keine Teile aus einem Spenderfahrzeug übernommen wurden, werden VarioLF.E bezeichnet. Bislang beschaffte Olomouc komplett neue Triebwagen, ein Prototyp wurde nach Moskau geliefert.

Gelenkwagen VarioLF2 und VarioLF3
Auf der Basis des Wagenkastens VarCB3LF entstanden ab 2006 Prototypen von zwei- und dreiteiligen Gelenkwagen, die als VarioLF2 (sechsachsig, Länge 22,6 Meter, Niederfluranteil 43 Prozent) bzw. VarioLF3 (achtachsig, Länge 30,1 Meter, Niederfluranteil 50 Prozent) bezeichnet werden und jeweils zwischen den Drehgestellen Sänften aufweisen. Bei diesen Fahrzeugen sind beim Übergang vom Niederflur- in den Hochflurbereich über den angetriebenen Fahrwerken drei Stufen (eine Stufe bei den Lauffahrwerken) zu überwinden.

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