Leipzig: Linie 9 nach Markkleeberg West vor dem Aus

Die Leipziger Verkehrsbetriebe werden den Betrieb auf dem Südast der Linie 9 voraussichtlich im Dezember einstellen. Das sorgt für Diskussionen, wird der Sachverhalt doch offiziell weder bestätigt noch dementiert.
 

Die Straßenbahnlinie 9 in Leipzig sollte ab dem Connewitzer Kreuz am besten durch die Buslinie 70 ersetzt werden.

Das empfiehlt ein aus Vertretern zahlreicher Entscheidungsträger zusammengesetzter Arbeitskreis zur Zukunft des ÖPNV in der Großen Kreisstadt Markkleeberg aktuell den LVB.

Anfang März sickerte aus internen Sitzungen zufällig an die Öffentlichkeit, dass die Verkehrsbetriebe deshalb planen, den Tramverkehr nach Markkleeberg West zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 einzustellen.

Seitens der LVB gibt es dazu jedoch bisher keine offizielle Stellungnahme. Das Gerede wird von diesem Nahverkehrsunternehmen weder bestätigt noch dementiert. Stattdessen heißt es: „Die Prüfung zur Zukunft der Linie 9 ist noch nicht abgeschlossen.“

Durch die Inbetriebnahme des Citytunnels gibt es zwischen Markkleeberg und der Leipziger Innenstadt seit dem 15. Dezember 2013 eine direkte S-Bahn-Verbindung, mit der Fahrgäste schneller ins Zentrum gelangen. Folge: Fahrgastschwund für die Straßenbahnlinie 9. Allerdings fehlen hierzu noch seriöse Daten.

Wer hingegen von Markkleeberg in den Bereich des Connewitzer Kreuzes oder zu Zielen im Umfeld der Karl-Liebknecht-Straße muss, für den gibt es zur Linie 9 unverändert keine Alternative.

Eine Anschlussfunktion zur S-Bahn kann die Straßenbahn gegenwärtig nicht erbringen, da die Fahrpläne beider Verkehrsmittel nicht aufeinander abgestimmt sind. Die Gleise der Linie 9 befinden sich auf dem Südast abschnittsweise in einem nachweislich schlechten Zustand.

Hintergründe zur Streckenvernachlässigung

Anders als mehrere Straßenbahnstrecken in der Leipziger Innenstadt erfuhr die Linie 9 auf ihrem Südast in den vergangenen Jahren keine grundlegende Erneuerung, es gab nur Notreparaturen.

Doch warum kamen die LVB ihrer Unterhaltungspflicht für den Südast nur mangelhaft nach?

Zunächst: Die Stadt Markkleeberg sollte bei der letzten sächsischen Gemeindegebietsreform 1999 nach Leipzig eingemeindet werden sollte. Dagegen klagte die Kleinstadt erfolgreich und gehört dadurch heute zum Landkreis Leipzig.

Hauptaufgabe der LVB ist es aber natürlich vor allem, den ÖPNV auf Leipziger Stadtgebiet zu bedienen. Für die Betriebsführung der Straßenbahnlinien 3 und 11 bis Schkeuditz zahlt der Landkreis Nordsachsen an die Stadt Leipzig Geld.

Für den Betrieb der Linien 9 und 11 bis Markkleeberg bringe sich der Landkreis Leipzig hingegen bisher finanziell wenig ein. Diese Finanzierungssituation und der ohnehin schlechte Oberbauzustand führten dazu, dass der Südast der Linie 9 im 2007 erstellten Nahverkehrsplan der Stadt Leipzig als „Untersuchungsstrecke zur Umstellung auf Busbetrieb“ erfasst sind.

Und wenn man nicht mehr weiter weiß …

… gründet man ‘nen Arbeitskreis. Und so kommen auch Vertreter des Landkreises Leipzig als Aufgabenträger für den ÖPNV, der Städte Markkleeberg und Leipzig, der LVB, der Regionalbus GmbH, der DB AG und des Zweckverbandes Nahverkehrsraum Leipzig seit zwei Jahren in einer Arbeitsgruppe zusammen, um ein ÖPNV-Konzept für die Große Kreisstadt Markkleeberg zu erstellen. Wichtiges Thema: Die Zukunft des Südastes der Linie 9.

Nahverkehrsforen ist zu entnehmen, dass der Arbeitskreis als Grundlage für seine Entscheidungen unter anderem die Fahrgastzahlen vom jeweils ersten Quartal 2012 und 2014 nutze.

Das sorgt für Kopfschütteln und stellt die seriöse Arbeitsweise der Entscheidungsträger in Frage. Handelt es sich bei den ersten drei Monaten eines Jahres doch mit Abstand um die nachfrageschwächste Zeit auf dem Südast, weil es in diesem Quartal stets die wenigsten Fahrgäste zum Forsthaus Raschwitz und in Richtung Cospudener See gibt.

Gemäß eines Leipziger CDU-Stadtrates sei die Einstellung des Südastes bereits beschlossene Sache. Demnach würde am 13. Dezember gegen 1 Uhr die letzte Straßenbahn von Markkleeberg West nach Leipzig fahren.

Die Stadtverwaltung strebt danach als südliches Streckenende der Linie 9 den S-Bahnhof Connewitz an.

Dazu schufen die LVB bereits vollendete Tatsachen in Form der neuen Gleisschleife neben dem Bahnhof an der Klemmstraße. „Die haben wir doch nicht umsonst gebaut“, äußerte sich ein Mitglied der Geschäftsleitung 2014 in einem internen Gespräch.

Die Buslinie 70 als Lösung?

An Stelle der Linie 9 werde die LVB die Buslinie 70 von der Stadtgrenze bis nach Markkleeberg verlängern – und womöglich sogar bis zum Cospudener See, heißt es aus den offiziell unbestätigten Sitzungsberichten.

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