Mit »ERNA« durch die Nacht

Abends öfter durch Erfurt. Nur vier Jahre nach der letzten großen Umstellung wurde das Abend- und Nachtangebot der Erfurter Verkehrsbetriebe erneut grundlegend revidiert. Von Ronald Glembotzky
 
Vor etwas über drei Jahren, am 5. Oktober 2007, wurde die vorerst letzte Erfurter Stadtbahn-Neubaustrecke vom Rieth zur Salinenstraße eröffnet (s. SM 1/08). Damit ging auch eine umfangreiche Änderung fast aller Stadtbahnlinien einher. Ebenso wurde der Abend- und Nachtverkehr nach knapp vier Jahren komplett umstrukturiert.
Der Liniennummer wurde wieder ein N vorangestellt, das deutlich machen sollte, dass einige Linien im Nachtverkehr im Gegensatz zum Tagesverkehr über abweichende Linienwege, zu anderen Endpunkten oder gar verkürzt verkehren. Zentraler Ausgangspunkt war und ist auch weiterhin die Haltestelle Anger.
Mit den sogenannten »Angerkreuzungen« bestand Montag bis Samstag ab 20:30 Uhr (Sonntag ab 20 Uhr) bis 1 Uhr ein garantierter Übergang zwischen den Nachtlinien N1 – N5 sowie der Nachtbuslinie N9, wobei die Linie N5 nur im Zubringer bzw. Abbringerverkehr (als Linie 5) von und zum Zoopark verkehrte. Bis auf die Linie N3 verkehrten alle anderen Nachtlinien in einem 30-Minuten-Takt.
Auf einzelnen Streckenabschnitten der ­Linien N2 und N4 wurde teilweise das Angebot auf einen 15-Minuten-Takt verdichtet. Im Wochenendfrühverkehr wurde dies an Samstagen bis 9 Uhr und an Sonntagen vergleichsweise recht lang bis 11 Uhr praktiziert, insbesondere auf den nachfragestärkeren Streckenabschnitten bestand zu ­bestimmten Zeiten, wie z.B. am Sonntag-Vormittag, der Wunsch das Angebot auszubauen.

Erweitertes Angebot
Mit dem neuen Abend- und Nachtangebot seit 31. Oktober 2010 kam es jetzt erneut zu einer grundlegenden Änderung: Im Abendverkehr verkehren zwischen 20 Uhr und 0:30 Uhr (samstags bis ca. 8:30 Uhr, sonntags bis ca. 11 Uhr) alle sechs Straßenbahnlinien im 20-Minuten-Takt. Am Anger trifft sich ein Teil dieser Linien jeweils alle 10 Minuten und bei Linienüberlagerungen, wie auf der Magdeburger Allee oder Nordhäuser Straße entstehen so 10-Minuten-Zugfolgen.
Damit ergeben sich jetzt auch wesentlich bessere Anschlüsse zu den Regional- und Fernverkehrszügen am Hauptbahnhof. Alle Stadtbahnlinien verkehren zu diesen Zeiten – wie tagsüber – auf gleicher Linienführung, die Linie 1 endet allerdings bereits im Rieth und wird dort umlauftechnisch mit der Linie 6 verknüpft. Dadurch erfährt das Erfurter Stadtbahnnetz in dieser Zeit eine erhebliche Aufwertung. Auch die (bis auf Ausnahmen) gleiche Linienführung vereinfacht für Touristen und Gelegenheitsnutzer des ÖPNV wesentlich die Orientierung am Abend.

Licht und Schatten
Dieser Angebotsverbesserung stehen allerdings auch einige Verschlechterungen gegenüber: So wird der frühere 15-Minuten-Takt der Linie N3 auf den Außenästen im Südosten zum Wiesenhügel und Urbicher Kreuz sowie im Norden zum Europaplatz bzw. in das Rieth zugunsten des 20-Minuten-Taktes aufgegeben. Nachteilig wirkt sich dies besonders für die Relation Europaplatz – Rieth aus, auf er es ab 20:30 Uhr keine Direktverbindung mehr gibt.
Im Südwesten verkehren die Linien 1 und 6 zu ihren regulären Endpunkten zur Thüringenhalle bzw. Steigerstraße. Aus umlauftechnischen Gründen findet dort grundsätzlich ein Linienwechsel statt, so dass ab Steigerstraße die Linie 1 und ab Thüringenhalle die Linie 6 zurück in Richtung Stadtzentrum verkehrt. Eine umsteigefreie Hin- und Rückfahrt, z.B. vom Domplatz zur Steigerstraße ist so auf direktem Fahrtweg nicht mehr möglich.

Abends nicht nach ­Bindersleben
Der erst fünf Jahre alte Streckenabschnitt Hauptfriedhof – Flughafen/Bindersleben wird im Abendverkehr überhaupt nicht mehr von der Linie 4 befahren.

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