Der Ärger mit den ­Hochbahnsteigen

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Bei diesen wurden zwar die festen Stufen für den Einsatz an Hochbahnsteigen durch Klapptrittstufen ersetzt, doch war die Bodenhöhe der Mt/mt niedriger als die der modernen Stadtbahnwagen, was nur 56 cm hohe Bahnsteige erlaubte. Auf der heutigen U3 nach Oberursel konnten zunächst aufgrund des Mischbetriebs mit Güterzügen sogar nur 32 cm hohe Bahnsteige eingerichtet werden, die zwischenzeitlich auf 56 cm erhöht wurden. In den letzten Jahren wurden die meisten 56-cm-Bahnsteige auf die endgültige Höhe von nun 80 cm über SOK erhöht, womit diese jahrzehntelang für Frankfurt charakteristischen »Halbhochbahnsteige« bald Geschichte sein werden.

Einigung auf 80 Zentimeter

Nachdem man sich nun auf eine Bahnsteighöhe von 80 cm festgelegt hat, müssen die 87 cm hohen Bahnsteige auf der B- und C-Strecke etwas abgesenkt werden, was durch Aufschotterung der Gleise geschehen soll. Zuvor können die neueren Stadtbahnfahrzeuge vom Typ U4 und U5 aufgrund derer im Vergleich zu den Vorgängertypen niedrigerer Fußbodenhöhen nicht auf der B- und C-Strecke (Linien U4, U5, U6, U7) eingesetzt werden. Dies hat auch einen rechtlichen Hintergrund, da in Deutschland ein Herabsteigen vom Bahnsteig ins Fahrzeug (im Gegensatz zum Heraufsteigen) im Stadt-, Straßen- und U-Bahnverkehr nicht zulässig ist. Abgesehen von diesen 56-cm-Bahn­steigen gibt es in Frankfurt noch immer Haltestellen im Stadtbahnnetz, an denen noch vom Straßenniveau aus eingestiegen werden muss. Diese werden sich aber nach Inbetriebnahme der in Bau befindlichen Hochbahnsteige an der Haltestelle Fischstein (U6) ausschließlich auf die fast  »hochbahnsteiglose« Linie U5 konzentrieren.

U5 bleibt hochflurig

Lediglich im zentralen Tunnel der B-Strecke zwischen Konstablerwache und dem Hauptbahnhof halten die Züge der U5 an Hochbahnsteigen. Als Halbmesserlinie bedient die am Hauptbahnhof beginnende U5 nur einen Außenast, der von der Konstablerwache aus oberirdisch nach Preungesheim führt. In Zukunft soll die Strecke von Preungesheim zum S-Bahnhof Frankfurter Berg verlängert werden. Auf ihrer derzeit fünf Kilometer langen oberirdischen Strecke muss sich die U5 im Bereich der südlichen Eckenheimer Landstraße auf gut einem Kilometer ihre Trasse mit dem Individualverkehr teilen. Protest am geplanten Hochbahnsteigbau entzündet sich vor allem an den in diesem Bereich liegenden Stationen Musterschule und Glauburgstraße. Beide Haltestellen liegen am stadtseitigen Ende des oberirdischen Abschnitts im gründerzeitlich geprägten Stadtteil Nordend. Ausgestiegen werden muss derzeit noch vollkommen ohne Bahnsteig auf der Straße. Eine lang angedachte Weiterführung der Tunnelstrecke durch das Nordend schied letztendlich aufgrund der schwierigen Finanzierbarkeit aus. Auch die Umwandlung der U5 in eine Niederflurstraßenbahnlinie wurde untersucht. Hierbei müsste die Straßenbahn von Preungesheim kommend aber im dreigleisigen U-Bahnhof Konstablerwache enden, wo ein Gleis für den Niederflurbetrieb umgebaut werden könnte. Auch ein Anschluss an die Strecke der Linie 12 in der Friedberger Landstraße über die derzeitige Betriebsstrecke Glauburgstraße wurde schon durchgespielt. Da aber nur die Beibehaltung des Hochflurbetriebs eine (schnelle) Durchbindung der Linie zum Hauptbahnhof durch den Tunnel der B-Strecke ermöglicht, soll der Hochflurbetrieb beibehalten werden.

Verlängerung ins ­Europaviertel?

Dafür spricht auch, dass vom Hauptbahnhof ausgehend in den nächsten Jahren eine neue U-Bahnstrecke ins Europaviertel gebaut werden soll, die hervorragend an die dort endende U5 angebunden werden könnte. Ansonsten müsste dafür eine neue U-Bahnlinie eingerichtet werden. Mit der Entscheidung zur Beibehaltung der U5 ergibt sich aber auch die Notwendigkeit entlang der Strecke zeitnah Hochbahnsteige zu erstellen. Schließlich können bei der Frankfurter U-Bahn nur die Ptb-Wagen, deren Ausmusterung aber bevorsteht, an niedrigen Bahnsteigen bzw. ebenerdig halten. Gerade für die Stationen Glauburgstraße und Musterschule ist man sich aber der städtebaulich sensiblen Situation bewusst und hat für die Hochbahnsteige eine unkonventionelle Lösung gefunden. Diese sollen als Seitenbahnsteige höhengestaffelt nur in Teilbereichen 80 cm hoch ausgeführt werden – ansonsten nur eine Höhe von 60 cm aufweisen. Damit wird im niedrigen Bereich zwar eine ca. 20 cm Stufe zum Einstieg in die Bahnen bleiben, dafür sollen sich die Bahnsteige harmonischer in den engen Straßenraum einfügen.

Hannovers Neuer hält nur an Hochbahnsteigen

Während in Hannover seit Beginn des Stadt­bahnbetriebs (1975) die vorhandenen Tunnelstrecken komplett mit Hochbahnsteigen ausgestattet wurden, kam der Ausbau an der Oberfläche erst zu Beginn der 1990er-Jahre in Fahrt.

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siehe Bildunterschrift
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