Von der Dampfkleinbahn zum Diplomatenexpress

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Beiwagen 51 war für den Einsatz zwischen den Tw 13 und 14 mit speziellen Steuerkabeln ausgestattet worden, so dass er nur dort verwendet werden konnte. Bei den Neubauten lief dies über den Elektroaufsatz der Kompaktkupplung.
In einem Fachaufsatz von 1954 war davon die Rede, dass die neuen Fahrzeuge »als das Ergebnis einer sinnvollen Synthese sowohl hinsichtlich der gestellten Anforderungen der neuzeitlichen Technik als auch der verwöhnten Ansprüche der Ästhetik angesehen werden« können.

Mit Chrom und Polstersesseln
Dies war nicht untertrieben, denn die neue »Diplomatenbahn« konnte sich sehen lassen. Von Außen wirkten die 13,25 Meter langen Wagen mit ihrer leicht geneigten Frontpartie sowie den Chrom-Zierleistern oberhalb der Schürze und unterhalb des Fensterbandes sowie neben der Fahrzielanzeige sehr elegant. Über dem mittleren Fenster des Fahrgastraumes war in das Tonnendach eine seitliche Tafel integriert, in der mit Rollbändern das Fahrziel angezeigt wurde. Rechts und links davon gab es Außenlautsprecher, die vom Fahrerplatz aus besprochen werden konnten.
Der gute Eindruck, den das Äußere des Wagens hinterließ setzte sich im Inneren fort. Die Führerstände waren komplett von den Plattformen abgetrennt und durch eine seitliche Drehtür zugänglich. Auch zum Fahrgastraum hin gab es eine Trennwand mit zweiflügeliger Schiebetür, die bei geöffneten Außentüren vor Zugluft schützen sollte. Nachdem bei den weiteren Lieferungen darauf verzichtet wurde, erfolgte aber später eine Anpassung durch Ausbau der Schiebetüren. Durch breite und tief herunter gezogene Glasflächen wurde aber die trennende Wirkung stark gemildert.
Der Fahrgastraum verfügte über fünf große Seitenfenster, die zur Belüftung im oberen Bereich zur Hälfte aufgeschoben werden konnten. Zusätzlich gab es im Dach noch drei motorgetriebene Lüfter. An der hellen Decke sorgten zwei Bänder mit Leuchtstoffröhren für eine gute und freundliche Beleuchtung. Die in Abteilform 2:1  angeordneten gepolsterten Sitzgruppen hatten einen roten Überzug und besaßen zum Gang hin Armlehnen. An der Fensterseite waren kleine Tische angebracht. Gepäckträger über den Fenstern boten Ablagemöglichkeiten für mitgeführte Taschen und Mäntel. Stehende Fahrgäste fanden lediglich seitliche Haltegriffe an den Sitzbänken, Stangen fehlten im Innenraum mit Absicht völlig und ließen ihn sehr übersichtlich wirken.
Der Fußboden war mit Gummimatten ausgelegt. Die Innenraumverkleidung bestand aus mahagonifarbig abgetönten Holzplatten, die zusammen mit den roten Sitzpolsterbezügen und den goldfarben eloxierten Beschlagteilen eine äußerst ­gediegene, ja vornehme Ausstattung bot und damit den Ansprüchen der Fahrgäste entgegen kam. Die Gesamtlänge eines ­Dreiwagenzuges betrug über Kupplung 41,35 Meter, befördern ließen sich damit maximal 310 Personen bei einem Personalbedarf von vier Mann. Die Triebwagen boten 28, die Beiwagen 32 Sitzplätze.

Luxus innen und ruhiger Lauf außen
Die Teleskop-Schiebetüren konnten elektropneumatisch geöffnet oder geschlossen werden. Ihre Bedienung erfolgte durch den Schaffner über Druckknöpfe, die im Innenraum oberhalb der Fenster und auf den Plattformen neben den Türen angebracht waren. Die Fahrzeuge waren mit einer vollautomatischen Kompaktkupplung ausgestattet, über die auch die Verbindungen für die Elektrik und die Druckluft hergestellt wurden.  Die dreiachsigen Lenkgestelle mit einem Achsstand von 6,20 Meter sorgten für einen ruhigen und stoßfreien Lauf auch in Kurven.
Die neuen, schicken Züge der Diplomatenbahn erregten bei den Fahrgästen, der Presse, aber auch in der Fachwelt Aufsehen. Den Planern war es gelungen, für ihren Einsatzzweck äußerst passende und auch technisch überzeugende Fahrzeuge zu entwerfen und zu bauen.
Für den ganztägigen 15-Minuten-Be­trieb waren bei einer Fahrzeit von 32 Minuten fünf Umläufe notwendig. Hinzu kamen in der Frühspitze weitere vier Umläufe nur bis Rüngsdorf.

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