50 Jahre Dortmunder GT8

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Auch die Wagen 16 – 40 wurden nach und nach komplett umgebaut. Ferner begann der Einsatz von Stromabnehmern mit Doppelschleifstücken anstelle der Hochwippe, wobei die Wagen zum Teil auch Pantographen (Stemman) beider Bauformen trugen.

Letztes Los 1974 und Umbauten

1974 wurden von der Düwag noch einmal 15 GT8 geliefert. Sie erhielten die Wagennummern 1 – 15 (die 1969er-Wagen 6 – 15 wurden in 82 – 91 umgezeichnet) und waren von Beginn an für Selbstbedienung eingerichtet. Sie ersetzten die letzten Zweiachser, die als E-Wagen noch unverzichtbar waren.

Der GT8 war somit in 91 Exemplaren vorhanden und stellte das Rückgrat des Schienenverkehrs der Dortmunder Stadtwerke (DSW) sowie die größte jemals vorhandene Fahrzeugserie in Dortmund dar. Ergänzt wurde der Bestand bis zum Eintreffen der ersten Stadtbahnwagen N8C (ebenfalls Zweirichtungs-Achtachser) ab 1979 von den noch vorhandenen Typen GT4 + T4B4, die wegen ihrer Einrichtungsbauart aber nur wenige Linien bedienen konnten.

Eine weitere Änderung erfuhren die Wagen 16 – 91 bei den frontseitigen Anzeigen für Liniennummern und Ziel. Die ursprünglichen Steckschilder mit schwarzer Schrift auf weißem Grund wurden gegen Zielfilme in weißer Schrift auf schwarzem Grund ausgetauscht. Die Seitenbeschilderung blieb allerdings in der alten Form auf Steckschildern. Dabei wurden die Zielschildern im Mittelwagen dahingehend abgeändert, dass statt des direkten Endziels nun zweizeilig der Linienweg (z.B. Mengede – Hacheney/Tierpark und zurück) angeschrieben wurde. So fiel für das verbliebene Personal kein Umstecken mehr an.

Der Stromabnehmer, der zuvor mittels Leine bedient wurde, erhielt eine elektrische Ausrüstung für das Heben und Senken. Eine weitere Änderung ergab sich nach der flächendeckenden Einführung der Meldeempfänger: Der zweite Stromabnehmer war nicht mehr notwendig und wurde nach und nach demontiert.

Neue Farben und ein lang(sam)er Abschied

Farblich wurde von der eher aufwendigen Erstlackierung zu einer vereinfachten Variante übergegangen, diese aber immer noch in Braun/Braun/Beige.
In den frühen siebziger Jahren begann die Ära der Vollwerbung, die einer unternehmenstypischen Erkennung der Fahrzeuge zuwider lief. Immer mehr GT8 fuhren mit bunten Totalreklamen durch die Stadt. Es wurden auch mehrere Farbversuche unternommen, den typischen Dortmunder »Schokoladenlack« zu ersetzen. Hierzu wurden mehrere Wagen unterschiedlich lackiert. Eine Variante in Rot/Weiß läutete schließlich die farbliche Neuzeit ein, sie wurde aber noch in das Weiß/Rot abgeändert, das die letzten GT8 trugen und auch heute noch nahezu alle B-Stadtbahnwagen tragen.
Die zweite Serie von N8C-Stadtbahnwagen ab 1980 setzte die ersten GT8 frei.

Da ein anpassender Umbau der GT8 für den Tunnelbetrieb (die Stadtbahn ging schrittweise ab 1983 in Betrieb) aus Kostengründen ausschied, wurden die Wagen langsam ihres angestammten Tätigkeitsfeldes beraubt. Der Rückzug kam etappenweise und als erstes von der Linie 5 nach Mengende ab Januar 1979. Weitere Linien folgten.

Nach Karlsruhe, Wuppertal, Resita und Hiroshima

Von den ersten frei werdenden GT8 konnten 1981 zehn Wagen nach Karlsruhe, wo akuter Wagenmangel herrschte, verkauft werden. Auch hier gab es keinen Unterschied zwischen Düwag- und Hansa-Fahrzeugen, je fünf verließen Dortmund per Zug. Für die dortigen Verhältnisse adaptiert fuhren die Dortmunder GT8 in Baden zur Hälfte als Zweirichtungswagen. Bei den anderen fünf Exemplaren wurde nur ein Fahrerstand angepasst und sie wurden als »Einrichter« eingesetzt. Sie blieben bis 1985/86 im Einsatz. Ein GT8 wurde danach sogar noch von Karlsruhe nach Wuppertal weitergegeben, um einen dort ausgebrannten Wagen zu ersetzen.

Die absolut weiteste Reise traten aber die 1959 von der Düwag gebauten GT8 Nr. 76 und 80 an: Per Eisenbahn ging die Reise 1981 nach Hamburg und dann per Containerschiff nach Hiroshima in Japan, wo sie nach Anpassungen (u.a. Klimaanlage!) mit ihrer deutschen Farbgebung und Werbung ihren Liniendienst versahen. Tw 76 ist dort als Sonderwagen heute noch vorhanden, der in Tw 77 ungezeichnete ehemalige Dortmunder Tw 80 wurde dagegen 2006 verschrottet.

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siehe Bildunterschrift
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