Alt und neu in Krakau

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Die 105Na sind da robuster, in den größeren Türspalten kann sich Schnee erst gar nicht festsetzen, aber dafür ist es im Innenraum auch deutlich kälter.

Bei außen minus zehn Grad bildet sich bei den Ex-Nürnberger Wagen schon mal Eis im Innenraum an den Fensterrahmen: Nicht nur Physiker wissen, dass Aluminium ein sehr guter Wärme-(Kälte-)leiter ist, erst in den neueren Typen wurde Gummi statt der Alu-Fensterprofile verwendet. Eisblumen beginnen zu wachsen, und die Lichtspiele darin machen die Fahrt zu einen Erlebnis. Beim 105Na kann das nicht so schnell passieren, dafür dringt durch die Ritzen der Schiebefenster schon mal Flugschnee hinein. Am wärmsten ist es in den Ex-Düsseldorfer GT8S, deren Zweirichtungsfunktion mit Türen an beiden Seiten im Krakauer Netz gar nicht ausgenutzt wird. Von dem GT8S war zunächst ein einzelner Wagen zum Testen gekommen, doch er erfreute sich so großer Beliebtheit, dass inzwischen 27 der formschönen Wagen eingetroffen sind. Eine Besonderheit ist, dass sie ihre Betriebsnummern aus Düsseldorf einfach beibehalten haben. Das Farbschema wurde von Rot in Hellblau geändert, doch die Anordnung mit dem breiten weißen Streifen beibehalten, ja sogar auf die ex- Wiener E-Wagen übertragen.

Winterwunderland in der Altstadt
Die verschneiten Bäume an der Ringstraße, die den historischen Stadtkern wie einen Erholungspark umgeben, wirken wie ein Winterwunderland. Wenn das Glück es noch will, dass die Sonne auf die frisch verschneiten Bäume scheint und die Schneekristalle zum Glitzern bringt, ist das Motiv perfekt. Doch Krakau hat dem Fotografen noch viel mehr zu bieten. Die  Linien 8, 15 und 20 fahren an der mächtigen Burg Wawel vorbei, von der aus König Sigismund und seine Nachfolger seit dem 15. Jahrhundert Polen und das angrenzende Litauen regierten. Die Linien 0, 1, 3, 6, 8, 18 passieren die gotische Dominikanerkirche mit ihrem hohen Kirchenschiff. Ein weiteres Motiv ist das trutzige Festungsbauwerk, wenige hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt.
Wie die historische Altstadt ist auch die Burg Wawel als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt und lockt zahlreiche Touristen aus aller Welt nach Krakau. Ein völlig ­anderes Touristenziel ist das mit einer eineinhalbstündigen S-Bahn-Fahrt von Krakau aus erreichbare, ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Auch zum Flughafen fährt eine S-Bahn, als Balice-Express bezeichnet, von Fahrgästen wegen des unbeschrankten Bahnübergangs eher als Straßenbahn verkannt.

Es handelt sich um einen modernen zweiteiligen Dieseltriebzug, der im Halbstunden- oder Stundentakt ohne Halt in rund 15 Minuten zum Hauptbahnhof fährt. Auf den anderen S-Bahn-Strecken, die der PKP gehören, verhindert die dünne Zugfolge und wohl nicht zuletzt das Oldie-Image der EN70- Triebfahrzeuge, dass die S-Bahn zur Zeit eine bedeutende Rolle im innerstädtischen Verkehr Krakaus spielt. Ein Potential schneller Linien wäre auf den Strecken, die in den Süden des Stadtgebiets führen, durchaus gegeben, zumal viele Bahnhöfe vorhanden sind.

Straßenbahn beliebtestes Verkehrsmittel
So bleibt die Straßenbahn neben einigen Buslinien weiterhin das beliebteste öffentliche Verkehrsmittel. Das Hop-on-hop-off zu den wichtigsten Punkten, daneben Schnelligkeit durch weite Haltestellenabstände, und die Linienführung mit im Durchschnitt drei Linien pro Strecke machen die Tram zum unverzichtbaren Verkehrsmittel der Stadt. Im Berufsverkehr herrschen bisweilen fast Verhältnisse wie in Tokio, so eng geht es in den Bahnen zu.
Zwei Netzerweiterungen im Süden der Stadt sind für 2011 und 2013 vorgesehen. Auch in Bezug auf Schnelligkeit tut sich einiges. Im Dezember 2008 wurden im Zuge der Neugestaltung des Hauptbahnhofes ein neuer Fern-Omnibusbahnhof, ein Einkaufszentrum und gleichzeitig eine 1,5 Kilometer lange unterirdische Straßenbahnstrecke mit zwei Haltestellen eingeweiht. Wie in Krakau üblich sind die Haltestellen ebenerdig, und eine Mauer verhindert, dass unachtsame Fahrgäste zur anderen Seite wechseln.

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