Variobahnen für die Mainzelbahn

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Die Mainzelbahn ist aber nicht das einzige Ausbauprojekt, das derzeit in Mainz diskutiert wird. Auch die seit 1965 nur noch als Zufahrt zum Betriebshof dienende Strecke Richtung Rheinhafen könnte wieder Planverkehr sehen. Denn im ehemaligen Rheinhafen entsteht ein neues Wohn- und Gewerbegebiet, was eine Verlängerung der Strecke dorthin nahelegt. Die Weichen für die Abzweigung von der Betriebshofzufahrt  liegen schon lange.

Die Wagen sind schon da
Seit 1996 setzt sich der Wagenpark der MVG aus 16 GT6-M Niederflursechsachsern von Adtranz und zehn M8-Düwag Achtachsern zusammen. Vier der Achtachser erwarb Mainz günstig aus Bielefeld, die M8S haben heute aber bereits ein Alter von 35 Jahren überschritten und für die Simatic-Schützensteuerung wird es zunehmend schwierig, Ersatzteile zu bekommen. Die sechs M8C von 1981 können noch gut und gerne zehn weitere Jahre im Betrieb bleiben.

Bisher setzt Mainz ausschließlich Zweirichtungswagen ein, der Grund ist die Stumpfendstelle in Bretzenheim. Immerhin ist so ein freizügiger Wageneinsatz gewährleistet. 2010 begann man, das Projekt Mainzelbahn einer- und die alternden Hochflurwagen andererseits vor Augen, nach neuen Niederflurwagen Ausschau zu halten. Die Ausschreibung gewann Stadler mit der Variobahn.

Erstmals wieder Einrichtungswagen
Im Frühjahr 2011 präsentierte der Hersteller einen Grazer Wagen vor dem Mainzer Dom, ein Jahr später gehen die ersten von insgesamt neun bestellten Variobahnen in Betrieb. Im Gegensatz zur jahrzehntelang üblichen Praxis sind diese Wagen Einrichtungswagen, sie werden also nicht auf der Linie 52 zum Einsatz kommen können.

Die 30 Meter langen Fünfteiler bieten 185 Fahrgästen Platz, sind 2,3 Meter breit und gefallen durch die helle, weiß-gelbe Farbgebung. Technisch entsprechen sie weitgehend den Variobahnen, die Stadler in den letzten Jahren nach Graz, Potsdam, Bochum-Gelsenkirchen, Nürnberg und München geliefert hat.

Mainzer Tradition folgend, erhalten die Wagen ihre Betriebsnummern im Anschluss an die Adtranz Wagen. Sie werden zu den Tw 217–225, womit der Westwaggon-Museumssechsachser seine Nummer 226 behalten darf – vorerst. Mitte Juni sind vier Wagen in Mainz vorhanden.

Ob die Variobahnen alle M8 ablösen werden, kann derzeit als noch nicht endgültig entschieden betrachtet werden, denn die Mainzelbahn wird bei einer Fahrzeit von rund 20 Minuten und einem Plantakt von zehn Minuten mindestens fünf weitere Kurse erfordern – da wird ein Wagenpark von 25 Wagen für die vier Linien knapp.

So gesehen kann die Abschiedsfahrt, die die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) im April veranstaltet hat, als ein wenig verfrüht angesehen werden. Allerdings dürften die Mainzelbahn von Eröffnung planmäßig Niederflurwagen bedienen, alles andere lässt sich den Fahrgästen nur schlecht verkaufen.

Von Stefan Vockrodt

Weitere Informationen und Bilder finden Sie im 
STRASSENBAHN MAGAZIN 08/12!

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