Oben geblieben!

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Anfang Oktober einigten Regierungspräsident und Stadt Frankfurt auf folgenden Kompromiss:
•    die neue U-Bahnstrecke mit den Linien U6 und U7 wie geplant zu eröffnen
•    die Altstadtstrecke erhalten und von einer neuen Straßenbahnlinie 11 zu bedienen
•    die bisherige HVZ-Linie 23 ganztägig verkehren zu lassen.

Damit konnte mit zwei Wochen Verspätung am 12. Oktober 1986 der Winterfahrplan in Kraft treten.

Die Wende für die ­Straßenbahn
Die neue Linie 11 war zunächst ein ungeliebtes Kind. Sie wurde, den Vorgaben des Regierungspräsidenten gemäß, von der Fechenheimer Schießhüttenstraße kommend, über die Altstadtstrecke geführt. Allerdings lag die Endstation »Hauptbahnhof Südseite« abseits der Pendlerströme. Hier wäre eine Führung bis Messegelände oder gar Westbahnhof wesentlich attraktiver gewesen.

Außerdem zwang man ihr eine fünfminütige Schleifenfahrt über den Zoo auf, um den Anschluss an die neue U-Bahnlinie zu gewähren. Hier wurden die Haltestellen für beiden Richtungen hintereinander angelegt, ebenfalls eine etwas unglückliche Lösung. Aber die »11« behielt ihre Fahrgäste (bis zu 10.000 täglich) und wurde einige Jahre später sogar zur Ost-West-Durchmesserlinie von Fechenheim bis Höchst aufgewertet. Das zeigte, dass auch bei drei Tunnelstrecken durch Frankfurt am Mains City Bedarf für die Altstadtlinie bestand und besteht.
Frankfurts Straßenbahn hatte jedenfalls 1986 die Talsohle durchschritten. Drei Jahre später verlor die CDU bei der Kommunalwahl 13 Prozent der Stimmen. Der glücklose Wolfram Brück wurde als Oberbürgermeister vom SPD-Kandidaten Volker Hauff abgelöst, der ein rot-grünes Bündnis schmiedete. Diese Koalition brachte den Lückenschluss zwischen Konstablerwache und Börneplatz auf den Weg. Diese 750 Meter Straßenbahnstrecke benötigte zwar zehn Jahre von der Idee bis zur Eröffnung, aber seither gibt es mit der Linie 12 eine weitere Ost-West-Durchmesserlinie.

Schon 1993 war mit den ersten 20 neuen Straßenbahnwagen vom Typ R ein weiterer Schritt zur Erhaltung der Straßenbahn gemacht. Diese Wagen wären ohne den Kurswechsel weg von der »schienenfreien Innenstadt« nie beschafft worden. Die 2003 eröffne­te Straßenbahnlinie 17 zum Rebstockbad und die derzeit in Bau befindliche Linie 18 zum Wohngebiet »Preungesheimer Bogen« sind weitere Beispiele für eine gesicherte Zukunft des Verkehrsmittels Straßenbahn in Frankfurt am Main.    Alexander Piesenecker

Noch mehr Bilder und Infos finden Sie im Heft: STRASSENBAHNMAGAZIN 11/11

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