Termingerecht für den Kirchentag

Nur drei Tage vor Beginn des Kirchentages, der für ein hohes Verkehrsaufkommen sorgte, ist die ­Straßenbahnverbindung zum Hauptveranstaltungsort ­feierlich eröffnet worden. Von Michael Sperl
 
Auf den Tag genau zweieinhalb Jahre nach der letzten Neubaustreckeneröffnung von Gorbitz nach Pennrich konnte am 29. Mai 2011 Dresdens jüngste Straßenbahntrasse Friedrichstadt – Messe den Betrieb aufnehmen. Zum kulturellen Rahmenprogramm auf der Festbühne vor dem Haupteingang der Messe Dresden strömten bei herrlichem Sommerwetter tausende Besucher, die als Anreisemöglichkeit neben den Zügen der extra verdichteten Linie 10/E10 auch den historischen »Berolina«-Zug 309 mit Bw 87 oder den »Kleinen Hecht« Tw 1820 nutzen konnten. Das Eröffnungsband vor dem eigens mit Messebahn-Reklame versehenen NGT D12 DD 2837 durchschnitten nach einer letzten »Probefahrt« sowie den obligatorischen Ansprachen die DVB-Vorstände Reiner Zieschank und Hans-Jürgen Credé gemeinsam mit Jan Mücke (Parlamentarische Staatssekretär, FDP), Dr. Dieter Glück (Ministerialrat im Bundsverkehrsministerium), Dirk Hilbert (1. Bürgermeister Dresden) und Bernd Sablotny (Abteilungsleiter Verkehr im Sächsischen Wirtschaftsministerium). 

Wieder ins Ostragehege
Dabei ist die Straßenbahn von der Dresdner Friedrichstadt ins Ostragehege an sich kein Novum: Ihre Geschichte reicht über ein Jahrhundert zurück in die Zeit, als 1906 das Terrain westlich des Stadtzentrums unweit der Weißeritzmündung aufgeschüttet und hier Hans Erlweins Städtischer Vieh- und Schlachthof errichtet wurde. Rechtzeitig zu dessen Eröffnung 1910 ging neben einer ausschließlich dem Güterverkehr dienenden, regelspurigen Anschlussbahn aus Richtung Rangierbahnhof Friedrichstadt auch eine Anbindung des Ostrageheges an das städtische Straßenbahnnetz von der Waltherstraße her über die Schlachthofbrücke bis zum damaligen Endpunkt »Schlachthof« in Betrieb. Diese Verbindung – seit 1932 mittels einer neuen Stahl-/Stahlbeton-Brücke über die Flutrinne geführt – wurde 1964 durch eine in der Friedrichstraße abzweigende Neubaustrecke ersetzt, die aber 1979 aufgrund des maroden Zustandes der ohnehin nur eingleisigen Schlachthofbrücke über die Flutrinne aufgegeben werden musste.
Lediglich der Abzweig dieser Trasse an der Vorwerk-/Friedrichstraße wurde fortan noch als Wendedreieck genutzt. Bald nach der politischen Wende 1989/90 schloss der mittlerweile abgewirtschaftete Schlachthof, nach längerem Leerstand bezog 1999 die Messe Dresden ihr Domizil in den denkmalgeschützten Hallen. Deren ­Erreichbarkeit wurde seither im ÖPNV ausschließlich per Bus abgesichert – insbesondere für Großveranstaltungen ein unbefriedigender Zustand.

Zum Haupteingang der Messe
Die jetzt eingeweihte zweigleisige »Messebahn« entspricht weitgehend der Streckenführung zum Schlachthof von 1964, verläuft aber vom Standort des früheren Wendedreiecks am nordseitigen Brückenkopf über die Straßen »Messering« und »Zur Messe« noch rund 600 Meter weiter zur neuen Gleisschleife und bindet damit auch den Haupteingang der Messe direkt an.
Neben der vor einigen Jahren neu gebauten Schlachthof-Straßenbrücke entstand für die Straßenbahn eine eigene, 315 Meter lange Querung der Flutrinne, die mit rund 7 Mio. € schon fast das halbe Budget der gesamten Messebahn-Baukosten ausmacht. Die gesamte Investitionssumme belief sich auf 16,5 Mio. €. Davon entfallen 8,7 Mio. € auf Bundesmittel, 2,2 Mio. € auf Landesmit­tel des Freistaats Sachsen sowie 5,6 Mio.€ auf Eigenmittel der DVB AG, den Erwerb von Grundstücken im Volumen von 1,1 Mio. € übernahm zudem die Stadt Dresden. Im Streckenverlauf liegen neben der erwähnten Brücke drei Straßenkreuzungen und die drei barrierefreien Zwischenhaltestellen »Alberthafen«, »Messering (Halle 1)« sowie »Messe Dresden«. Endpunkt am »Brunnenhaus«
Am Streckenende entstand eine zweigleisige Gleisschleife, die am Außengleis mit einem behindertengerechten Bahnsteig ausgestattet ist. Als Endpunktgebäude dient ein mittig in der Schleife stehendes, einstiges »Brunnenhaus« aus dem über 60 Bauten umfassenden Gebäude-Ensemble des früheren Schlachthofs, das für die neue Nutzung denkmalgerecht saniert wurde.

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