Krefeld: 125 Jahre Tram in der Seidenstadt

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Auf eigene Kosten baute die Stadt Krefeld 1910 eine Straßenbahnstrecke von Heideck über Willich durch Schiefbahn hindurch bis zur Textilfabrik Deuß & Oetker, die sie mit der Eröffnung am 1. Oktober an die Straßenbahn verpachtete. Im gleichen Jahr wurde am 8. Dezember noch die Streckenverlängerung vom Beringshof zum Krefelder Stahlwerk fertiggestellt. Eine ursprünglich geplante Erweiterung bis Hückelsmay konnte nicht gebaut werden, weil die Staatsbahn die Kreuzung ihrer Gleise am Stahlwerk nicht erlaubte.

Zwischen 1911 und 1914 wurden die meisten innerstädtischen Abschnitte zweigleisig ausgebaut. Am 23. Februar 1914 wurde als letzte Verbindung vor dem Ersten Weltkrieg das Teilstück Schlachthof – Oberdießem eröffnet, nachdem zu Jahresbeginn mit dem Abschnitt Neußer Straße – Hochstraße – Friedrichstraße erstmals eine Strecke stillgelegt wurde.

Da ein großer Teil der männlichen Bediensteten während des Ersten Weltkriegs 1914 in die Armee einberufen wurde, mussten die entstandenen Lücken größtenteils mit Frauen aufgefüllt werden. Hinzu kamen zunehmende Probleme im Betrieb wegen fehlender Betriebsstoffe und Ersatzteile. Acht zweiachsige Sommerbeiwagen von 1900 wurden zu Lazarettwagen umgebaut. Ab 1917 wurde die Straßenbahn auch zum Gütertransport genutzt.

Zwischen den Weltkriegen

Mit der Verlängerung von Traar über Kapellen und Hülsdonk nach Moers, wurde im Februar 1918 eine Strecke in Betrieb genommen, die in den ersten beiden Jahren nur von dampfbespannten Kohlezügen befahren wurde, weil die Oberleitung fehlte. Erst ab 15. November 1920 fuhren hier elektrische Straßenbahnen. Noch im gleichen Jahr wurde eine weitere Neubaustrecke Hauptbahnhof – Kanalstraße – Oppumer Straße eröffnet.

1919 herrschte akuter Personal- und Wagenmangel, weswegen man die Linie zum Friedhof einstellte. Erst am 1. Mai 1925 ging sie mit neuer Streckenführung wieder in Betrieb. Trotz der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch die beginnende Inflation modernisierte die Straßenbahn weiter den Betrieb.

1921 entstand eine neue Wagenhalle an der Wiedstraße. Mit den Strecken vom Rheinhafen zur Reinholdhütte (15. März 1920) und über die westliche Hüttenallee (16. Juni 1921) konnten auch weitere neue Verbindungen eröffnet werden.

Ab 1924 beförderte die Krefelder Straßenbahn auch Briefe und Pakete. Sehr fortschrittlich war die Einführung eines Gemeinschaftsverkehrs mit der Mönchengladbacher (damals noch München-Gladbach) Straßenbahn am 9. Februar 1925 auf der Strecke über Willich. Die durchgehende Linie erhielt die Nummer 14 und wurde von Fahrzeugen beider Betriebe bedient. Nur wenige Wochen später begann die Krefelder Straßenbahn einen weiteren Gemeinschaftsverkehr, dieses Mal mit der Straßenbahn Moers-Homberg. Bis zum 8. Oktober 1939 wurde die Linie 12 von Krefeld kommend über Moers und Homberg bis Duisburg-Ruhrort durchgebunden.

Am 4. April 1928 wurde die Uerdinger Linie vom dortigen Markt zum Bahnhof verlegt und bis zur Hohenbudberger Kirche verlängert.

Am 30. Mai 1930 beschloss man, das gesamte Vermögen der »Krefelder Straßenbahn AG« mit Wirkung vom 1. April 1931 an die »Bahn- und Gelände AG« zu verkaufen, die zu 100 Prozent der Stadt Krefeld gehörte. Ab 1. August 1931 lief die neue Gesellschaft unter dem Namen »Krefelder Verkehrs-AG« (KREVAG) im Handelsregister.

Ebenfalls 1930 wurde die Linie Marktstraße – Westwall – Oppumer Straße wegen zu enger Straßenzüge eingestellt, und das Netz der Krefelder Straßenbahn  erreichte mit 68 km seine größte Ausdehnung.

1929 hatte man mit dem Bau einer normalspurigen Straßenbahnlinie von Krefeld nach Rheinhausen begonnen. Das Projekt wurde jedoch durch die Weltwirtschaftskrise 1930 unterbrochen und nicht wieder aufgenommen.

Am 8. Oktober 1933 wurde die Linie 5 nach Dießem durch eine Autobuslinie ersetzt.
 
Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es dann noch einige Veränderungen in den Linienwegen, aber keine neuen Strecken mehr.

Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen

Ab 1941 wurden mit der Straßenbahn wieder wie im Ersten Weltkrieg Güter befördert. Auch das Elektrizitätswerk wurde über einen 1918 gebauten Anschluss mit Kohlen beliefert. Die sich häufenden Luftangriffe verursachten in Krefeld im Laufe des Krieges immer größere Schäden; ein schwerer Angriff am 22. Juni 1943 legte fast alle Verkehrsanlagen lahm und zerstörte auch zahlreiche Fahrzeuge und die Depots. Im Jahr darauf konnte der Fahrbetrieb zunächst wieder aufgenommen werden,  bevor 1945 ein weiterer schwerer Angriff und der Einmarsch der Alliierten am 2. März 1945 zur völligen Betriebseinstellung führten.

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