GT8 - und Action!

Die Ära der GT8 geht in der Seidenstadt langsam zu Ende. Höchste Zeit, die Straßenbahn-Triebwagen noch in einem Film festzuhalten. Das STRASSENBAHN MAGAZIN war bei einem Drehtag dabei.

 
Der frühe Vogel fängt den Wurm. Es ist vier Uhr morgens und noch dunkel, als ich mich mit dem Kamerateam der A. Hellmuth C.I.C. GmbH (CIC) im Krefelder Westen treffe. Am Haupteingang zum Depot der SWK mobil GmbH melden wir uns an, flugs öffnet man die Schranke. Wir werden also schon erwartet – sehr gut.

Während wir noch mit dem Ausladen beschäftigt sind, kommen im orangefarbenen Licht der Platzfluter zwei Mitarbeiter der SWK auf uns zu. Sie sind unsere Betreuer in den nächsten Stunden. Ein freundliches »Guten Morgen«, gleich darauf sind wir beim Thema: ein Film über den GT8, den legendären Düwag-Gelenkwagen, der langsam auch in Krefeld aus dem Einsatzbestand verschwindet. Die erste Wagenhalle scheint den Trend zu bestätigen: Zahlreiche jüngere M8C-Triebwagen finden sich hier, nur ein GT8-Triebwagen ist vorhanden. Wobei es ja nicht die M8C sind, die den alten Düwags den Garaus machen, sondern die neu bestellten Flexity-Wagen.

Durch eine kleine Tür auf der anderen Seite des Gebäudes erreichen wir die nächste Halle und haben gleich den Eindruck, dass dort die Welt für uns noch in Ordnung ist. Wieder haben wir es mit sechs Gleisen zu tun, die Platz für jeweils vier Wagen bieten. Aber diesmal sind sie mit unseren Wunschfahrzeugen bestückt, den GT8. Trotz der frühen Morgenstunde haben bereits einige Wagen die Halle verlassen, um zu ihrem Dienst auszurücken. Während unserer Dreharbeiten wird sich die Halle zusehends weiter leeren.

Thema 1: vor dem Dienst

Dienstbeginn steht auch auf dem Plan des Filmteams. Detailliert lässt es sich vom SWK-Fahrer vorführen, wie ein GT8 morgens auf seinen Einsatz vorbereitet wird. Dazu gehört, die Türen zu prüfen, die Zielanzeigen zu drehen, die Schienenbremsen zu betätigen, den Stromabnehmer zu heben und zu senken und vieles mehr. Was sich im Alltag strikt abarbeiten lässt, ist unter Filmbedingungen manchmal nicht so einfach. Der Fahrer trägt zwar ein Ansteckmikrofon, über das er dem Filmteam (und dem Zuschauer) sein Vorgehen erklären kann. Doch ist der jeweilige Arbeitsschritt wirklich gut »im Kasten«? Manchen Handgriff muss der Fahrer mehrfach ausüben, bis sich das Filmteam mit der Aufnahme zufrieden zeigt. Auch der Kameramann leistet Schwerarbeit: Immer wieder wechselt er die Position, schleppt Kamera samt aufgesetzter Leuchte und Stativ an einen neuen Standort, um den richtigen Blickwinkel zu finden.

Weil der Fahrer anschließend mit seinem Wagen zum Linienverkehr ausrücken muss und sich die vorderen Standplätze inzwischen geleert haben, bleiben uns einige Minuten Zeit, in Ruhe die hinteren Wagen anzusehen. Toi-toi-toi: Der erste Themenblock des GT8-Films wurde erfolgreich abgearbeitet, das Team ist sichtbar zufrieden. Und es geht gut weiter. Während wir die Wagen »untersuchen«, kommt eine Fahrerin hinzu, die ihren gelben Triebwagen betriebsfertig machen muss. Kurzerhand wird sie in die Dreharbeiten eingespannt, was sie mit viel Humor nimmt. Ärger über die Störenfriede vom Videodreh? Nicht hier, nicht heute. Alle Fahrer, mit denen wir zu tun haben, sind außerordentlich hilfsbereit und geduldig. Selbst die Aussicht, ihre Aufgaben am Mikrofon auch für Laien verständlich erklären zu müssen, schreckt die wenigsten. Scheinbar freuen sich alle über die ungewöhnliche Abwechslung und über die Gelegenheit, ihren Beruf vorstellen zu können.

Thema 2: Die Wagen rücken aus

Als auch die Fahrerin mit ihrem GT8 die Halle verlässt, beschließt das Kamerateam einen Standortwechsel. Über den Hof gehen wir in das Hauptgebäude, wo sich der Kameramann im ersten Stock im Schulungsraum am Fenster postieren möchte. Von dort hat man eine gute Sicht auf die aus den beiden Hallen ausrückenden Triebwagen. Ein bisschen muss das Team bei dem Fotostandpunkt nachhelfen; erst vom erhöhten Standpunkt aus stören Laternen nicht mehr das Bild.

Gespannt startet der Kameramann die Aufnahme, als der erste Wagen hinter dem Glastor in Sicht kommt. Doch welche Enttäuschung: Das Tor bleibt noch geschlossen, der Fahrer steigt in aller Seelenruhe aus und beginnt, die Frontscheibe zu waschen. Der Begleiter von der SWK muss über die Miene des Kameramanns schmunzeln. Denn, so erklärt er uns, die Utensilien hat man genau für diesen Zweck dort bereit gestellt. In der Summe haben die Fahrer 20 Minuten Zeit, um ihre Fahrzeuge auf den Linieneinsatz vorzubereiten. Immerhin: Drei weitere Wagen folgen, Gelegenheit genug, das Ausrücken im Bild festzuhalten.

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siehe Bildunterschrift
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