Schubkräfte an der Weser

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Nicht vergessen wollen wir einen weiteren Aspekt, der zur reibungslosen Abwicklung des ÖPNV in der Hansestadt schlicht unverzichtbar geworden war.

Zwar wurde die neue Umsteigeanlage am Hauptbahnhof offiziell erst mit dem letzten Spatenstich im Mai 1999 eingeweiht, doch am 7. November 1998 waren erstmals alle Gleisstränge der neuen Anlage befahrbar: Das alte Durcheinander auf engem Raum und abseits liegende Bushaltestellen sollten in Kürze der Vergangenheit angehören. Bremen war ein gehöriges Stück vorangekommen auf dem Weg zu einer Stadt mit modernstem ÖPNV-Angebot.

Doch 1998 brachte auch einen Abschied der besonderen Art: Ein Fahrzeug, das die Hansestadt für kurze Zeit in den Mittelpunkt des Weltinteresses gerückt hatte, ging auf eine große Reise. Der weltweit erste Niederflurwagen mit durchgehendem Fahrzeugflur blieb in Bremen ein Einzelgänger, für den keine sinnvolle Verwendung mehr gegeben war.

Im schwedischen Norrköping hatte man Bedarf: Gemeinsam mit „Kollegen“ aus München stützte er dort 13 Jahre lang den ÖPNV. Am 16. Juni 1998 verließ der Bremer Tw 3801 die Hansestadt gen Schweden, am 12. Juli 2011 kehrte er schließlich an die Weser zurück. Hier wird er museal oder vielleicht auch „in Funktion“ erhalten werden. Genauer betrachtet: Bremens Flughafentram
Genauer anschauen wollen wir uns Vorgeschichte und Hintergründe eines der bedeutenden Ereignisses des Jahres 1998: Die Entwicklung der Flughafenbahn, die seinerzeit ein wenig im Schatten der „Wiedergeburt“ von Bremens Linie 4 stand, reicht weit zurück.

Am 13. Januar 1934 war die Strecke zum Flughafen in Betrieb genommen worden. Die alte Linie 5 bediente zunächst diesen Ast, ab 1952 ging er an die Linie 15. Aus ihr wurde Mitte 1967 die „neue“ Linie 5, nachdem deren Vorgängerin – die seit 1952 nicht mehr zum Flughafen verkehrte – Anfang Mai 1964 aufgegeben worden war.

43 neue Wagen bis Ende 2012
Die große Netzumstrukturierung im Zusammenhang mit der Eröffnung des ersten Bauabschnittes der neuen Linie 4 im Mai 1998 und der neuen Flughafenanbindung änderte noch einmal alles: Nun erhielt die Linie 6 den Zielpunkt Flughafen, wobei die alte idyllische Trassenführung ab Flughafendamm entlang der Neustädter Wasser­lose zugunsten einer direkten Anbindung des Flughafens – also Vorfahrt vor das Terminal statt bisher eher wenig attraktiv lediglich in dessen Nähe – aufgegeben wurde.

Die Neubaustrecke verläuft heute durch rasch entstandene Technologie- und Gewerbekomplexe rund um den Flughafen. Da mit der Inbetriebnahme der Anbindung der Universität und der dortigen Technologiebetriebe am anderen Ende der Linie 6 im Oktober 1998 zwei Technologie-Standorte durch eine Tramlinie verbunden sind, spricht man in Bremen gerne von der „Technologie-Linie“.

Auf dieser Linie verkehrt heute in der Regel nur die Baureihe GT8N1 – also die neueste Generation Bremer Trambahnwagen – die seit Dezember 2012 mit 43 Fahrzeugen vollständig im Einsatz steht.

Eine Ortsbesichtigung
Die alte Tramstrecke verlief – durch einen Entwässerungsgraben getrennt – parallel zur Güterstichstrecke der Eisenbahn, die von der DB-Strecke nach Oldenburg abzweigend den Großmarkt – inzwischen längst andernorts angesiedelt – und die BSAG bediente. Kurz vor der Kurve am Flughafendamm kreuzte dieses Gleis der „großen Bahn“ die Tramstrecke.

Die Anbindung der Luft- und Raumfahrtindustrie im Umfeld des Flughafens ­erfolgte über ein vorher geradeaus verlaufendes Gleis der Güterbahn. Dies ermöglichte die Belieferung mehrerer inzwischen nicht mehr aktiver Betriebe. Mit dem Umbau des gesamten Areals ist diese Strecke in Richtung Flughafen nun nicht mehr vorhanden.

Inzwischen hat eine vieldiskutierte Straßenbaumaßnahme das gesamte Gebiet noch dazu grundlegend verändert. Ein weithin sichtbares Brückenbauwerk führt die aufgeständerte Autobahn A 281 direkt neben der Hauptverwaltung der BSAG über den Flughafendamm.

Wer im Umfeld der neuen Autobahnabfahrt „Flughafen“ nach Überresten der einstigen Naturidylle sucht, müht sich vergebens. Es ist nichts übrig geblieben! Die alte Güterbahn ist nun zwischen dem Flughafendamm und der Duckwitzstraße als Tramtrasse für Aus- und Einrückfahrten sowie Umleitungen eingerichtet worden. Vielleicht wird auf ihr auch einmal ­Linienverkehr betrieben werden.

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