Tram-Raritäten der frühen 1980er-Jahren

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Kassel
Der Triebwagen mit der Nummer 260 war in Kassel ein Einzelgänger und Vorbild für eine abgewandelte Serienfertigung. Lediglich die Bogestra in Bochum stelle im Eigenbau eine ähnliche Serie von fünf Einheiten ab 1956 her. Die dem Kasseler Tw 260 nachfolgende Serie erhielt bereits ein deutlich eleganteres Äußeres. Ähnliche Wagen waren später auch in Würzburg eingesetzt.

Am Kasseler Prototypen 260 – er dürfte der erste Neubaugelenkwagen Nachkriegsdeutschlands gewesen sein – wird noch die Herkunft aus der „Verbandstyp“-Philosophie deutlich. Der Wagen ging im Herbst 1955 zur Bundesgartenschau in Betrieb und wurde schließlich 1983 an das DSM Hannover abgegeben, wo er erhalten ist.

Die Serienfahrzeuge 261 bis 288 (Bj. 1956 bis 1958) fuhren bis 1991 in ihrer Heimatstadt, wobei noch zehn Einheiten nach Gorzów (Landsberg, Polen) weitergereicht werden konnten.

Mülheim an der Ruhr
An der Ruhr ließ man 1961 fünf Einrichtungs-Gelenkwagen mit schwebendem Mittelteil aus Fahrzeugen des Typs „KSW“ von 1948 herstellen. Die zunächst als 260 bis 264 bezeichneten Einheiten erhielten später die Nr. 240 bis 244 und gingen bereits zwischen 1976 und 1979 den Weg des alten Eisens.

Bis auf einen Vertreter: Wagen 240 – entstanden aus den KSW-Wagen 93 und 99 – stand bis 1984 im täglichen Einsatz! Die auffälligen Fahrzeuge verkehrten zeitweise sogar mit vierachsigen Beiwagen! Unser Bild entstand im Frühjahr 1982 in Mülheim-Stadtmitte und zeigt den Wagen im Einsatz auf Linie 114.

Bielefeld 
Gleich zwei Stilepochen fanden sich im Bielefelder Gelenk-Triebwagen 209, der 1962 bei Düwag entstand: Das Vorderteil war ein Aufbau-Triebwagen (Tw 26), das Hinterteil ein KSW-Beiwagen, der aus Solingen stammte. Ab 1968 war der Sonderling unter der Nummer 799 unterwegs.

Seit 1978 stand er als Partywagen im Einsatz, brannte 1986 aus und sollte eigentlich renoviert werden. Daraus wurde nichts – am Ende ging er 1998 auf den Schrott. Inzwischen verkehrt ein Düwag-Achtachser als Partytram („Sparren-Express“).

Wuppertal 
Versuch und Irrtum: In zeitloser Design-Vollendung, technisch jedoch nie wirklich ­befriedigend präsentiert sich eine Düwag-Entwicklung, für die ursprünglich zur Kostenminimierung Altgestelle Verwendung finden sollten. Gerne bezeichnet als „Schüttelrutsche“ oder „Sänfte“ – wobei die Bezeichnungen gegenseitiger kaum sein können – wurden 1961 die Wagen 4001 bis 4008 (später 3401 bis 3408) als vierachsige Zweirichtungswagen hergestellt.

Im Gegensatz zu 1959 gefertigten, ähnlichen Fahrzeugen für Essen, die tatsächlich auf Altgestellen aufgebaut wurden und Anlass zu zahlreichen, unvermeidlichen Nachbesserungen gaben, lieferte Düwag die Wuppertaler Einheiten bereits mit neuen Fahrgestellen.

Trotzdem blieben die Fahrzeuge hinter den in sie gesetzten Erwartungen zurück. Vier Einheiten gingen zusammen mit der Achtachserflotte bei Einstellung der Wuppertaler Straßenbahn im Mai 1987 nach Graz, wo sie jedoch nie eingesetzt und bis 1990 verschrottet wurden.

Eigenwillige Gelenkwagen
Zurück zu den Umbauten: Nicht nur aus Zweiachsern, sondern auch aus Großraumwagen stellten Verkehrsbetriebe Gelenkwagen her. So warteten u.a.

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