Variobahnen für die Mainzelbahn

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Lange Vorgeschichte
Neu sind die Pläne keineswegs, den Lerchenberg in Mainz, Heimstatt des ZDF, mit der Innenstadt per Straßenbahn zu verbinden. Schon 1973 beauftragt die MVG einen Gutachter, eine Weiterführung der damaligen ­Linie 8 (heute Linie 52) zum Lerchenberg zu untersuchen. Herauskommen drei Planvarianten:
  • Abzweig am Rodelberg zur Pariser Straße Richtung Marienborn/Lerchenberg
  • Verlängerung der alten Linie 8 durch Bretzenheim Richtung Marienborn/Lerchenberg
  • Verlängerung der alten Linie 8 ab Zahlbach durch das Wildgrabengebiet Richtung Pariser Straße und weiter nach Marienborn/Lerchenberg
Als günstigste Variante sehen die Gutachter die zweite Variante und empfehlen für eine »städtebauliche Gestaltung und Nutzung des Geländes zwischen Wilhelmstraße und Bert-Brecht-Straße in Bretzenheim ...« eine »... Tieflage auf besonderem Bahnkörper«. 
So hätte auch Mainz eine U-Straßenbahn erhalten, wenn auch mit dem Unterschied, dass eine oberirdisch angelegte Trasse nach Fertigstellung gedeckelt, überbaut und anschließend städtebaulich entwickelt worden wäre. Aus den Plänen wird vorerst nichts, sie erscheinen den Verantwortlichen als zu teuer.

Mehrere Anläufe
1980 unternimmt man den nächsten Anlauf. Nun untersucht das Ingenieurbüro Grebner mehrere Varianten und wieder ist eine Tunnelvariante dabei: Ganz im Stil der Zeit soll die neue Strecke an der Saarstraße abzweigen, im Untergrund verschwinden, der Universität eine U-Bahn-Haltestelle bescheren und dann wieder auftauchen. Keine Variante kann sich jedoch durchsetzen.

Die Pläne werden in den folgenden Jahre immer umfassender. Nun plant man nicht nur eine Anbindung des Lerchenbergs, sondern gleich ein von den seit 1963 übrig gebliebenen drei auf sechs Linien erweitertes Tramnetz.

So soll die Bretzenheimer Linie nach Marienborn verlängert werden, eine weitere Linie vom Lerchenberg nach Kostheim fahren und auch Mombach und Kastel (am anderen Rheinufer) sollen (wieder) Tramanschluss erhalten. Beschlossen wird 1991 ein Kompromiss, der immerhin den Bestand der Mainzer Straßenbahn sichert.

Es ist fast zum Schmunzeln: Wenn jetzt die Straßenbahnverlängerung zum Lerchenberg konkret wird, so hat dies auch etwas mit Fußball zu tun. Genauer mit dem Erfolg des Mainzer FSV 05, der sich seit einigen Jahren recht erfolgreich in der Bundesliga tummelt und für den die Stadt ab 2008 ein neues (und seit 2011 bespieltes) Stadion in der Gemarkung Bretzenheim errichtete. Dass solche Arenen mit Bussen nur ungenügend erschlossen werden, ist inzwischen Allgemeinwissen.

So kramt man in Mainz die alten Pläne wieder hervor und geht ans Werk. Wie immer bildet sich flugs eine Bürgerinitiative »Mainzelbahn – Nein, Danke!«, aber auch die Befürworter schließen sich in der Initiative »Pro Mainzelbahn« zusammen. Stadt und MVG setzen nach dem positiven Stadtratsbeschluss vom 5. Mai 2010 – bisher erfolgreich – auf eine umfassende Bürgerbeteiligung.

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