Fit für die Zukunft

Nachdem zwei wichtige Sanierungsprojekte im Bestandsnetz der »Noris-Straßenbahn« über die Bühne gebracht wurden, entstehen jetzt sogar Neubaustrecken. Text: Ulrich Rockelmann

 
Lange Zeit galt die Straßenbahn in Nürnberg als Auslaufmodell zugunsten von U-Bahn und Bus. Erst in den 1990er-Jahren kam es auch von offizieller Seite zu einem Umdenken, und der Elektrischen wurde wieder zukunftsweisender Platz im öffentlichen Verkehrssystem der »Noris« eingeräumt. Zwar kommen manche der gewünschten Erweiterungen nur zäh voran, doch zwei wichtige Neubauprojekte wurden auf den Weg gebracht und zwei große Sanierungsmaßnahmen am Netz konnten im vergangenen Jahr über die Bühne gebracht werden.

Ausbau in der Ostendstraße

Besucher des Nürnberger Tiergartens mussten sich, was den ÖPNV betrifft, im Jahr 2009 auf eine unbequemere Anfahrt einstellen: Wegen umfangreicher Bauarbeiten in der Ostendstraße wurde die gesamte Straßenbahnlinie 5 vom 12. Januar bis 12. Dezember 2009 im Schienenersatzverkehr mit Autobussen bedient.

Die Straßenbahnline 5 zum Tiergarten passiert in der Ostendstraße zwischen den Haltestellen Arminiusstraße und ­Mar­thastraße zwei Eisenbahnbrücken über die Strecken Nürnberg – Pegnitz bzw. Nürnberg-Dutzendteich – Nürnberg Ost (Güterzugverbindung). Schon seit Jahren waren diese beiden etwa hundert Jahre alten Bauwerke nur noch für Straßenfahrzeuge unter zwölf Tonnen zugelassen; für die Straßenbahn gab es eine Ausnahmegenehmigung.

Beide Bauwerke mussten nun dringend durch Neubauten ersetzt werden, wobei die Ostendstraße zudem durchgehend vier Fahrspuren bekommen sollte.

Gleichzeitig erhielt die Straßenbahnstrecke auf gut 750 Meter Länge für 2,1 Mio. Euro neue Schienen samt Ober- und Unterbau, davon auch ein kleiner Teil als Rasengleis. Darüber hinaus erneuerte die VAG die Fahrleitung und baute die Haltestelle Erhardstraße (ab Dezember 2009 umbenannt in »Business Tower«) behindertengerecht aus.
Während der Bauzeit war der Straßenbahnverkehr auf der Linie 5 vollständig gesperrt und wurde durch Busse ersetzt.

Umbauten am Kohlenhof

Eine schon länger geplante Baumaßnahme begann am 25. Mai 2009 in der Steinbühler Straße südöstlich vom Knotenpunkt Plärrer. Zwischen dessen Ostseite und der Haltestelle Kohlenhof benutzte die Straßenbahn – jeweils eingleisig – stadtauswärts die Zufuhrstraße, stadteinwärts die Steinbühler Straße. Während dort eine recht »zügige« Linienführung möglich ist, sah es in der Zufuhrstraße anders aus: Die bisherige kurvenreiche Strecke führte durch falsch parkende Autos immer wieder zu Behinderungen, und höhere Geschwindigkeiten blieben hier sowieso illusorisch.

Da auch die Schienen nach 40 Jahren verschlissen waren, lag eine Verlegung des südwärts führenden Gleises in die Steinbühler Straße nahe, wo übrigens schon seit 1929 die Bahnen der Gegenrichtung verkehren. Die neue Haltestelle Kohlenhof musste für beide Fahrtrichtungen in der Steinbühler Straße südlich der Kreuzung Schanzäcker-/ Camerariusstraße verlegt werden und wurde barrierefrei ausgebaut. Zwar konnte das neue Gleis zwischen den Kreuzungen mit dem Frauentorgraben und der Schanzäckerstraße nicht auf eigenem Bahnkörper verlaufen, doch  dafür erhielt das stadteinwärts führende Gleis teilweise einen Rasenkörper.

Nach sechsmonatiger Totalsperre (Ersatzverkehr durch die verlängerte Buslinie 34) verkehren die Straßenbahnlinien 4 und 6 seit 23. November 2009 wieder zwischen Plärrer und Landgrabenstraße durch die Steinbühler Straße. Wegfallen musste allerdings die bisherige Wendemöglichkeit am Kohlenhof mit der kurzen Verbindungskurve von der Kohlenhofstraße in die Steinbühler Straße, doch gibt es dafür Ersatz durch die bestehende Schleife am Plärrer. Insgesamt ließ die VAG rund 850 Meter Schienen neu verlegen; zwei Weichen konnten ersatzlos entfallen.

Das stillgelegte Gleis in der Zufuhrstraße bleibt bis zu den nächsten anfallenden Straßenbauarbeiten liegen – danach ist dort ein Zweirichtungs-Radweg vorgesehen.

Neubaustrecke durch die ­Pillenreuther Straße

Über die nördliche Pillenreuther Straße führt die kürzeste Verbindung vom Aufsessplatz zum Hauptbahnhof. Darunter verläuft auch die U-Bahn, doch sie Straßenbahn muss seit den  Stilllegungen 1986 einen beträchtlichen Umweg über die Allersberger Straße machen. Daher sprach sich die VAG bereits vor Jahren für eine neue Direktverbindung Aufsessplatz – Pillenreuther Straße – Celtispaltz – Hauptbahnhof aus, wodurch außer einer Fahrzeitverkürzung von vier bis fünf Minuten auch zwei Triebwagen pro Umlauf eingespart werden könnten.

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