Flexity Outlook: Der Rivale

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Design bestimmt­ ­Bewusstsein?
Trotz der recht guten Aufträge war der Cityrunner bis 2004 nur ein kleiner Konkurrent für Siemens und Alstom, deren Citadis und Combino den Markt beherrschten. Siemens verlor mit der Combino-Krise viel Boden und Bombardier gelang mit dem nun Flexity Outlook C genannten Cityrunner ausgerechnet in jenem Land ein prestigeträchtiger Erfolg, das Alstom als sicheren Heimathafen betrachtet: Frankreich. Im Dezember 2004 gewann BT den Auftrag über 26 neue Wagen für die rekonstruierte und komplett neu gebaute Straßenbahn Marseilles. Diese Wagen fallen vor allem durch ihr besonders Design auf, das an ein Boot erinnert. Viel Holzdekor (meist Imitat) und gegen die starke Sonne durch Jalousien geschützte Fenster machen aus den Wagen nicht nur optisch einen Genuss. Sie sorgten auch für entsprechend große Aufmerksamkeit für den Outlook. Damit konnte BT bereits einen zweiten Auftrag auf Märkten gewinnen, für die nicht unbedingt das preisgünstigste Fahrzeug ausschlaggebend ist, sondern vor allem gilt: »Das Design bestimmt das Bewusstsein!« In Marseille besteht auf bis zu 36 Wagen eine Option – die u.U. auch siebenteilig ausgeführt werden.
Großserie für Brüssel
Wie bei den Citadis auch, kann der Kunde nicht nur das Innendesign, sondern auch die Kopfform wählen, was zu einer Fülle unterschiedlicher und ästhetisch unterschiedlich ansprechender Ausführungen geführt hat. Mehrere Bauformen wurden mit Design-Preisen ausgezeichnet, so auch der Outlook für Brüssel
Der Durchbruch auf dem Markt gelang BT mit einem Auftrag über zunächst 68 Wagen aus Brüssel. Damit errang BT auch den zweiten Auftrag, den Brüssel für NF-Wagen erteilte. Die in den 1990ern beschafften, von Bombardier-Vorgänger BN in Brügge gelieferten Tram 2000 mit ihren »Neo-Maximum«-Drehgestellen haben sich nicht so gut bewährt, als dass nach knapp zehn Jahren eine Neuauflage in Frage kam. Auch wollte man bei den MIVB/STIB eine Type, die mehr Platz bot und modular ausgeführt werden konnte. Die erste Serie umfasste 49 fünf- (Tw 3001 ff) und 19 siebenteilige Fahrzeuge (Tw 4001 ff), für die auch ein neues Außendesign entwickelt wurde, dass Brüssels Geschichte als »Hauptstadt des Jugendstils« aufgriff. Das Design der Fahrzeuge mit ihren bei allen Rundungen doch kantig-eleganten Formen mit der neuen Farbgebung in Silber und rotgold wurde preisgekrönt. Inzwischen hat Brüssel weitere 87 Wagen nachbestellt, auf 65 besteht eine Option. Bis 2009 war dies der größte Auftrag für BT mit dem Outlook C. Sollten alle Optionen gezogen werden, wird Brüssel dereinst über eine Outlook Flotte von 210 Wagen verfügen.
Trotz dieser Erfolge und der offensichtlich guten Bewährung konnte BT mit dem Outlook in Deutschland zunächst keinen Blumentopf gewinnen. Wenn nach der Combino-Krise 100-%-Niederflurbahnen geordert wurden, kam eine Zeitlang fast ausschließlich Stadler mit der Variobahn zum Zug (Bochum-Gelsenkirchen, Nürnberg, München), ansonsten zogen deutsche Betriebe den 70-%-NF-Wagen vor. Bei dieser Type ist Bombardier mit seiner Classic-Variante hierzulande und auch weltweit Marktführer (s. SM 08/10).
Augsburgs Cityflex
Erst 2007, als die Stadtwerke Augsburg weitere Niederflurwagen ausschrieben und offenbar keine Combino nachkaufen wollten, gelang es BT erstmals, den Outlook in Deutschland zu verkaufen. Seit 2009 kamen in insgesamt drei Losen 27 in Augsburg »Cityflex« genannte Siebenteiler zur Auslieferung, die sich im Äußeren weitgehend an den älteren Genfer bzw. Linzer Wagen orientieren. Sie laufen auch auf der im Dezember 2010 eröffneten neuen Linie 6. Auch hier hat BT noch eine Option auf weitere drei Wagen. In Augsburg lösten die Cityflex auch die alten Düwag-MAN GT8 aus den 1970er-Jahren ab.

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