Konstal-Klassiker auf dem Abstellgleis

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Die ersten 13N
Der erste Triebwagen vom Typ 13N wurde im September 1959 ausgeliefert und erhielt in der Hauptstadt die Wagennummer 503. Mit den Tw 504 bis 508 kamen 1960 fünf weitere Vorserienfahrzeuge nach Warschau.

Für das damalige Polen stellten die 13N-Großraumwagen eine regelrechte Revolution dar: Bei den Zweiachsern mussten die Fahrer per Hand die Stromzufuhr regeln und mit Hilfe der Zuschaltung von mehr oder weniger Widerständen in den Stromkreis der Elektromotoren die Fahrgeschwindigkeit bestimmen.

Die 13N verfügten hingegen über PCC-Beschleunigertechnik mit Pedalsteuerung. Dabei konnten über einen automatischen Schalter 76 Widerstandsstufen für das Anfahren und 99 Stufen für den Bremsvorgang zugeschaltet werden.

Die neuen Vierachser waren sehr leistungsstarke Fahrzeuge: Verfügten die Zweiachser lediglich über zwei Motoren mit einer Leistung von lediglich 60 kW, mit denen eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h erzielt werden konnte, so waren die 13N mit vier 41,5-kW-Motoren ausgestattet, was eine Maximalgeschwindigkeit von 68 km/h ermöglichte. Das Getriebe besaß eine zweistufige Übersetzung im Verhältnis von 1:7,375. Hieraus resultierte das für die 13N charakteristische Heulen beim Anfahren und Bremsen.

Die Serienwagen
Die ersten neuen Fahrzeuge wurden in Warschau als Tw 509ff. in den Wagenpark eingereiht und auf den Linien 31 und 33 eingesetzt. Um Umnummerierungen der Altfahrzeuge zu vermeiden, wurde jedoch schon bald für die weiteren 13N eine neue Nummernserie 1ff. geschaffen.

Im Verlauf der Produktion wurde der Wagen weiter verbessert. Ab 1964 war die einheimische Elektroindustrie in der Lage, die belgischen Importausrüstungen durch eigene Erzeugnisse zu ersetzen. Bis 1969 wurden 846 (!) 13N an die Warschauer Straßenbahn ausgeliefert. Ein Teil der Fahrzeuge wurde als führerstandslose Beitriebwagen (Typenbezeichnung 13ND) ausgeführt. Sechs weitere Konstal-Vierachser gelangten nach Oberschlesien (dort als 14N und 15N bezeichnet).

Der hauptstädtische Straßenbahnbetrieb hätte gerne weitere 13N beschafft, da noch täglich dutzende Zweiachser unentbehrlich waren. Doch das Ministerium für Transportwesen konnte sich Mitte der 1960er-Jahre den Forderungen der anderen polnischen Verkehrsbetriebe nach der Zuteilung moderner Fahrzeuge nicht länger verschließen und wies daher den Waggonbauer Konstal an, die Produktion der Vierachser einzustellen und stattdessen einen sechsachsigen Gelenktriebwagen zu entwickeln.

Dieser neue Fahrzeugtyp war zwar vornehmlich für die „Provinzbetriebe“ gedacht, doch auch Warschau sollte nach den ursprünglichen Planungen Konstal-Sechsachser erhalten. Diese Idee wurde jedoch schließlich zu Gunsten der Beschaffung des neuen 105N-Vierachsers verworfen.

Der Einsatz in Warschau
Hinsichtlich der 13N war in Warschau ursprünglich ein Mischbetrieb mit Konstal-Zweiachsern auf denselben Strecken vorgesehen. Hiervon nahm jedoch aufgrund der sehr unterschiedlichen Beschleunigung der beiden Wagentypen und der daraus resultierenden Behinderung der Großraumwagen durch die N-Wagen rasch wieder Abstand. Für eine Übergangszeit wurde das Netz zwischen den beiden Wagentypen aufgeteilt, um die Behinderungen für die Vierachser so gering wie möglich zu halten.

Trotz der vorgenommenen Verbesserungen bereitete der 13N den Warschauer Verkehrsbetrieben reichlich Kummer und beschäf­tigte sogar den Parteitag der polnischen ­Kom­munisten!

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