Abschied vom Flaggschiff
Die Große Leipziger Straßenbahn begann 1927 nach geeigneten Triebwagentypen für ihre neuen Umlandstrecken zu suchen. Von Anbeginn kamen nur größere Drehgestellwagen in Frage, um vor allem auf den Außenstrecken kürzere Fahrzeiten zu erzielen. Anvisiert wurden Mitteleinstiegfahrzeuge, die zu den bereits bestellten Mitteleinstiegbeiwagen des Typs 61 passen sollten. Am 10. Mai 1929 fand bei Christoph & Unmack in Niesky die erste Besprechung über prinzipielle konstruktive Fragen statt und am 13. Juni 1929 wurde mit den bereit stehenden Lieferanten die elektrische Ausrüstung festgelegt.
Am 2. Juli 1929 lagen die Konstruktionszeichnungen des neuen Triebwagentyps 29 in Leipzig vor. Neben 36 gepolsterten Sitzplätzen waren 44 Stehplätze vorgesehen. Die 14 Meter langen Wagen erhielten für den Einsatz auf Außenstrecken ein lauttönendes druckluftbetätigtes Typhon bzw. eine Signalpfeife. Außerdem konnte auch die Warnglocke durch Druckluft betätigt werden. Insgesamt 56 Wagen wurden bei drei Waggonfabriken in Auftrag gegeben, die ersten 50 kamen 1930, sechs nachbestellte wurden 1931 geliefert. In die Lieferung der elektrischen Ausrüstung teilten sich die Firmen Bergmann (Berlin) und Sachsenwerk (Dresden). Die Fahrschalter und Motoren beider Hersteller waren identisch und austauschbar. Mitte März 1930 konnten die ersten Wagen von der Hauptwerkstatt in den Betriebseinsatz übergeben werden.
Beliebt beim Fahrgast, Sorgenkind in der Werkstatt
Die Mitteleinstiegtriebwagen mit zwei Mitteleinstieg-Niederflurbeiwagen boten ein imposantes Erscheinungsbild und wurden von den Fahrgästen gelobt. Angenehm fielen die bis 1939 vorhandenen Gepäckablagen, die kleinen Fenstertische und die Sonnenschutzvorhänge auf. Rauchern und Nichtrauchern stand jeweils ein Abteil zur Verfügung. In den Werkstätten avancierten die »Tausender«-Triebwagen allerdings sehr schnell zu Sorgenkindern.An den erstmals als Schweißkonstruktion hergestellten Drehgestellen zeigten sich viele Mängel, auch die noch als Gleitlager ausgebildeten Achslager bereiteten Sorgen. Die bereits technisch überholte, druckluftbetätigte Klotzbremse verursachte infolge ständiger Verwendung als Betriebsbremse außerordentlichen Instandhaltungsaufwand. Die Vollspannungs-Motoren mit konstruktiv bedingten kleinem Ankerdurchmesser erwiesen sich in Verbindung mit den schlecht abgestimmten, grobstufigen Fahrschaltern als überaus störanfällig und sehr empfindlich gegenüber Schneeverwehungen auf den Außenstrecken. Die Triebwagen 1050 und 1042 fielen Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg zum Opfer. 1958/59 wurden 24 Triebwagen des Typs 29 zum Typ 29a umgebaut und mit neuen Drehgestellen ausgestattet. Zehn Wagen des Ursprungstyps wurden noch als »Messereserve« abgestellt. Die planmäßige Ausmusterung erfolgte 1967 bis 1970. Zum Fahrzeugpark der Historischen Wagen gehört der erhalten gebliebene Wagen 1043, der derzeit durch die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft »Historische Nahverkehrsmittel Leipzig« e.V. umfassend restauriert wird.
Mit neuen Drehgestellen:
Typ 29a Im Jahr 1954 hatte der Waggonbau Görlitz neue Drehgestelle für zwei nachgebaute »Große Hechtwagen« (1726II und 1717II) für die Dresdner Straßenbahn gebaut und entwickelt, die sich an die Konstruktion des 1941 geplanten vierachsigen Einheitsstraßenbahnwagens anlehnten. Sie waren mit rollengelagerten Achsen und einer Gummi-Primärfederung versehen; die Abfederung der Wiege erfolgte über Schraubenfedern. Nach Einbau einer druckluftbetätigten Scheibenbremse konnten sie auch für den Einsatz unter Wagen des alten Typs 29 Verwendung finden. Musterwagen 1045 (neue Typenbezeichnung Typ 29a) wurde im Februar 1958 fertig gestellt und erprobt. Insgesamt erhielten folgende 24 Wagen diese Neubaudrehgestelle:1002, 1003, 1005, 1010, 1012, 1017, 1018, 1021, 1024, 1025, 1029, 1030, 1031, 1037, 1038, 1039, 1045, 1046, 1047, 1048, 1049, 1053, 1054, 1055.
Die Fahrer mussten sich allerdings mit dem etwas veränderten Bremsverhalten vertraut machen.
Letzte Heimat in Strausberg
Als Abnehmer der ab Ende der 1960er-Jahre durch den einsetzenden Großserienbau der T4D/B4D entbehrlichen Wagen des Typs 29a fand sich die Strausberger Eisenbahn. Wagenkästen und Drehgestelle von elf Wagen gingen per Bahn – wegen des Lademaßes getrennt – auf die Reise. Acht Triebwagen wurden nach den entsprechenden Anpassungsarbeiten (Normalspur, breite Radbandagen, 750 Volt Fahrspannung) dort eingesetzt. Ab 1. Juni 1969 wurden in Leipzig die noch vorhandenen Wagen des Typs 29/29a im Straßenbahnhof Reudnitz konzentriert und auf den Linien 15, 25 und 22E verwendet.Seiten
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