Licht und Schatten der SEG-Zeit

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BOMBENZIEL ESSEN

Infolge der Kraftstoffverknappung und Beschlagnahmung vieler Lkw durch die Wehrmacht übernahm die Straßenbahn in den Kriegsjahren auch mehrere Gütertransporte, wozu noch vorhandene Beiwagen aus der Anfangszeit entsprechende Umbauten erfuhren. In den Güterwagen transportierte die SEG sowohl Gemüse als auch Bauschutt – später auch Kriegstrümmer.

Dazu entstand am Mülheimer Flughafen eine Abladestelle, wozu von der Humboldtstraße über Fulerum und Haarzopf eine Betriebsstelle gebaut wurde. Diese reine Güterstrecke ließ die SEG nach dem Krieg demontieren, um die Schienen in der Innenstadt zu nutzen. Die Personenstrecke Humboldtstraße – Haarzopf entstand erst 1950 neu.

Ab 1943 war die Essener Straßenbahn übrigens der einzige Straßenbahnbetrieb, der sich noch in SEG-Eigentum befand. Nachdem das Unternehmen aufgrund von Differenzen mit der Stadt Wiesbaden die dortigen Straßenbahnlinien ab 1929 aufgab, gingen die verbliebenen Strecken 1943 in das Eigentum der Stadt Wiesbaden über.

Im März 1943 richteten die Bombenangriffe auf Essen so schwere Zerstörungen an, dass der Betrieb auf mehreren Straßenbahnstrecken viele Monate ruhte. Ende November hatte sich die Linienführung wieder normalisiert, aber es gab Unterbrechungen. Nach erneuten Zerstörungen im März 1944 gab es wiederum viele Einschränkungen.

Im Mai verkehrte die Linie 18 zwischen Freiheit und Wickenburgerstraße mit Dampflokomotiven und vier bis fünf Beiwagen. Infolge immer größerer Zerstörungen beschränkte die SEG in den letzten Kriegsmonaten den Verkauf auf den Betrieb in den Vororten. Am 8. April liefen nur noch drei Teilstrecken der SL 1, 5 und 25, ab 11. April ruhte der Verkehr gänzlich.

DIE NACHKRIEGSZEIT IN ESSEN

Gemäß der SEG-Schadensbilanz waren nach dem Zweiten Weltkrieg in Essen etwa 80 Prozent der Gleisanlagen, 90 Prozent der Oberleitungen, 92 Prozent der Fahrzeuge sowie 45 Prozent der Betriebsgebäude betriebsuntauglich bzw. zerstört. Im Mai 1945 waren lediglich 40 Straßenbahnwagen einsatzfähig.

Am 25. April 1945 nahmen die SEG auf Weisung der englischen Besatzungstruppen den Verkehr auf der Linie 1 zwischen Bredeney und Alfredusbad wieder auf, fünf Tage später auch auf der Linie 3E. Dort kamen zwischen Emscherbrücke und Bottrop anfangs Fahrzeuge der Vestischen Straßenbahn zum Einsatz, ab 17. Mai dann wieder Wagen der SEG.

War Anfang Mai 1945 die Linie 1 abschnittsweise verlängert worden, so folgten in den folgenden Monaten weitere Strecken. Das im Entstehen befindliche neue Netz sparte aber die stark zerstörte Innenstadt noch weitgehend aus. Ende 1945 verkehrten 15 Linien – deren Anzahl und Länge sich bis 1950 weiter vergrößerte.

Auf den Wiederaufbau bzw. die Wiederinbetriebnahme von vier Linien verzichtete die SEG. Neben der Personenbeförderung diente der Straßenbahn auch nach dem Krieg der Trümmerbeseitigung. Allein im Jahr 1947 transportierte sie 30.000 Tonnen Schutt aus der Innenstadt. Im Jahr 1950 kam der Wiederaufbau der Strecken zum Abschluss. Es verkehrten nunmehr 21 Linien, tagsüber im 20-Minuten-Takt.

DAS ENDE DER SEG

1950 fand aber auch die Eröffnung einer Neubaustrecke statt – am 1. Mai von der Humboldtstraße zum Steinbachgrund, von wo am 12. November die Verlängerung bis Fängershof in Betrieb ging.

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