Mit der Tram zu »Mae West«

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Da die oben erwähnten Veränderungen aber die Anzahl der Stehplätze erhöhen, verfügen die modernisierten R 2.2-Züge über eine Fahrgastkapazität von 164 statt bisher 156 Personen.

Klimatisierte Fahrerkabine

Durch die Ausrüstung der Fahrerkabine mit einer Klimaanlage kommen auch die Wagenlenkerinnen und -lenker in den Genuss von Verbesserungen. Am auffälligsten für den Betrachter ist die Lackierung der Fahrzeuge in dem Blau, das alle neuen MVG-Gefährte tragen. So wirken die redesignten Züge mit ihren schwarzen Türen wie neu und beschleunigen zugleich den Abschied von den traditionell Weiß-Blauen. Über die Zukunft der 18 Züge, die nicht in dem aktuellen Projekt aufgefrischt werden, ist noch nicht entschieden. Eine reduzierte Modernisierung, die sich auf die notwendigsten Maßnahmen beschränkt, ist als Kompromisslösung denkbar, zumal man die Wagen dringend benötigen wird. Noch darf Tw 2121 nicht im Fahrgastbetrieb eingesetzt werden. Die Freigabe durch die Technische Aufsichtsbehörde (TAB) stand Mitte August noch aus. Da die TAB die Fahrzeuge wie Neufahrzeuge einstuft, fordert sie von der IFTEC noch weitere Unterlagen ein. Das besondere Augenmerk liegt auf der neuen Türkonstruktion. Die MVG erwartet das grüne Licht spätestens für Mitte September zu Beginn des neuen Schuljahres. Zwei Fahrzeuge erhalten derzeit in Leipzig ihr neues »Out- und Infit«. Die übrigen 47 stehen bereits auf der Warteliste. Pro Monat sollen im Durchschnitt mehr als zwei Wagen dem Redesign unterzogen und »geliftet« werden.

Abschied von den P,p-Zügen

Nach Abschluss der R 2.2-Modernisierung werden neben den 68 R 2.2-Zügen 20 vierteilige R-3.3-Einheiten und 14 Variobahnen (Reihe S) für das knapp 80 Kilometer lange Netz zur Verfügung stehen. Dann sollen auch die letzten drei derzeit noch im Regelbetrieb eingesetzten P-Wagen (Baujahre 1967 bis 1969) ausscheiden. Auf Letztere kann man momentan noch keinesfalls verzichten, zumal die vier vorhandenen S-Wagen seit 19. Juli nicht verfügbar sind: Einer befindet sich zum Einbau eines Energiespeichers für fahrleitungslose Abschnitte beim Hersteller Stadler, ein weiterer war noch nicht im Fahrgasteinsatz unterwegs, die restlichen sind wie ihre Nürnberger »Vettern« aus dem Verkehr gezogen.  Die Technischen Aufsichtsbehörden für ­beide Städte (die Bezirksregierungen von Oberbayern und Mittelfranken) fordern nämlich unerwartet unter anderem den theoretischen Nachweis, dass das Lichtraumprofil vollständig eingehalten wird. Dies haben die Fahrzeuge in den letzten sieben Monaten im Alltagsbetrieb auf den ­Linien 19, 20 und 21 nach Angaben der MVG praktisch längst anstandslos nachgewiesen. Bei Betrieben außerhalb Bayerns, beispielsweise der Bogestra, verkehren Variobahnen anstandslos und unbeanstandet. Die MVG erwartet dringend, dass die TAB den neuen Typ bis spätestens 1. Oktober, wenn das Fachhochschulsemester beginnt, wieder für den Fahrgastbetrieb frei gibt.

Streckenausbau geht voran

Die steigende Beliebtheit des gesamten öffentlichen Nahverkehrs im Raum München und wachsende Bevölkerungszahlen in Deutschlands drittgrößter Stadt machten und machen Neubaustrecken und Angebotsverbesserungen notwendig. Was tat sich alles in den letzten 16 Jahren, was tut sich heute? 1994 richteten die damaligen Stadtwerke München Verkehrsbetriebe im Auftrag der Stadt erstmals ein Nachtliniennetz ein, das auch vier Trambahnlinien umfasste. Mehr als 22.000 Fahrgäste nutzten im Jahr 2008 dieses Angebot, das auch drei täglich und sechs im Wochenendbetrieb verkehrende Buslinien enthält. 1995 maß das Streckennetz nur noch 65 Kilometer (zu Zeiten seines größten Umfangs 1964 waren es deren 134). Bis 2010 wuchs es wieder um zehn Kilometer. Dabei handelt es sich nur bei der im Dezember 2009 eröffneten Strecke Parzivalplatz – Schwabing Nord der Linie 23 (Münchner Freiheit – Schwabing Nord) um eine echte Neubaustrecke und selbst diese verläuft auf einer ehemaligen Eisenbahntrasse, die Bürger schon vor dem Ersten Weltkrieg für den Personenverkehr nutzen wollten. Alle anderen Streckeneröffnungen sind Wiederinbetriebnahmen zuvor stillgelegter Linien. Die Linie 23 erweist sich nach einem halben Jahr Betrieb als voller Erfolg und übertrifft die Erwartungen der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Sie zieht neue Fahrgäste an: Bei einer Befragung von mehr als 2.000 Nutzern (darunter befindet sich auch der Verfasser dieser Zeilen) gaben 13 Prozent an, vor Einführung der Tram auf derselben Relation kein öffentliches Verkehrsmittel (sechs Prozent fuhren mit dem PKW) benutzt zu haben, 24 Prozent sind nun häufiger »öffentlich« unterwegs.

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siehe Bildunterschrift
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