Krefeld: 125 Jahre Tram in der Seidenstadt

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Bereits ab 4. Juni 1945 konnte wieder ein kleiner Straßenbahnverkehr mit der Verbindung Friedrichsplatz – Hüls angeboten werden, der noch im gleichen Jahr durch die Strecken St. Tönis – Stadthalle (25. Juni), Kronprinzenstraße – Traar (15. August) und Kronprinzenstraße – Uerdingen Bahnhof – Hohenbudberg (5. Dezember) erweitert wurde.

Es dauerte bis Ende 1946, ehe die meisten Linien wieder im Betrieb waren, auch wenn die Taktfolge noch relativ groß und der Wagenpark immer noch stark dezimiert und häufig nur notdürftig instandgesetzt war.

Bald machte sich jedoch bereits ein Umdenken zum Omnibusverkehr hin bemerkbar, dazu wurde bereits Ende der 1940er-Jahre über eine Verbannung der Straßenbahn aus dem Stadtzentrum nachgedacht.

Ebenfalls in diese Richtung ging die Einrichtung einer ersten Obus-Linie vom Hauptbahnhof zur Forstwaldstraße, die am 5. Dezember 1949 ihren Betrieb aufnahm. Aber die Obusse konnten sich in Krefeld nicht lange halten, bereits 1964 wurde der Verkehr wieder eingestellt. Verkehrten 1952 noch zehn Straßenbahnlinien, begann unmittelbar darauf die Konzentration auf das engere Stadtgebiet. Nach dem kurzen Abschnitt Düsseldorfer Straße – Reinholdhütte 1952, wurden zunächst die Überlandlinien nach Mönchengladbach am 8. März 1954 hinter Schiefbahn und nach Hohenbudberg im Jahr darauf stillgelegt.

Die Straßenbahn im Existenzkampf

1960 verschwand die Linie 9 zum Stadtwald. 1961 wurde die »8« zwischen Willich und Schiefbahn stillgelegt, am 18. Juli 1962 auch der Restabschnitt Krefeld – Fichtenhain – Willich. Am 2. November 1963 wurde auch Linie 12 nach Moers eingestellt.

In einem 1959 vorgestellten Gutachten wurde die vollständige Umstellung des Straßenbahnnetzes auf Busverkehr vorgeschlagen. In einem zweiten Gutachten eines anderen Experten wurde nur eine Teilumstellung und die Beibehaltung eines Straßenbahn-Grundnetzes mit vier Durchmesserlinien
  • Linie 1: Fischeln – Hbf – Ostwall – Eisstadion
  • Linie 2: Uerdingen – Bockum – Ostwall – Hbf – Oberschlesienstr. – Edelstahlwerke
  • Linie 3: (Uerdingen –) Bockum – Ostwall – St. Tönis
  • Linie 4: Hüls – Ostwall – Hbf – Linn – Rheinhafen empfohlen.
Am 19. Juli 1962 beschloss der Stadtrat dieses Konzept mit einer Netzlänge von 43,2 km; die übrigen Verbindungen wurden in den folgenden Jahren stillgelegt.

Das Grundnetz bleibt erhalten

Erstmals nach dem Krieg wurde am 15. August 1970 aber auch wieder eine Neubaustrecke eröffnet. Von der Bockumer Kirche ging es bis zur Verberger Straße. Die Fortsetzung bis Gartenstadt/Traarer Straße wurde am 18. Oktober 1975 fertig, und am 3. April 1982 wurde die Strecke bis Elfrath komplettiert.

In den 1970er-Jahren wurde zudem die Einbeziehung der Straßenbahn in ein neues Stadtbahnnetz geplant, das aus zwei Linien bestehen sollte; einmal einer Verlängerung der Linie »K« aus Düsseldorf durch die Innenstadt bis Hüls und einer Verbindung St. Tönis – Rheinhafen/Elfrath.

1980 trat die KREVAG dem neuen Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) bei. Dabei erhielten die Krefelder Linien neue, dreistellige Nummern, die alle mit einer »0« begannen. Die Straßenbahnlinien wurden von »1« bis »4« zu »041« bis »044«. 1990 schlossen sich die KREVAG, die Stadtwerke Krefeld AG und die Dachgesellschaft Krefelder Versorgungs-, Verkehrs- und Entsorgungsgesellschaft mbH zur Städtische Werke Krefeld AG (SWK) zusammen.

1991 begann mit dem ersten Spatenstich zum Neu- bzw. Ausbau des 1967 eröffneten, zentralen Betriebshofs Weeserweg, der im September 1996 abgeschlossen werden konnte. Bereits ein Jahr zuvor konnte die dort auf 5000 m2 neu errichtete Straßenbahnwerkstatt ihrer Bestimmung übergeben werden. Von den alten Wagenhallen wird heute noch das Hülser Depot regelmäßig genutzt, aber nur als Abfahrtsstelle der Linie 044. Wagen werden dort keine mehr untergestellt.

Am 24. September 1989 wurde das einige hundert Meter lange Teilstück Gladbacher Straße – TEW Tor 3 (Stahldorf) der früher weiter nach Willich führenden Strecke wieder in Betrieb genommen.

1993 wurde die alte Schleife am Friedhof Fischeln aufgelassen. Seitdem fahren die Züge der Linie 041 einige Meter weiter bis zur Verknüpfung mit der U70/U76 in Grundend.

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