Licht und Schatten der SEG-Zeit

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DIE EINIGUNG MIT HERRMANN BACHSTEIN

Dem Konsortium Bank für Handel und Industrie – Herrmann Bachstein gelang es 1888, mit der Stadt Essen, den Nachbargemeinden und dem Regierungspräsidenten in Düsseldorf eine Einigung zu erzielen. Bachstein erhielt 1890 die Genehmigungen zum Bau und Betrieb mehrerer Dampfbahnlinien durch die Krupp-Stadt sowie deren Umland.

Doch der Unternehmer verzögerte den Baubeginn um zwei Jahre, in denen die Technik von elektrischen Straßenbahnen weiter ausreifte. Daraufhin änderten die Konzessionsgeber ihre Genehmigungen – und die Allgemeine Elektrizitäts- Gesellschaft (AEG) begann im Auftrag (und auf Rechnung) des genannten Konsortiums Herrmann Bachstein im November 1892 mit dem Bau von zwei meterspurigen Straßenbahnlinien.

Diese nahm das Konsortium am 23. August 1893 feierlich in Betrieb. Damit verfügte Essen als erste Stadt im Ruhrgebiet über eine elektrische Straßenbahn. In den Städten Dortmund und Bochum startete der dort anfangs von Siemens & Halske selbst geführte elektrische Betrieb erst im März bzw. November des folgenden Jahres.

Dabei hatte die Strecke Bochum – Herne 1894 keine Pferdebahnvorgeschichte. Essen kann von sich hingegen sagen, über einen der ältesten elektrischen Straßenbahnbetriebe in Deutschland zu verfügen.

DIE ERSTEN BETRIEBSJAHRE DER ESSENER STRAßENBAHN

Die 1893 eröffneten Strecken begannen beide am Bergisch-Märkischen Bahnhof in Essen (heutiger Standort des Hauptbahnhofes). Führte die rote Linie – übrigens teilweise mit Steigungen von 1:16 – durch die Innenstadt nach Norden bis zum Bahnhof der Köln-Mindener Eisenbahn in Altenessen, so hatte die schwarze Linie ihren Endpunkt nordwestlich in Borbeck. Schon ab Anfang 1894 gab es die ersten Verlängerungen; im Sommer 1894 betrug die Streckenlänge 18,3 Kilometer, bis auf zwei Kilometer eingleisig geführt.

Der Fahrzeugbestand setzte sich aus zwölf 1893 von AEG und zwölf 1894 von Herbrand gebauten Triebwagen sowie 17 Beiwagen zusammen, für die 1894 in Borbeck ein Depot fertiggestellt wurde.

DIE GRÜNDUNG DER SEG AG

Das Vorhaben des Landrates des Kreises Essen, zum einheitlichen Betrieb der elektrischen Straßenbahnen im Ruhrgebiet eine Rheinisch-Westfälische Kleinbahngesellschaft zu gründen, ließ sich nicht umsetzen. Aber er überzeugte die Gemeinden im Kreis Essen davon, auf eine gemeinsame Betriebsgesellschaft zu setzen.

Um den vom Konsortium Herrmann Bachstein geleiteten Betrieb auf ein wirtschaftlich sicheres Fundament zu stellen, forderte der Landrat die Bildung einer Aktiengesellschaft. Herrmann Bachstein kam dem nach und gründete zum 11. Februar 1895 mit Wirkung zum 1. April des Jahres die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft AG mit 6,5 Millionen Mark Aktienkapital und Sitz in Darmstadt.

In die SEG brachten das Konsortium Bank für Handel und Industrie – Herrmann Bachstein insgesamt sieben Straßen- und Vorortbahnen in Hessen und Preußen mit jeweils 1.000 Millimeter Spurweite sowie fünf regelspurige Eisenbahnen ein. Herrmann Bachstein steuerte zusätzlich zwei bisher von ihm direkt geführten Eisenbahnstrecken in Thüringen der AG bei.

1897 kamen fünf weitere regelspurige Eisenbahnen hinzu – allesamt auf dem Gebiet des Großherzogtums Baden gelegen.

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