»Zwirnsrolle« und »Sternbahn«

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November 1984 ist die Linie 11 auf der Schkeuditzer Strecke Stammlinie geworden. Sie durchfährt die ganze Stadt Leipzig, um im Süden im Ortsteil ­Dölitz, erneut die Stadtgrenze zu passieren. Unmittelbar nach dem Straßenbahnhof ­Dölitz wird seit 1. April 1928 die Stadtgrenze überquert. Nach 1,6 Kilometer ist die Endhaltestelle Markkleeberg/Ost erreicht. Die Strecke zwischen Dölitz und Markkleeberg/Ost ist eingleisig ohne Ausweichen. Die Linie 11 ist heute mit 22,1 km die längste Linie im Leipziger Straßenbahnnetz, ihre Gesamtfahrzeit beträgt 61 Minuten.

Im Nordosten nach Taucha

Seit dem 15. Juli 1927 fährt die Straßenbahn zwischen den Städten Leipzig und Taucha (heute im Kreis Torgau, Delitzsch, Oschatz gelegen). Ab der Leipziger Stadtgrenze im Nordosten in unmittelbarer Nähe der BAB 14 fährt die Bahn in stadtauswärts linker Seitenlage die B 87 entlang eingleisig mit Ausweichen bis zur Endhaltestelle Taucha. Am Torgauer Platz im Leipziger Stadtgebiet verzweigen sich die Linien Richtung Sellerhausen, Paunsdorf, Sommerfeld und Taucha. Die Tauchaer Strecke verläuft im Zuge der Torgauer Straße zweigleisig in Straßenmitte. Nach Überquerung der Eisenbahnstrecke Richtung Chemnitz und Dresden und Unterquerung der Eisenbahnstrecke nach Altenburg wird am Volksgarten auf die stadtauswärts linke Seite auf besonderen Bahnkörper geschwenkt. Nach den Haltestellen Permoser Straße und Bautzner Straße verläuft die Trasse stadtbahnmäßig ausgebaut weiter Richtung Taucha. Während des 2. Weltkrieges hieß die Haltestelle Bautzner Straße HASAG, benannt nach dem gleichnamigen dort ansässigen Rüstungsbetrieb. Diese Haltestelle war dreigleisig bis zur nahe gelegenen gleichnamigen Wendeschleife. Diese wurde nach dem Krieg entfernt und erlebte am 1. November 1976 ihr Comeback. Sie war notwendig geworden, um das Wohngebiet Schönefeld verkehrsmäßig besser erschließen zu können. Da die Brücke über den Leipziger Güterring neu gebaut werden musste, wurde diese Maßnahme genutzt, die alte Strecke in Form einer S–Kurve zu begradigen.

Zweigleisig seit zehn Jahren

Außerdem sollte die Straßenbahnstrecke hier zweigleisig ausgebaut werden, was auf der alten Trasse nicht möglich gewesen wäre. Dieser Ausbau erfolgte zwischen 1999 und 2000. Dabei wurde auch die Schleife Torgauer/Bautzner Straße wieder aufgegeben und abgebaut. Auf der neuen Brücke entstand die Haltestelle »An den Theklafeldern«. Im weiteren Verlauf kommt dann die Haltestelle Teslastraße, wo ein doppelgleisiges Gleisdreieck vorhanden ist. Hier findet sich die Zufahrt zur Hauptwerkstatt Heiterblick der LVB, die sich unmittelbar hinter der Eisenbahnstrecke nach Cottbus befindet. Auf diesem Gelände ist auch der Bau des Technischen Zentrums der LVB geplant. Dort soll in den nächsten Jahren auch ein neuer Betriebshof entstehen, der dann die Depots in der Wittenberger Straße und in Paunsdorf überflüssig machen wird. An der nächsten Haltestelle Wodanstraße zweigt eine Strecke nach rechts ab. Diese wird heute von der Linie 3 über Paunsdorf/Nord nach Sommerfeld befahren. Hier lag bis nach der Wende links vor der Kreuzung die Wendeschleife »Jugendwerkhof«. Dort befand sich zu DDR-Zeiten eine Einrichtung, in der »schwer erziehbare« Jugendliche »gezüchtigt« worden. Später wurde die Schleife in »Wodanstraße« umbenannt. Die Bahn fährt weiter Richtung Taucha und unter der Autobahn hindurch. Zu DDR-Zeiten lagen unter der Autobahnbrücke eine Haltestelle und die Zahlgrenze für den Zuschlag (10 Pfennige). Mit dem zweigleisigen Ausbau wurde dieser Halt aufgehoben und die Bahn fährt durch bis zur Haltestelle Gerichtsweg. Von hier ab bis zur Endhaltestelle verläuft die Strecke eingleisig. An der Haltestelle Theodor-Körner-Straße führt noch ein stillgelegtes Anschlussgleis in eine Produktionsstätte. Dies ist heute die letzte Erinnerung an den bis 1989 durchgeführten Straßenbahngüterverkehr für die Firma Bodenbearbeitungsgeräte mit ihren Betriebssitzen in Taucha und Plagwitz.

Eingleisig durch Taucha

An der Haltestelle Freiligrathstraße liegt eine Ausweiche, damit der Gegenzug kreuzen kann. Nun kann in den letzten eingleisigen Abschnitt eingefahren werden und der Zug erreicht beim nächsten Halt die Schleife Taucha. Sie hat eine zweigleisige Ankunftshaltestelle, die Abfahrtshaltestelle ist eingleisig. Seit 1927 verkehrte die ­Linie 23 nach Taucha, in den 1950er-Jahren kam Linie 13 hinzu. Linie 23 fuhr nur noch im Berufsverkehr und wurde 1969 gänzlich eingestellt. Nach der Wende gaben die Linien 3 und 18 kurzzeitige Intermezzos und heute fährt wieder die Linie 13 nach Taucha. Die Streckenlänge ab Stadtgrenze beträgt 2,5 Kilometer. 

Matthias Mitdank

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