Inseltram in die Parkstadt: Münchens neue Linie

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Im Jahr 2002 begann die Planung unter der Federführung von Gunnar Heipp, dem aus Karlsruhe zur MVG gestoßenen »Bereichsleiter Strategische Planungsprojekte«. Im November des Jahres wurden schließlich zwei Trassenvarianten präsentiert: Die Tramlinie sollte entweder am Scheidplatz (U2/U3) oder an der Münchner Freiheit U-Bahn-Anschluss erhalten. Der Streckenneubau zwischen Scheidplatz und Parzivalplatz war in beiden Varianten notwendig – in der jetzt realisierten dient er allerdings lediglich als Betriebsstrecke für Ein- und Ausrückfahrten.

Verknüpfung mit der Linie 12 gescheitert

Im April 2003 brachte die MVG noch eine dritte Trassenvariante ins Spiel: Von der Münchner Freiheit wäre die Linie durch die Herzogstraße zur bestehenden Linie 12 in der Belgradstraße geführt und mit dieser verknüpft worden. Diese Variante hätte den Betrieb einer tangentialen Tramlinie von Neuhausen durch Schwabing in die Parkstadt und den Wegfall des Nord-/Ostabschnitts der Buslinie 33 zwischen Rotkreuzplatz und Münchner Freiheit erlaubt. Mit 20.000 Fahrgästen pro Tag versprach sie die mit Abstand größte Auslastung und kostete genau so viel wie die realisierte Variante 2 mit Betriebsstrecke.

Erbitterter Widerstand der Anwohner der Herzogstraße verhinderte die Realisierung dieser verspätet in die Diskussion eingebrachten Lösung. Die Befürchtungen reichten von Lärmbelastung und Erschütterungen über den Wegfall von Parkplätzen bis hin zu verkehrsgefährdenden Situationen angesichts der eingeschränkten Straßenbreite. Schließlich beschloss der Stadtrat im Juli 2003 die Variante mit der Endstation im Herzen Schwabings an der Münchner Freiheit.

Die Anwohner in der Parzivalstraße hatten sich nicht minder heftig gegen eine Straßenbahn vor ihrer Tür gewehrt, doch war dieser Protest angesichts von im Regelfall je drei Betriebsfahrten morgens und abends bei Variante 2 wenig überzeugend. Die 0,9 km lange Betriebsstrecke war ursprünglich eingleisig vorgesehen, wurde schließlich jedoch zweigleisig umgeplant. Dagegen entfiel das an der Münchner Freiheit zunächst vorgesehene Ausweichgleis im Schleifenbereich.

Gegen das Projekt stimmte nur die Stadtratsfraktion der CSU, da sie grundsätzlich neue Straßenbahnstrecken für überflüssig erachtete und für eine Buserschließung der Parkstadt plädierte. 1999 hatte die CSU noch dem dortigen Bebauungsplan inklusive Tramerschließung zugestimmt. Nach der Stadtratsentscheidung suchten Vertreter der CSU zumindest den Bau einer Wendeschleife an der Münchner Freiheit zu verhindern: Stattdessen sollten neu zu beschaffende Zweirichtungswagen auf einem Stumpfgleis wenden. Die MVG beharrte aber auf einer Wendeschleife, um die bisherige Flexibilität im Wagenpark nicht aufzugeben, und konnte sich durchsetzen.

Eröffnung am 12. Dezember 2009

Nach weiteren drei Jahren erließ die Regierung von Oberbayern im Juni 2006 den Planfeststellungsbescheid. Im März 2007 konnte der erste Spatenstich in der Parkstadt Schwabing gefeiert werden. Highlights im Bauverlauf waren der Einhub der Tragseilbrücke über dem Petueltunnel am 5. Juli 2009 und der Beginn der Dachaufstellung an der Münchner Freiheit 11. August 2009. Zahlreiche Informationsmaßnahmen der MVG sorgten dafür, dass manche Befürchtungen und Vorurteile schon während der Errichtung der Strecke abgebaut wurden.

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