Ein Tunnel für Karlsruhe

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Aber ist es auszuschließen, dass die Angebote der zukünftigen Linien 6 und 7 nicht doch aufwandsneutral durch Ausdünnung von Führungen über die Kaiserstraße gewonnen werden? Viele Fahrgäste dieser Linien werden zukünftig aussteigen, wo die Schienen vor der Kaiserstraße ausweichen, sie werden ein wenig länger zu Fuß marschieren, wo sie ansonsten eine Haltestelle sitzen geblieben wären. Verkraftbar und nicht dramatisch bei den konkreten Entfernungen, aber eben doch ein wenig schlechter als heute.

Was wird das für die Wirtschaftlichkeit mancher Linien im neuen Zielnetz bedeuten, das mit den Vorgaben der Kombilösung wohl nicht anders als suboptimal betrieben werden kann? Optimisten erwarten mit der Kombilösung eine Verbesserung des heutigen Zustandes, es lässt sich aber auch der leise Verdacht nicht ausräumen, damit könnte eine Entwicklung eingeleitet werden, bei der die Entwicklung des Karlsruher ÖPNV ihren Zenit überschritten haben wird. Insofern hätte der Verfasser natürlich gerne auch den »Ohnefall« aus der Standardisierten Bewertung eingesehen und dem Mitfall hier grafisch gegenübergestellt – es wäre schon interessant gewesen, zu sehen, was hier womit verglichen wurde! Kommt die schienenfreie Fußgängerzone? Aktuell wird übrigens aus Kreisen des Karlsruher Einzelhandels gefordert, den Bauablauf »umzudrehen« und zuerst rasch die Maßnahme »Kriegsstraße« zu realisieren. Welche Gedanken stehen dahinter? Da es völlig undenkbar ist, erst die Trasse via Kriegsstraße zu bauen, dann alle Bahnen über diese umzuleiten und die Kaiserstraße damit bereits in drei, vier Jahren »schienenfrei« zu bekommen, drängt sich ein anderer Gedanke auf: Vielleicht könnte ja die Stimmung bei den Karlsruher Bürgern doch zuungunsten einer schienenfreien Fußgängerzone kippen, wenn sie im Laufe der Zeit sehen müssen, dass damit auch Verschlechterungen der Erreichbarkeit ihrer guten Stube verbunden sind. Wenn aber bis 2020 auch nach Inbetriebnahme des Tunnels über einige Jahre der 1996 verworfene »Doppelstockverkehr« gefahren werden muss, weil es noch keine Gleise in der Kriegsstraße gibt, könnte man diesen Zustand – der betrieblich ja auch den Nachweis bringen würde, dass es »klappt«! – dann vielleicht als doch gar nicht so übel empfinden und sich dann ja sogar gegen einen endgültigen Rückzug der Straßenbahn aus der Kaiserstraße zu wehren beginnen … was den oben erwähnten Einzelhandelskreisen dann wohl nicht ins Konzept passen würde! Es könnte also durchaus noch spannend werden, was »Kombilösung« im Detail nach 2016 bedeuten wird.

Text: Thomas Naumann
 

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Fotos: 
T. Naumann, M. Kochems
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