Flexity Outlook: Der Rivale

Bombardiers Flexity Outlook holt auf. Bei den 100-%-Niederflursystemfahrzeugen beherrschen zwei Typen den Markt: Noch ist Alstoms Citadis der Marktführer, aber der ­Flexity Outlook C von Bombardier, vor zehn Jahren als »Cityrunner« auf dem Markt erschienen, holt auf.
 

Ende der 1990er-Jahre begann sich bei der Entwicklung der 100-%-Nie­der­flurwagen eine Tendenz zum modular aufgebauten Multigelenkwagen abzuzeichnen. Nach der Variobahn, die 1994 den Vorläufer gab, stellte Siemens 1997 den Combino vor, Alstom folgte fast zeitgleich mit dem Citadis, heute mit weit über 1.000 verkauften Fahrzeugen das erfolgreichste Niederflurfahrzeug der Welt. Bis zur Jahrtausendwende sah es so aus, als könnte sich daneben noch ADtranz mit seinen GTXN Fahrzeugen halten, doch die ab 1995 einsetzende Fusionswelle änderte dies. Neben diesen etablierte sich damals mit Bombardier ein weiterer großer Anbieter auf dem Markt. Doch die Kanadier ließen sich Zeit mit der Vorstellung einer eigenen 100-%-Multigelenkfahrzeug Entwicklung. Erst ab 2000 kam auch Bombardier mit einem solchen Fahrzeug heraus, man nannte es den »Cityrunner«. Ein erster Auftrag lag aus Graz vor, das gleich 18 Wagen ohne vorherigen Prototyp bestellte. Das war ein mutiger Einstieg und in Graz zahlte man letztlich das Lehrgeld, dass auch diese Neuentwicklung forderte. In Deutschland entschied sich erst 2007 Augsburg für die siebenteilige Variante, Krefeld folgte mit vorerst 19 fünfteiligen Wagen, die im vergangenen Jahr die Düwag-GT8 in der Seidenstadt ablösten (s. SM 12/10).

Kein Ladenhüter im Portfolio
Das Bombardier im Jahr 2000 eine weitere Neuentwicklung vorstellte, mag aus heutiger Sicht überraschen, denn die Kanadier waren damals der am schnellsten wachsende Konzern. Bombardier kaufte weit mehr als die Konkurrenz in den 1990er-Jahren »staubsaugermäßig« andere Hersteller auf und mit ihnen deren Eigenentwicklungen, die zum Teil heute noch unter der Marke Bombardier im Angebot sind. Bis 1995 einverleibte Bombardier sich zunächst BN in Brügge, dann Rotax (Lohner) in Wien und Talbot in Aachen. 1998 übernahm Bombardier die aus der früheren DDR-Waggonbauindustrie hervorgegangene DWA mit Werken u.a. in Bautzen, Görlitz und Ammendorf sowie 2001 schließlich ADtranz mit Traditionsstandorten wie Hennigsdorf, Mannheim, Nürnberg, Kassel und Siegen. Mit ADtranz kamen auch mehrere völlig unterschiedliche Niederflurfahrzeugfamilien zu Bombardier, von denen der Incentro noch im Portfolio vorhandenen ist, derzeit als »Flexity Berlin«. Heute firmiert die Firma unter Bombardier Transportation (BT).
Nach einer großen Restrukturierung bis Ende 2005 betreibt BT weltweit heute
59 Werke mit rund 33.000 Beschäftigten, in Deutschland liegen acht Produktionsstandorte mit rund 8.000 Mitarbeitern. Die Fertigung von Straßen- und Stadtbahnen konzentriert sich hierzulande inzwischen auf das Werk im sächsischen Bautzen, wo man auch eine eigene Teststrecke zur Verfügung hat, ein weiterer Fertigungsschwer­punkt für Niederflurstraßenbahnen ist das ehemalige Lohner-Werk in Wien. Fallweise kommt auch das Werk in Aachen dazu (so für die Krefelder Flexity). Fahrwerke werden zentral in Siegen produziert.

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