Haben die Kleinbetriebe im Osten eine Zukunft?

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Plauen soll das dichteste Straßenbahnnetz weltweit einer Stadt mit weniger als 100.000 Einwohnern besitzen. Zu DDR-Zeiten wurde es konsequent ausgebaut. Die Hälfte des Streckennetzes ist auf eigenem Bahnkörper trassiert. Auch wenn der Betrieb noch ausschließlich hochflurige KT4D-mod. einsetzt, dürfte die Zukunft des Betriebes nicht in Frage stehen. Die ersten zwei Niederflurwagen (mit einer Option auf weitere acht) wurden im Dezember 2011 bei Bombardier bestellt. In Jena wurde das Netz nach 1990 umfassend saniert und ausgebaut, der Betrieb fährt seit Jahren vollständig niederflurig.

Problemland Brandenburg
Problematischer ist die Lage im Land Brandenburg, so auch in Brandenburg an der Havel. Diese Stadt hat mit Deindustrialisierung, Langzeitarbeitslosigkeit, Abwanderung und zurückgehenden Einnahmen zu kämpfen. Von 71.800 Einwohnern (2010) soll Brandenburg bis 2020 auf ca. 65.000 Einwohner schrumpfen. Gerade Hochhaussiedlungen wie Hohenstücken, das in der DDR-Zeit über eine Straßenbahnstrecke angebunden wurde, verlieren überproportional an Einwohnern. Die Innenstadtstrecken verkehren teilweise in beengten Straßen. Besser sieht es beim Wagenpark aus, wo drei Viertel der Fahrzeuge teilweise niederflurig sind. Es heißt, der Weiterbetrieb sei bis 2020 gesichert ist. In einigen Jahren könnte sich allerdings auch hier eine erneute Stilllegungsdiskussion eröffnen.

Schwieriger ist die Situation in Frankfurt an der Oder, wo der Betrieb mit zurückgehenden Fahrgastzahlen zu kämpfen hat. Mit sparsamer Betriebsführung konnte man bisher die Einnahmeausfälle kompensieren. In den 1970er und 1980er-Jahren waren sechs modern trassierte Neubauabschnitte hinzugekommen. Sollte die geplante Straßenbahn­anbindung in die polnische Nachbarstadt Slubice realisiert werden, würde diese Investition sicherlich die Zukunft des Betriebs auf lange Zeit sichern. Im Wagenpark haben modernisierte KT4D noch ein Übergewicht, derAnteil der Niederflurwagen beträgt derzeit 44 Prozent.

Thüringens Kleine werden bleiben
Gotha kann von der touristischen Bedeutung der gut frequentierten Thüringerwaldbahn (Linie 4) nach Friedrichroda und Tabarz profitieren. In ­Gotha fahren die innerstädtischen Linien zu einem großen Teil auf derselben Strecke wie die Thüringerwaldbahn (Hauptbahnof – Sundhausen). Der Weiterbetrieb dürfte gesichert sein. Derzeit wird mit hochflurigen KT4D-mod. und kaum noch mit ­Düwag-GT6 gefahren. Ende 2011 trafen die ersten (Teil-)Niederflurwagen ein: vier Düwag-GT8N ex Mannheim.

Obwohl die innerstädtische Straßenbahn Nordhausen ganze 6,6 Kilometer lang ist, wurde sie doch durch die Durchbindung der Harzer Schmalspurbahnen (Linie 10) aufgewertet. Auch ist der Fahrzeugpark inzwischen komplett modernisiert: Seit 2012 laufen sowohl auf den innerstädtischen Linien 1 und 2 sowie auf der Vorortlinie 10 nach Ilfeld ausschließlich niederflurige Combinos. Die Zukunft sieht daher positiv aus.

Das niederschlesische Görlitz mit gerade einmal 11,5 Kilometer Streckenlänge und zwei Linien wird angesichts schwindender Fahrgastzahlen um den »Luxus« Straßenbahn kämpfen müssen. Der Wagenpark besteht ausschließlich aus modernisierten KT4D. Ein Plus sind die in den letzten Jahren im Streckennetz getätigten Investitionen.

S-Bahn-Zubringer um Berlin
Die kleinen Berliner Umlandbetriebe Schön­eiche, Strausberg und Woltersdorf werden sparsam geführt und profitieren von ihrer Funktion als S-Bahn-Zubringer. Schöneiche und Strausberg sind weitgehend auf eigenem Bahnkörper trassiert; insbesondere letzterer Betrieb investierte in den letzten Jahren stark in die Streckenmodernisierung. Beide Betriebe haben sind auch recht gut frequentiert. Strausberg wird 2014 zwei niederflurige »Flexity« von Bombardier erhalten; die Zukunft dieses Betriebs dürfte damit gesichert sein. Schöneiche verfügt neben KT4D-mod.

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