Tatras, Meer und ­Mittelalter

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In die Zwischenkriegszeit übernahm der städtische Verkehrsbetrieb auch die Dampftramway Kopli – Balti Jaam (Baltischer Bahnhof). Die knapp fünf Kilometer lange Strecke wurde 1915 von der »Russisch-Baltischen Schiffswerft« auf breitspurigen Gleisen in Betrieb genommen und fiel 1926 an die öffentliche Hand. 1931 erfolgte dann der Umbau auf Kapspur und fortan wurde die nach wie vor isolierte Linie mit Benzintriebwagen und dem Liniensignal 4 betrieben.

Notbetrieb 1945

Der während des Zweiten Weltkrieges arg in Mitleidenschaft gezogene Straßenbahnbetrieb führte zunächst im Juni 1945 am Stadtnetz einen Notbetrieb (»Ringlinie« Tondi – Tartu maantee – Kadriorg – Tondi) ein und nach der Sanierung des Wagenparks konnten ab Dezember 1948 wieder die Linien 1 und 2 verkehren. 1951 erfolgten Elektrifizierung und zweigleisiger Ausbau der Kopli-Linie und der Lückenschluss mit dem Stadtnetz datiert mit November 1953. Gleichzeitig gehörte die außergewöhnliche Betriebsform der Benzinstraßenbahn endgültig der Vergangenheit an. Das Netz wuchs 1955 durch die Neubaustrecke Tartu maantee/Lubja tänava – Ülemiste noch um zwei Kilometer an und 1959 konnte die Eisenbahnüberführung im Verlauf der Pärnu maantee sowie die neue Zufahrt zum Hauptdepot in Betrieb genommen werden. Seitdem gab es keine Veränderungen beim Streckennetz mehr und auch das Liniennetz erfuhr von 1962 bis zur Jahrtausendwende keinerlei Veränderungen.

Wagenlieferungen aus »Bruderstaaten«

Der Wagenpark konnte in den Jahren 1951–54 nochmals um einige nach alten Plänen gebaute Zweiachser (Tw 34–48; Bw 128–150) aufgestockt werden und als Besonderheit wurden bis 1957 auch drei ehemalige Benzintriebwagen als Beiwagen (Nr. 125–127) eingesetzt. Ab 1955 trafen dann zweiachsige Fahrzeuge aus DDR-Produktion in Tallinn ein, die bis 1967 sämtliche Wagen estnischen Ursprungs verdrängten. Im Einzelnen handelte es sich um folgende Bauarten und Stückzahlen: Je 20 T54 und B54 (Bj. 1955/56; Nr. 51–70 und 151 – 170), elf T57 und B57 (Bj. 1957/58; Nr. 71–81 und 171–181), fünf T59E und B59E (Bj. 1960; Nr. 82–86 und 182–186) sowie 14 T2-62 und B2-62 (Bj. 1962–64; Nr. 87–99, 11 und 187–199, 111). Stetig steigende Fahrgastzahlen erforderten aber auch in den 1960er-Jahren eine weitere Aufstockung des Fuhrparks und so erhielt der Verkehrsbetrieb von 1964 bis 1967 auch 50 Gotha-Gelenktriebwagen des Typs G4, die mit den Betriebsnummern 200–249 in Dienst gestellt wurden. Ab 1973 lautete der Absender von Neubaufahrzeugen »CKD Praha« und mit den 60 Wagen des Typs T4SU, die bis 1980 eintrafen (Nr. 250–309), konnten sämtliche LOWA- und Gotha-Zweiachser ersetzt werden. Die 1980er-Jahren standen wiederum im Zeichen der Inbetriebnahme von Gelenkwagen des CKD-Typs KT4SU, wobei Tallinn 73 Exemplare (Nr. 51–123) zugeteilt wurden. Diese Wagen ersetzten bis 1988 sämtliche Gotha-Gelenkwagen und ergänzten außerdem den Fuhrpark, der Jahr für Jahr mehr Passagiere zu befördern hatte.

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