Die schmalsten Elektrischen

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Der Wagenpark von fünf Trieb- und zwei Beiwagen ging anschließend an die damals noch schmalspurige Tram Sarajevo.

Bahnen mit 762 mm Spurweite
Das Eisenbahnnetz in Japan ist fast gänzlich in Kapspur (1067 mm) angelegt. Einige wenige Privatbahnen sowie das ab 1964 entstandene Shinkansen-Hochgeschwindigkeitsnetz sind normalspurig ausgeführt. Einst gab es aber auch ca. 30 Strecken mit einer Spurweite von 762 mm, von denen nach den 1920er-Jahren viele auf Kapspur umgebaut oder stillgelegt und nur wenige elektrifiziert wurden. Von diesen existieren heute noch drei.

Ausgangspunkt der Sangi Hokusei-Line ist Nishi-Kuwana, 30 km südwestlich von Nagoya an der Strecke nach Ise-Toba. Die 1931 eröffnete Bahn ist mit 20,4 km die längste elektrische Schmalspurbahn und führt durch dichtbesiedeltes Gebiet nach Ageki. Die Züge verkehren durchgehend oder auf Teilstrecken alle 15 bis 60 Minuten. Die Fahrzeit beträgt eine Stunde.

Nur 14 km weiter südlich an der gleichen Strecke beginnt in Yokkaichi die Kintetsu Utsube Hachioji-Line, eine 5,7 km kurze Strecke nach Utsube mit einer 1,3 km langen Abzweigung nach Nishihino. Die Bahn wurde 1912 eröffnet und 1943 elektrifiziert. Betrieben wird sie im 15- bis 30-Minuten-Takt mit einer Fahrzeit von 18 Minuten.

Auf beiden genannten japanischen Linien fahren ausschließlich Dreiwagen-Triebzüge verschiedener Serien aus den Jahren 1954 bis 1977. Die dritte elektrische Schmalspurbahn Japans ist die Kurotetsu (Kurobe Gorge-Eisenbahn).

Sie schließt in Unazuki Onsen an die kapspurige Chitetsu (Toyama Chiho-Eisenbahn) an und führt entlang des Kurobeflusses durch ursprüngliche Gebirgsgegenden der Japanischen Alpen auf einer bogen- und steigungsreichen Strecke in 50 Minuten zum 20,1 km entfernten Kurort Keyakidaira mit seinen heißen Thermalquellen. Die Bahn diente ursprünglich zum Bau des 1963 fertiggestellten Kurobe-Staudammes. Für den Personen- und Güterverkehr sind 23 vierachsige Elloks vorhanden. Täglich verkehren ca. 20 Züge.

Bahnen mit 785 mm Spurweite
Im damals zu Preußen gehörenden Oberschlesien entstanden ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine große Anzahl von Industriebahnen zur Versorgung der Kohlegruben und Hüttenwerke. Ihre Spurweite von 30 preußischen Zoll (= 785 mm) fand sich einst auch z.B. im Rhein-Sieg-Gebiet (z.B. Bröltalbahn).

Für den Verkehr in den rasant wachsenden Städten Oberschlesiens setzte man auf den 785-mm-Strecken zunächst auf Pferde- und Dampf-, aber schon ab 1898 auf elektrischen Betrieb. Die „Oberschlesische Dampfstraßenbahn GmbH“ setzte schon 1902 auf einem fast 100 km langen Überlandnetz 90 vierachsige Trieb- und 70 Beiwagen ein.

Das Konkurrenzunternehmen „Oberschlesische Kleinbahnen und Elektrizitätswerke A.G.“ fuhr gleichzeitig auf 30 km gleicher Schmalspur mit ca. 30 Trieb- und 30 Beiwagen. Beide Gesellschaften fusionierten später zur Schlesischen Kleinbahnen A.G.

Befriedigen konnten die schmalspurigen Straßenbahnen auf Dauer nicht – so wurde die unabhängige „Städtische Straßenbahn Beuthen“ schon 1912 in Normalspur eröffnet. Die vorgesehene Umspurung des Gesamtnetzes zog sich lange hin, vor allem bedingt durch den Ersten Weltkrieg und die anschließende Teilung Oberschlesiens.

Abgesehen von einem kurzen Abschnitt in Kattowitz 1912 begann sie 1928 mit der Strecke Gleiwitz – Hindenburg (Zabrze) und war erst 1952 beendet. Heute betreiben die „Tramwaje Slaskie“ ein hochinteressantes normalspuriges Stadt- und Überlandnetz von 30 Linien.

Text: Jörg Zimmer

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