Von der Dampfkleinbahn zum Diplomatenexpress

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Ein eingleisiger Streckenabschnitt befand sich in Godesberg (welches erst 1926 den Zusatz »Bad« erhielt) zwischen Wurzerstraße und der Rheinallee wo parallel zur Eisenbahn ein enger Durchbruch auf eigenem Bahnkörper zwischen Bebauung und Stützmauer des Bahndamms passiert wurde. Als Besonderheit bestand hier bis in die Zeiten des Stadtbahnbetriebes hinein ein Bahnübergang, der wegen fehlender Übersicht mit Personal gesichert wurde. Nahte eine Straßenbahn, so sicherte ein mit Handglocke ausgerüsteter Posten den Übergang. Das so genannte »Schellenmännchen«, das sich in den Zugpausen in einer Bude neben der Kreuzung aufhielt, war jahrzehntelang Kuriosum des Bahnbetriebes.
Am Ortsende von Rüngsdorf begann das zweite eingleisige Streckenstück. Auch hier lag das Gleis auf eigenen Bahnkörper neben der Straße, deren Verlauf es bis zur Endstation Mehlem, Ort folgte. Am Haltepunkt Rheinfähre gegenüber dem Bahnhof der Staatsbahn befand sich eine Ausweiche, die interessanterweise lange Zeit im Linksbetrieb befahren wurde. Auch am Endpunkt war zum Rangieren ein zweites Gleis vorhanden, hinzu kam ein Abstellgleis. Im zweigleisigen Bereich verlief das Gleis mittig im Straßenpflaster.

Werktags im ­Halbstundentakt
Für die Gesamtstrecke benötigten die Züge 32 Minuten. Im Normalfall fuhr man im Halbstundentakt, der an Sonntagen zeitweise auf einen 15-Minuten-Betrieb verdichtet wurde. Die Triebwagen führten bis zu zwei Beiwagen mit, bei starkem Verkehr folgte dem Zug noch ein Einzelwagen, der dann an den Endstationen die Beiwagen übernahm, so dass auf zeitraubende Rangierarbeiten verzichtet werden konnte. Eine Linienbezeichnung gab es bis in die 1950er-Jahre hinein nicht, die Triebwagen hatten über der Stirnfront drehbare Blechtafeln, auf denen nur die beiden Endpunkte zu lesen waren. Abweichende Ziele mussten mit Steckschildern an der Front angezeigt werden. Eine Besonderheit der BGM bestand darin, dass ihr Fahrplan zunächst bis 1945 und dann wieder ab Anfang der 1950er-Jahre im Eisenbahnkursbach abgedruckt war.
In der Zeit von 1914 bis 1923 erlitt die davor gute wirtschaftliche Entwicklung durch Kriegsfolgen und Inflationszeit einen heftigen Dämpfer. Danach ging es aber wieder stetig aufwärts, auch wenn die Wirtschaftskrisen der Jahre 1928 und 1932 erneut für Einbrüche sorgten. Wurden 1904 zu Zeiten der Dampfbahn etwa 1,3 Millionen Fahrgäste im Jahr befördert, so waren es 1928 bereits 3,6 Millionen und in dieser Größenordnung stabilisierte sich das Aufkommen.
Der Bonner Endpunkt, ab 1911 am Kaiserplatz gelegen, verschob sich zur ­Ver­besserung der Umsteigeverhältnisse zu den übrigen Bahnen 1925 zum »Hansaeck«, gegenüber dem alten Rheinuferbahnhof der KBE. In der Bahnhofstraße befuhren die Züge der BGM nun ein kurzes Stück Strecke gemeinsam mit den Stadtlinien. Zur Vorortbahn nach Bad Honnef waren es von der neuen Endstation nur wenige Schritte. Die Streckenlänge erhöhte sich auf 10,7 Kilometer.
Nördlich des Bahnüberganges Meckenheimer Straße entstand 1935 ein neuer viergleisiger Bahnhof für die beiden Strecken der KBE nach Köln. Die BGM verlegte ihre bisher in der Straße befindliche Endstation ab 28. Februar 1937 auf eigenen Bahnkörper neben den neuen Rheinuferbahnhof, so dass hier ein bahnsteiggleicher Übergang möglich war. Für den Ausflugsverkehr boten KBE und BGM an Sonntagen auch durchgehende Fahrkarten an. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt die Strecke der BGM stärkere Schäden und es wurden auch zwei Trieb- und fünf Beiwagen zerstört. Der Wiederaufbau der Strecke zog sich von Mai bis November 1945 hin. Anschließend verkehrte die BGM wieder im schon aus der Vorkriegszeit bekannten Fahrplan.

Der Fuhrpark: konventionell, aber komfortabel
Van der Zypen & Charlier in Köln-Deutz lieferte zwölf Triebwagen (Tw 1–12) in zweiachsiger Ausführung, Herbrand in Köln-Ehrenfeld die gleiche Zahl der dazu passenden Beiwagen (Bw 31–42). Die knapp elf Meter langen Fahrzeuge waren 2,30 Meter breit, hatten geschlossene Plattformen mit Schiebetüren und einen vierfenstrigen Fahrgastraum mit vier großen Seitenfenstern und einem Laternendach.

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