"Chruschtschow" und "Hannibal" im Revier

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Vorab traten die Betriebe der Stadt Mülheim im Jahre 1962 mit der STOAG in Verhandlung, die Endstelle der Linie 1 auf Oberhausener Gebiet in Holten Bahnhof ebenfalls mit einem Gleisdreieck oder einer Wendeschleife auszustatten. Die STOAG beabsichtigte dagegen, mit der Deutschen Bundesbahn über einen Ersatz des Bahnübergangs in Holten Bahnhof durch eine Unterführung zu verhandeln. Man plante, die Linie 1 dann um etwa zwei Kilometer bis nach Holten Markt zu verlängern und in diesem Abschnitt die Duisburger Meterspurlinie 11 abzulösen. Diese, aus Duisburg-Pollmann kommende Linie, wäre nach Holten Markt zurückgezogen worden, wo eine neue Schleife entstehen sollte. Hier hätte auch die von Walsum kommende Duisburger Linie 6 wenden können, die aber bereits 1961 auf Busbetrieb umgestellt wurde. Einer zeitnahen Ausführung dieser Pläne standen allerdings sehr zähe Verhandlungen mit der DB im Wege. Mülheim war dadurch gezwungen, die zwei Kurse der ­Gemeinschaftslinie 1 weiterhin mit älteren Zweirichtungstrieb- und Beiwagen zu bestücken.

Umbauwagen aus Rheydter Dreiachsern

Nachdem sich die insgesamt sieben Oberhausener Doppelgelenkwagen auf der ­Linie 1 sehr gut bewährten, beabsichtigte die STOAG eine ähnliche, möglichst preiswerte Lösung für die drei Kurse der ­Verstärkerlinie 1E. Diese verkehrte zwischen Oberhausen Mitte (Vincenshaus, ab 1963 Boermann-Realschule) und Sterkrade ­Hagelkreuz, wobei der dortige kurze Gleisstumpf eine Rangiermöglichkeit um einen Beiwagen herum aufgrund der räumlichen Enge gar nicht zuließ. Man kaufte daher im Jahre 1960 von den Stadtwerken Rheydt, die sich 1959 zugunsten des Obusses von der Straßenbahn verabschiedet hatten, zu einem günstigen Preis die nicht mehr benötigten und relativ neuen Dreiachstriebwagen 113 – 118. Diese sechs Wagen, die 1948 ebenfalls von der Kölner Firma Westwaggon gebaut worden, wurden dem Herstellerwerk in Köln-Deutz wieder zugeführt und sollten dort zu den drei Doppelgelenktriebwagen 368 – 370 umgebaut werden.

Nur noch ein »Nachzügler«

Zu Beginn dieser Arbeiten stellte sich aber heraus, dass die Rheydter Triebwagen in einem so schlechten Allgemeinzustand waren, dass nur die Realisierung eines Gelenkwagens finanziell vertretbar war. Die STOAG erhielt somit im Jahre 1962 einen letzten neuwertigen viermotorigen Gelenkwagen (Tw  368). Dieser unterschied sich von den »echten« Neubauwagen 361 – 367 vor allem durch seine kantige Frontgestaltung mit der geraden ungeteilten Scheibe und den Schiebetüren an den Fahrzeugenden. Lediglich die Türen im neu ­gebauten Mittelteil waren als Falttüren aus­geführt. Der jüngste Oberhausener Sechs­achser sah wegen der Verwendung der originalen Wagenkästen der Rheydter Dreiachser somit am »unmodernsten« aus. Er stellte mit 20,9 Metern Länge die kürzeste, mit 28 Tonnen aber auch die schwerste Bauart der Oberhausener Sechsachser dar. Er wurde wie seine neu gebauten Vorgänger auf der Linie 1 nach Mülheim eingesetzt. Zum 11. Oktober 1964 verlegten die Betriebe der Stadt Mülheim die Endstelle der Gemeinschaftslinie 1 von Mülheim-Saarn zum Wendedreieck am Mülheimer Flughafen. Hierdurch wuchs zwar die Linienlänge von 19,9 km auf 21,1 km, die Fahrzeit verkürzte sich allerdings um zwei Minuten auf 68 Minuten, da die Strecke nun einen höheren Anteil eigener Bahnkörper besaß. 

Gastspiele auf den Linien 2 und 1E

Für den Einsatz der zweimotorigen Oberhausener Gelenkwagen 361 – 363 auf der Gemeinschaftslinie 1 bedeutete die Linienwegänderung allerdings das Ende, da die Steigung am Werdener Weg kurz vor der Haltestelle Oppspring (sieben Prozent) nur von den fünf viermotorigen Doppelgelenkwagen zu bewältigen war. Für die drei Gelenkwagen der ersten Generation war dagegen die Steigung von maximal vier Prozent am Kassenberg kurz hinter der Stadthalle in Mülheim das »höchste der Gefühle«. Fortan setze die STOAG auf ihren sechs Kursen der Gemeinschaftslinie 1 auch wieder zwei Züge aus dreiachsigen Trieb- und Beiwagen ein, die an der Oberhausener Endstelle Holten Bahnhof umrangiert werden mussten. Für die Gelenktriebwagen 361 – 363 fand man mit der Oberhausener Straßenbahnlinie 2 vorübergehend ein neues Einsatzgebiet: Von der Innenstadtschleife ausgehend fuhren sie ab der Haltestelle Broermann-Realschule über Oberhausen Hbf, Osterfeld und Sterkrade bis Oberhausen-Buschhausen Bahnhof (Skagerrakstraße). Bereits ab 1. Januar 1965 fuhr die Linie 2 allerdings nur noch bis Sterkrade Bahnhof, wo sie sich fortan für zehn Monate die dortige Endstelle mit der aus Bottrop kommenden Linie 17 der »Vestischen« teilte. Am 2.

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siehe Bildunterschrift
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