Zwei Schritte vor, drei zurück?

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Stattdessen wurde nun der Optimierung des Bestandsnetzes Priorität eingeräumt (Bau von Hoch- und Niederflurbahnsteigen, Begradigung der oberirdischen Stadtbahnstrecke nach Bad Godesberg).

Tunnelträume in Düsseldorf

In Düsseldorf setzte der neue CDU-Oberbürgermeister Erwin wieder verstärkt auf die Verlagerung des Straßenbahnverkehrs in die »zweite Ebene«. Er trieb das Projekt der Wehrhahnlinie, eines Straßenbahntunnels zwischen den S-Bahnhöfen Wehrhahn und Bilk (SM 10/2009) energisch voran und lancierte das Projekt einer zweiten Messestrecke durch Stockum, die an der Haltestelle »Reeser Platz« an die Bestandsstrecke der Stadtbahnlinien U78/U79 anschließen sollte. Die Neubaustrecke sollte weitgehend unterirdisch ausgeführt werden. Insbesondere den Nordpark sollten die Stadtbahnen nicht oberirdisch durchfahren. Erwin hielt an diesen Plänen auch dann noch fest, als die rot-grüne Landesregierung eine Finanzierung der Tunnellösung ablehnte. Erwin träumte dagegen sogar von einer Verlängerung des bestehenden Nordstadtbahntunnels vom Kennedydamm bis zum Reeser Platz. Was die Frage oberirdischer Neubaustrecken betraf, war Erwins Haltung ambivalent: Er stimmte dem Bau der Stichstrecke zum Gerresheimer Krankenhaus zu (im Oktober 2002 eröffnet), lehnte aber eine Neubaustrecke durch den aufstrebenden Medienhafen mit den berühmten Gehry-Hochhäusern strikt ab. Allenfalls eine eingleisige Strecke, die mit Museums- oder Replikawagen betrieben werden könnte, hätten der OB und seine Parteifreunde sich vorstellen können.

Kein Ausbau nach Steele

In der früheren SPD-Hochburg Essen errang die CDU bei der Kommunalwahl von 1999 die absolute (!) Mehrheit. Das Projekt einer oberirdischen Neubaustrecke durch die Innenstadt wurde umgehend verworfen. Auch die anfängliche Überzeugungsarbeit der Projektbefürworter zeigte keine Wirkung. Ebenso stoppte die Essener CDU die Pläne zum Ausbau der Strecke nach Steele. Die vorgesehene Beschleunigung der Strecke und der Bau von niederflurgerechten Haltestellenbahnsteigen wären nämlich mit Einschränkungen für den Autoverkehr verbunden gewesen. Nur der Verlängerung der Linie 105 von Frintrop zur Neuen Mitte Oberhausen konnte die neue Ratsmehrheit etwas Positives abgewinnen und befürwortete dieses Projekt. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass diese 3,7 Kilometer lange Strecke größtenteils über Oberhausener Stadtgebiet verlaufen wäre und der Essener Streckenanteil lediglich 300 Meter betragen hätte.

Der Wechsel zu Schwarz-Gelb hatte in Köln keine Auswirkungen auf die Ausbaupläne für die Stadtbahn. Die neue Stadtspitze verwarf jedoch die bisherigen Planungen zur Umstellung der Linien 5 und 12 auf Hochflurwagen. Das Problem der städtebaulichen Integration von Hochbahnsteigen in den Stadtteilen Neu-Ehrenfeld, Ossendorf und Zollstock – sowie im Verlauf der Gürtelstrecke (Linie 13) – führte stattdessen zur Forderung einer Umstellung des gesamten Stadtbahnbetriebs auf Niederflurwagen. Schließlich wurde ein Kompromiss dergestalt gefunden, dass die Linie 12 und die Stadtbahnstrecke über die Ringe aus dem Hochflurnetz herausgenommen und dem Niederflurnetz zugeschlagen wurden. In Duisburg verlor die SPD bei den Kommunalwahlen von 1999 erstmals seit 43 Jahren ihre absolute Mehrheit und ging eine Koalition mit den Grünen ein. Der neue Bündnispartner setzte eine Beschränkung der Verlängerung des Meidericher Stadtbahntunnels auf eine Station und den oberirdischen Ausbau der Bestandsstrecke in der Neumühler Straße durch.

Änderungen nach der ­Kommunalwahl 2004

Aus der am 26. September 2004 abgehaltenen Kommunalwahl ging die CDU erneut als landesweit stärkste politische Kraft hervor. Die SPD konnte aber im Vergleich zu 1999 Stimmengewinne verbuchen und errang in Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen wieder die Mehrheit im Stadtrat. Doch in den meisten Straßenbahnstädten schwang weiterhin die CDU das Zepter. Dennoch wurde die Stimmung allmählich wieder etwas straßenbahnfreundlicher. Einige Beispiele: In Bielefeld wurden die alten Ausbaupläne für die Meterspurstadtbahn wieder in Kraft gesetzt und darüber hinaus Pläne für eine mögliche fünfte Stadtbahnlinie geschmiedet, die normalspurig ausgeführt, Eisenbahnstrecken mitbenutzen und mit Niederflurwagen betrieben werden soll, geschmiedet (SM 1/2006).

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siehe Bildunterschrift
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