Essen-Mülheims Linie 104: Kaputtgespart?

Seiten


Überlandcharakter und Revier-Flair
Der Abschnitt Hauptfriedhof – Flughafen zählt zu den jüngeren Strecken der Mülheimer Straßenbahn. Nachdem die damalige Linie 17 am 10. Juli 1924 den Neuen Friedhof (heute: Hauptfriedhof) erreicht hatte, wurde die Verlängerung bis zur Windmühlenstraße am 5. Juni 1927 und die Gesamtstrecke zum damals neu eröffneten Flughafen am 23. November 1928 in Betrieb genommen. Vom Hauptfriedhof verläuft die rund zwei Kilometer lange Strecke zweigleisig in Seitenlage der Zeppelinstraße in südöstlicher Richtung durch die Stadtteile Raadt und Flughafensiedlung. Aufgrund des hügeligen Geländes bestehen Steigungs- und Gefällabschnitte und teilweise besitzt die Strecke abseits der Bebauung zwischen den Feldern gar ein wenig Überland-Flair.

Nach drei Zwischenhaltestellen – Parsevalstraße, Horbeckstraße und Windmühlenstraße – wird die Endhaltestelle Flughafen erreicht. Der Blick geht zum Empfangsgebäude und zum Tower des Flughafens. Vor einer ruhrgebietstypischen Trinkhalle – eine Weiche führt die beiden Richtungsgleise zusammen – befindet sich die Aus- bzw. Einstiegsstelle. Dahinter schließt sich noch ein Wendedreieck an, das 1959 für den Einsatz von Einrichtungswagen angelegt wurde – für eine Schleife war kein Platz vorhanden. Befahren wurde das Dreieck seit Jahren nur noch in Ausnahmefällen oder im Rahmen von Sonderfahrten; die planmäßig eingesetzten Stadtbahnwagen vom Typ M wendeten stumpf.

Linien- und Fahrzeuggeschichte
Jahrzehntelange »Flughafen-Stammlinie« war die Linie 11, dann die 13, und ab dem 1. Januar 1980 im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr die Linie 110. Im Jahr 2008 wurde die Linie 110 zum Hauptfriedhof zurückgenommen. Die Bedienung des Flughafenastes übernahm dafür die Linie 104, allerdings nur im 20-Minuten-Takt. Die Zwischenkurse des Zehn-Minuten-Taktes tagsüber endeten weiterhin am Hauptfriedhof.

Nach der Ablösung der letzten Zwei- und Dreiachser bestimmten die elf Mülheimer Düwag-Großraumzüge der Baujahre 1954/55 (T4 + B4) das Bild auf der Flughafen-Linie. Fallweise waren aber auch die sechsachsigen Gelenktriebwagen – ebenfalls aus dem Hause Düwag – zu sehen. Nach dem Ausscheiden der letzten Großraumzüge im Jahr 2002 übernahmen nach und nach die Stadtbahnwagen vom Typ M die Kurse der Linie 110, vornehmlich die zahlreich vorhandenen kurzen M6.

Seit 2008, nachdem die Flughafenanbindung auf die Linie 104 wechselte, dominierten die längeren M8 – darunter auch die ständig in Mülheim vorhandenen Leihfahrzeuge der Essener Verkehrs-AG (EVAG) – auf der Strecke. In den letzten Betriebsmonaten »verirrte« sich ab und an auch einer der vier von den Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen (BOGESTRA) gekauften M6-Triebwagen auf die Linie 104.

Von Michael Krische, Michael Beitelsmann

Weitere Informationen und Bilder finden Sie im 
STRASSENBAHN MAGAZIN 06/12!

Seiten

Tags: 
Weitere Themen aus dieser Rubrik

Der Mensch als Fehlerquelle?

"Ich war doch nur ganz kurz abgelenkt“, zitieren zahlreiche Unfallprotokolle in ganz Deutschland die Fahrer von Stadt- und... weiter

Freiburg vor dem Generationswechsel - Gnadenfrist für die letzten sechs GT8K bis 2017

Die VAG in Freiburg bekommt gerade sechs Niederflurwagen von CAF geliefert – trotzdem mustert sie die letzten sechs hochflurigen GT8K nicht aus. Sie m&... weiter

Wirklich sicher?

Hat er seinen Tod fahrlässig in Kaufgenommen? Noch immer ermittelt die Dortmunder Staatsanwaltschaft, wieso am Pfingstwochenende ein 20-Jähriger zwischen zwei als...

weiter

Das könnte Sie auch interessieren