Karlsruher Straßenbahn weiht neue Strecke ein

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Es ersetzte die Schaffner durch „Controllapparate nach amerikanischem Vorbild“, hinter denen sich die auch später bei DDR-Straßenbahnbetrieben bekannten „Zahlboxen“ verbargen.

Mittlerweile entwickelte sich zunehmend der Personen- und Warenverkehr in das benachbarte Durlach. Die Verlängerung der Pferdebahn von Gottesaue nach Durlach verhieß trotz guter Bedienung Durlachs durch die Staatsbahn ein profitables Geschäft zu werden.

Da die 3,7 km lange Strecke für ­einen Pferdebahnbetrieb zu langsam war, entschied sich das Unternehmen die Wagenzüge von kleinen, zweiachsigen Straßenbahnkastendampflokomotiven zu führen. Die wie die Pferdebahn ebenfalls normalspurige Dampfbahn begann am Durlacher Tor im Bereich der bis 2011 bestehenden Straßenbahnhaltestelle, verlief parallel zur Pferdebahn bis Schloss Gottesaue, um dann am Bahnübergang der Staatsbahn, der sich bis 1913 an der heutigen Straßenbahnhaltestelle „Auer Straße“ befand, zu enden.

Die Eröffnung fand am 16. Juli 1881 statt. Von nun an firmierte die Gesellschaft unter dem sperrigen Namen „ Vereinigte Karlsruher, Mühlburger- & Durlacher Pferde- & Dampfbahn-Gesellschaft“, der aber keine lange Existenz beschieden war. Schon 1894 übernahm die AEG die Pferde- und Dampfbahn mit dem Ziel der Elektrifizierung. Am 19. März 1900 war das Ende der Pferdetraktion gekommen, nun beherrschte die „Elektrisch“ das Karlsruher Straßenbild.

Die Spurweite von 1.435 mm wurde von den Pferdebahnen übernommen. Da die ersten elektrischen Straßenbahnen dem Ansturm der Fahrgäste nicht standhalten konnten, behielt man den Dampfstraßenbahnbetrieb in den Hauptverkehrszeiten bis 1906 bei.

Spezialität der Dampfstraßenbahn war ein Salonwagen mit gepolsterten Sitzen nur für Damen, um diese nicht den „Belästigungen durch Personen des Arbeiterstandes“ auszusetzen. Außerdem gab es noch einen morgendlichen, durchgehenden Gemüsewagen bis zum Marktplatz um die Städter mit frischen Lebensmitteln zu versorgen.

Die Elektrifizierung und erste Veränderungen
Auf Weisung des Großherzogs war in den Anfangsjahren der elektrische Straßenbahnbetrieb in der Kaiserstraße und zum Hauptbahnhof mit einer Oberleitung untersagt. Die deshalb mitgeführten Akkumulatoren, die während der Fahrt auf Abschnitten mit Oberleitung wieder aufgeladen wurden, entsprachen jedoch nicht den Erwartungen. Langsam gab der großherzogliche Hof daraufhin seinen Widerstrand auf.

Ab September 1903, die Straßenbahn war in städtischen Besitz gekommen, fuhren alle Elektrischen mit Oberleitung. Bis dahin hatte sich das Netz auf fast 16 km ausgedehnt. Die Zahl der Beförderungsfälle war in der damals 100.000 Einwohner zählenden Stadt auf zehn Millionen gestiegen.

Neue Transportaufgaben kamen auf die Straßenbahn zu, nachdem der an seine Kapazitätsgrenzen angekommene Hauptbahnhof rund 2,2 km südlich der Innenstadt verlegt wurde. Der alte Bahnhof befand sich seit 1843 am Ettlinger Tor – zwischen dem heutigen Staatstheater und dem Mendelsohnplatz, etwa zehn Gehminuten vom Marktplatz entfernt.

Den Bahnhofsvorplatz benutzte zusätzlich zur Pferdebahn ab Oktober 1890 die zum Bachsteinkonsortium gehörende meterspurige Karlsruher Lokalbahn von Spöck nach Mörsch (heutige S2) und Durmersheim.

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