Tausendsassa aus Rheine

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Wenn sich der Bürstenwalzendurchmesser durch Verschleiß um etwa 270 mm verringert hat, muss die Bürste erneuert werden.

An der Front eines Triebdrehgestells lässt sich anstelle des Bahnräumers eine Rillenfräse mit rotierendem Schneidwerkzeug montieren. Dieses selbst entwickelte, effektiv arbeitende System bietet weltweit nur die Firma Windhoff an. Es dient der Entfernung von hart gefrorenem Eis aus Rillenschienen, das sich dort – insbesondere in skandinavischen Breiten – aus untertags gesammeltem Tauwasser nach abendlicher Abkühlung bilden und eine akute Entgleisungsgefahr verursachen kann.

Die Räumung der Schienenrille erfolgt dabei mit einer maximalen Arbeitsfahrgeschwindigkeit von 3 km/h soweit, wie es für den Fahrbetrieb erforderlich ist. Die Schienenrille kann nicht bis zu ihrem Grund frei gefräst werden, da ihre Tiefe abhängig vom Verschleißzustand der Fahrschiene ist und ein Kontakt der Fräsmesser mit dem Schienenstahl ausgeschlossen werden muss. In Gleisbögen wird die seitliche Position der Fräswerkzeuge sicher nachgeführt.

Fahrdraht-Enteisungsanlage von Stemmann 
Die Arbeitswagen der Firma Windhoff können optional mit einer sogenannten Fahrdraht-Enteisungsanlage ausgerüstet werden, wobei der Begriff „Enteisung“ in die Irre führt, da das System eine Vereisung vorbeugend verhindert. Auf einer gebräuchlichen Einholm-Dachstromabnehmerkinematik ist dabei anstelle der Schleifleiste eine Filzrolle angeordnet.

Diese wird von innen mit Glycerin getränkt, welches über Rohr- und Schlauchleitungen aus einer im Fahrerraum angeordneten Anlage druckluftbasiert gespeist wird. Die Filzrolle rollt während der Fahrt am Fahrdraht ab und benetzt diesen mit dem Glycerin, das eine Eisbildung wirksam verhindert.

Überschüssig von der Filzrolle tropfende Flüssigkeit gelangt in eine Auffangwanne, von wo aus sie zur Entsorgung in die Basisanlage zurück geleitet wird. Pro 100 km werden etwa 20 l Glycerin verbraucht. Eine Fahrdrahtvereisung kann durch den Glycerin-Auftrag für zwei bis drei Tage wirksam unterbunden werden. Die maximale Betriebsgeschwindigkeit des Fahrzeuges beim Einsatz der Anlage beträgt circa 30 km/h.

Weitere Einsatzfelder
Neben all den geschilderten Einsatzmöglichkeiten stellt die ebenso zulässige Verwendung des Fahrzeugs als Schleppwagen demnach schon gleichsam eine Unterforderung dar. Das neue Fahrzeug der VAG Freiburg weist als Sonderbauform nur jeweils rechts eine Fahrerstandstür auf; zusätzlich ist die Wasserdruckanlage über zwei Seitenwanddeckel auch von außen zugänglich.

Eine Fahrdraht-Messeinrichtung ist eingebaut. Der 2012 gebaute zweite Wagen der HKL Helsinki hat in der Wasserversorgung Hoch- und Niederdruckpumpen eingebaut. Als Besonderheit haben die Wagen in Helsinki eine bevorzugte Fahrtrichtung, der zweite Fahrerstand hat nur eine Basisausstattung. Frontschneebürste und ein Arbeitsdrehgestell mit Rillenkratzern gehören zum Lieferumfang.

Ältere Fahrzeuge weisen Ausstattungen anderer Hersteller auf, beispielsweise hat der Nürnberger Schleifwagen eine elektrische Ausrüstung der Firma Refo. Die Schleif- und Arbeitswagen aus Rheine wurden über viele Jahre konsequent weiterentwickelt und haben inzwischen einen sehr stabilen Entwicklungsstand erreicht, so dass damit den Betreibern ein zuverlässiges und äußerst flexibel einsetzbares Arbeitsmittel zur Verfügung steht.

Ein Artikel aus STRASSENBAHN MAGAZIN 05/13.

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