Stuttgart: Die einzige noch vorhandene Zahnradtram

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fuhren und zu den ältesten Bahnen ihrer Art weltweit gehörten – Eröffnung war hier 1877 bzw. 1879. Die Zahnradbahn nach Ouchy betrieb bis 1979 sogar Güterverkehr: Mittels Schiebebühnen wurden die Güterwagen auf dem Vorplatz der Station Flon bewegt. Als ab den 1990er-Jahren eine Verlängerung der Bahn in Richtung Norden zur Diskussion stand, entschieden sich die Verkehrsbetriebe Lausanne für die Umstellung der Zahnradstrecke auf eine gummibereifte Metro von Ouchy über den Hauptbahnhof und Flon nach Epalinges.

Damit sind höhere Geschwindigkeiten als bisher möglich. Im Vorgriff auf die Umbauarbeiten wurden beide Zahnradbahnen im Januar 2006 stillgelegt und die Fahrzeuge vorerst abgestellt. Mehrere Versuche, die Wagen anderenorts wieder einzusetzen, scheiterten bislang. So war der Bau einer Bahn im französischen Villard-de-Lans geplant, wurde aber schließlich doch nicht umgesetzt. Aktuell wird das Projekt einer ganz neuen Zahnradbahn imRaum St. Cergue im schweizerischen Jura diskutiert. Die neue, vollautomatisch und fahrerlos betriebene Metrolinie m2 Ouchy –Croisettes  ging übrigens am 27. Oktober2008 in Betrieb.

Lyons »Zahnrad-U-Bahn«

Bunt ist auch das Bild der Zahnradbahnverbindungen im Stadtgebiet von Lyon. Die Verbindung St. Just – St. Jean wurde 1899 aus einer 21 Jahre alten Standseilbahn in eine Zahnradbahn umgewandelt, auf der vier elektrische Lokomotiven von SLM Winterthur Personenwagen bergauf schoben. Doch schon 1956 wechselte man erneut das System und stellte zwei Jahre später wiederum auf Standseilbahnbetrieb um. 1974 wurde dagegen die abgewirtschaftete Standseilbahn Croix Rousse – Croix Paquet eingestellt und Anfang 1975 als normalspurige Zahnradbahn mit zwei vierachsigen Triebwagen, gebaut ebenfalls von der SLM Winterthur, wieder in Betrieb genommen. Am 2. Mai 1978 folgte eine knapp 300 Meter lange unterirdische Verlängerung zum neuen Nahverkehrsknotenpunkt Hôtel de Ville und schließlich am 8. Dezember 1984 von Croix Rousse nach Cuire, sodass die nun mehr als Metrolinie C bezeichnete Bahn jetzt 2,5 km lang ist. Davon ist allerdings nur der zweigleisige, knapp 1 km lange Abschnitt Hôtel de Ville – Croix Rousse mit Zahnstange nach dem System Strub ausgestattet. Die Erweiterungen machten zunächst 1980 den Kauf eines weiteren Vierachsers erforderlich, doch wurden alle drei Wagen dieser ersten Generation inzwischen zum Verkauf abgestellt. Stattdessen kommen heute nur noch die fünf 1984 gebauten Doppeltriebwagen 201/202 – 209/210 zum Einsatz, die äußerlich kaum von den konventionellen Metrozügen Lyons zu unterscheiden sind. Tatsächlich handelt es sich also bei der Linie C in Lyon um eine »Zahnrad-U-Bahn« zur Überwindung der 17-Prozent-Steigung im Streckenverlauf. Eine seit langem geplante Verlängerung der Linie über Curie hinaus wurde bislang nicht realisiert.

Erholungswert in Zürich

Eine der weltweit jüngsten Zahnradbahnen entstand ebenfalls durch Umwandlung einer früheren Standseilbahn. Seit 1973 pendeln zwei recht kleine, zweiachsige Triebwagen auf der 1,3 km langen Dolderbahn, welche die Tramhaltestelle Römerhof mit dem Hotel Dolder Waldhaus in mitten eines Naherholungsgebietes verbindet. Beide Triebwagen, Teile der Gleisanlagen und auch der stationären Einrichtungen wurden im Herbst 2004 umfassend moder nisiert und sind damit für eine weitere, längerfristige Nutzung gut gerüstet. An der Bergstation befindet sich eine Grube für kleinere Unterhaltungsarbeiten. Bei größeren Reparaturen können die Wagen hier mittels Kran angehoben und per Tieflader in die Straßenbahn-Hauptwerkstatt transportiert werden. Die Bahn fährt im regelmäßigen Takt und ist vollständig in den  Tarif des Zürcher Verkehrs-Verbundes integriert.

1,1 km durch Genua

1,1 km lang ist die 1.200 mm-spurige, elektrische Zahnradstraßenbahn Principe-Granarolo, die seit 1898 den Hauptbahnhof (Staz. Principe) mit den Wohnansiedlungen an den darüberliegenden Hängen verbindet. Sechs Haltestellen hat die Bahn. Zwei Triebwagen pendeln auf der kurzen Strecke, welche die Stilllegung aller städtischen Straßenbahnlinien überlebt hat. Charakteristisch war lange Zeit die Talfahrt der Triebwagen mit abgezogenem (Stangenrollen-) Stromabnehmer. Die Bahn verläuft direkt neben einer kleinen Straße.

Turin wie vor 70 Jahren

3,1 km misst die Strecke der 1.445 mm-spurigen Zahnradbahn, die von der Turiner Tramendstelle Sassi auf den 670 m hohen Aussichtsberg mit der Basilika Superga führt. Seit 1884 wurde die Bahn als Standseilbahn nach dem komplizierten Prinzip Agudio betrieben, doch schließlich

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