Schöner Warten »auf Zollverein«

Seiten

Im Mittelpunkt steht dabei das Verständnis der ­Jugendlichen von Kultur, womit Stirl’s Gestaltungskonzept der »Kulturwelten« aufgegriffen wurde. Neben der Aufwertung möchte die EVAG mit diesem Projekt den Jugendlichen die Möglichkeit geben sich mit ihrem Nahraum auseinanderzusetzen und hofft auch auf Effekte hinsichtlich ­Vandalismusprävention. Leider muss man feststellen, dass die neue Gestaltung des Zugangsbereichs mit der weiterhin bestehenden alten Farbgebung des Bahnsteigbereichs farblich kaum harmoniert.

Themenbahnhof ­Hirschlandplatz

Im Dezember 2008 konnte nach langen Umbauarbeiten die Umgestaltung des U-Bahnhofs Hirschlandplatz – erneut unter der Mitwirkung der »U-Bahnkünstlerin« Gabriele Stirl – abgeschlossen werden. Nötig wurde die Modernisierung, die auch ­Investitionen in den Brandschutz beinhaltete, da schon 2006 einzelne Wandplatten der »alten Station« abfielen. Zum Resultat jedenfalls kann man der EVAG nur gratulieren. Als Themenbahnhof bezieht die ­Stationsgestaltung Einrichtungen in der direkten Umgebung – namentlich das Grillo-Theater, die Volkshochschule, die Lichtburg und die vom Berliner Platz hierher umgezogene Verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft EVAG (VHAG) mit ein. Während sich die B-Ebene – wo sich künftig auch das kleine Essener Straßenbahnmuseum befinden wird – in einem eleganten weinrot und mit vielen Bildern der oben genannten Einrichtungen zeigt, wurde der Bahnsteigbereich bewusst in nostalgischem Ambiente gehalten. Die farbliche Gestaltung in laubgrün und elfenbein bezieht sich dabei auf ein historisches Lackierungsschema Essener Straßenbahnen. Zudem wurden an den Wänden verschiedene verkehrshistorische Exponate angebracht. Bis Ende 2010 soll auch der wichtige U-Bahnhof Rathaus Essen (bis Januar 2010 Porscheplatz) nach dem Konzept »Themenbahnhof« umgestaltet sein – nachdem es keine Visualisierungen und dergleichen gibt, darf man auf das Ergebnis gespannt sein.

Warten unter Kunst: ­Haltestelle Zollverein

Das 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe aufgestiegene Zechen- und Kokereigelände Zollverein war bis 2009 mit einer simplen Straßenbahnhaltestelle ohne Bahnsteig ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Seit aber die Bedeutung dieses Areals durch die verstärkte Ansiedlung von Einrichtungen der Kultur- und Kreativwirtschaft stetig anstieg und hier zusätzlich zahlreiche Veranstaltungen im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt stattfinden sollten, wollte man den mit dem ÖPNV anreisenden Besuchern eine moderne Station mit einem für Niederflurfahrzeuge tauglichen Mittelbahnsteig anbieten. Aufgrund der Bedeutung und der prominenten Lage direkt vor dem zum wohl bekanntesten Essener Postkartenmotiv aufgestiegenen Fördergerüst des Schachtes XII, sollte hier keine Lösung »von der Stange« zum Einsatz kommen. Daher rief die EVAG in Kooperation mit der Stiftung Zollverein im Juli 2009 einen Designwettbewerb für die Gestaltung der neuen Station aus. Als Gewinner konnte Marc Remshardts Entwurf »wartnichtaufkunst.aberunter« ermittelt werden. Der Zeitplan für die Verwirklichung der Künstlerhaltestelle war eng, da die Station bereits zu Beginn des Kulturhauptstadtjahres 2010 zur Verfügung stehen sollte. Seit Januar halten nun die Straßenbahnen der Linie 107 an der neuen Station, die vor allem durch ihr Betondach auffällt. Die Überdachung erinnert an die Form eines T-Trägers und ist gleichzeitig »Träger« moderner Gegenwartskunst. Die künstlerische Gestaltung der Betonüberdachung soll jährlich wechseln. Momentan trägt sie die Handschrift von Grafikdesigner Clemens Behr, der sich im ersten Gestaltungswettbewerb durchsetzen konnte. Tatsächlich zugänglich für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste wird die Station aber trotz niederflurgerechtem Ausbau zunächst nur dieses Jahr sein, da ab dann die mit Niederflurfahrzeugen bestückten Zusatzkurse auf der Linie 107 wieder entfallen und die übrigen Kurse aufgrund betrieblicher Zwänge noch mit Hochflurfahrzeugen bedient werden müssen.

Edelstahldach statt ­stillgelegter Spurbustrasse

Ebenfalls ein neuer niederflurgerechter Mittelbahnsteig wurde am 31. Mai 2010 an der Station ThyssenKrupp eröffnet. Diese ersetzt die etwas weiter östlich gelegene, bereits in die Tunnelrampe zum Berliner Platz integrierte Stationsanlage von 1991, die bis Januar 2010 noch Krupp Hauptverwaltung hieß. Mit der stillgelegten Busspur zwischen den beiden Straßenbahngleisen und den U-Stadtbahnlogos an der nur von Straßenbahnen befahrenen Station war diese ­Anlage zwar nicht besonders schön, aber dennoch immer wieder ein interessantes Fotomotiv.

Seiten

Fotos: 
siehe Bildunterschrift
Tags: 
Weitere Themen aus dieser Rubrik

Der Mensch als Fehlerquelle?

"Ich war doch nur ganz kurz abgelenkt“, zitieren zahlreiche Unfallprotokolle in ganz Deutschland die Fahrer von Stadt- und... weiter

Freiburg vor dem Generationswechsel - Gnadenfrist für die letzten sechs GT8K bis 2017

Die VAG in Freiburg bekommt gerade sechs Niederflurwagen von CAF geliefert – trotzdem mustert sie die letzten sechs hochflurigen GT8K nicht aus. Sie m&... weiter

Wirklich sicher?

Hat er seinen Tod fahrlässig in Kaufgenommen? Noch immer ermittelt die Dortmunder Staatsanwaltschaft, wieso am Pfingstwochenende ein 20-Jähriger zwischen zwei als...

weiter

Das könnte Sie auch interessieren