Regenbogenfarben an der Maine

Seiten


Doch eine »klassische« Tram
Da sie leichter zu handhaben und ruhiger sei, wollten die Verantwortlichen von Angers und 29 Randgemeinden zunächst eine Straßenbahn auf Gummirädern wie in Caen onder Nancy. Im Verlauf der Planung wurde jedoch der Kostenunterschied zwischen beiden Systemen immer geringer. Da man mit rund 35.000 Fahrgästen täglich rechnet, spricht viel für eine »klassische« Tram auf Schienen. Bei der Entscheidung für den Bau der Straßenbahn, die am 10. Feb­ruar 2005 im Rat des Ballungsraums einstimmig erfolgte, entschied man sich dann »auf der Zielgeraden« für eine »klassische« Tram (s. SM 06/2005).

Beim rollenden Material hoffte Jean-Claude Antonini auf »einen konstruktiven Dialog mit der Industrie.« Auch Angers wählte schließlich fünfteilige Citadis-302 von Alstom. Sie sind 32,42 Meter lang und 2,40 Meter breit und bieten Platz für 203 Fahrgäste (56 Sitz-, 147 Stehplätze). Ihre ­Besonderheit: Die Lackierung in weiß mit Regenbogen und grünem Innendesign.

Die Kosten der Tramway d’Angers
Bei den Kosten für das Projekt geht man von einem Gesamtumfang von 287,5 Mio.€ aus, von denen 175 Mio. € durch eine Anleihe auf 30 Jahre finanziert werden. Ferner wurde das Versement Transport (Nahverkehrsabgabe) der Betriebe des Großraums von 1 Prozent auf den Höchstsatz 1,8 Prozent erhöht.

Viele Eigenmittel stehen zur Verfügung, da das Syndicat des Transports d’Angers bis heute keine Schulden hat. Im Rahmen des Umweltförderprogramms Grenelle de l’Environnement steuert Paris 37,5 Mio. € bei, die Région Pays de la Loire 15,3 Mio. € und die EU 2,8 Mio. €.

70 Prozent Rasengleis
Nicht nur, dass gegenüber dem Depot mit »Terra Botanica« eine Art permanenter Gartenschau eröffnet wurde, Grün prägt die neue Straßenbahn von Angers: Acht der zwölf Kilometer sind Rasengleis, die Zahl der Bäume entlang der Trasse wuchs von 1.325 um 284 auf 1.609. Erprobt wird auch auf 300 Meter Länge ein neues System der Bewässerung der Rasengleise, das Colas-Rail entwickelt hat.

Ursprünglich sollte die Tram von Angers noch vor der Kommunalwahl 2007 rollen. Daraus konnte nichts werden, nachdem im Herbst 2002 ein Gericht in Nantes den Generalverkehrsplan annulliert und »Nacharbeiten« verlangt hatte. Nach den  obligaten Anhörungen lag die Baugenehmigung erst im Januar 2007 vor, so dass das Ziel einer Betriebsaufnahme Mitte 2009 nicht mehr erreicht wurde.

Für den Start Ende Juni 2011 hoffte man auf über 35.000 Fahrgäste täglich – das wären 40 Prozent der Verkehrsleistung des ÖPNV im Großraum Angers. Dazu soll die Tram von 5 Uhr bis Mitternacht verkehren, im 4-6-Minuten-Takt. Vier P+R-Plätze mit 200 bis 400 Stellplätzen werden an den nördlichen und südlichen Endstationen Arvillé und La Roseraie, sowie beiderseits der Autobahn A 11 gebaut und sind für Tram-Benutzer kostenfrei. Das Busnetz wird an die Straßenbahn angepasst und um zehn Prozent verdichtet.


Für Angers bedeutet der Bau der Straßenbahn auch die Wiederkehr eines Verkehrsmittels, denn bis 1949 fuhr die »alte« Tram durch Angers. Sie ist aber – da sind sich die Verantwortlichen absolut sicher – mit der Neuauflage nicht mehr zu vergleichen. Eine Botschaft, welche sie an die Bürger richten, um ihnen das Umsteigen auf den ÖPNV zu erleichtern.

Text: Victor Lecaennais

Noch mehr Bilder und Infos finden Sie im Heft STRASSENBAHNMAGAZIN 11/11!

Seiten

Weitere Themen aus dieser Rubrik

Der Mensch als Fehlerquelle?

"Ich war doch nur ganz kurz abgelenkt“, zitieren zahlreiche Unfallprotokolle in ganz Deutschland die Fahrer von Stadt- und... weiter

Freiburg vor dem Generationswechsel - Gnadenfrist für die letzten sechs GT8K bis 2017

Die VAG in Freiburg bekommt gerade sechs Niederflurwagen von CAF geliefert – trotzdem mustert sie die letzten sechs hochflurigen GT8K nicht aus. Sie m&... weiter

Wirklich sicher?

Hat er seinen Tod fahrlässig in Kaufgenommen? Noch immer ermittelt die Dortmunder Staatsanwaltschaft, wieso am Pfingstwochenende ein 20-Jähriger zwischen zwei als...

weiter

Das könnte Sie auch interessieren