Große Ziele, wenig Geld

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Fuhrparkerneuerung
Der Jubel über den Ausbau der Straßenbahn in den Jahren 2006/07 wurde ein wenig getrübt durch die angespannte Fahrzeugsituation. Dadurch waren Intervallverdichtungen und somit ein attraktiveres Angebot für den Fahrgast kaum möglich.

Das Vorhaben, die neuen Strecken als „Musterlinien“ für den weiteren Ausbau zu präsentieren, war damit sehr eingeschränkt, auch durch den Einsatz überwiegend älterer Gelenktriebwagen. Es herrschte in weiten Teilen der Bevölkerung die Meinung, die Straßenbahn sei ein „veraltetes“ Verkehrsmittel. Auf den Buslinien waren schon moderne Niederflurbusse vorherrschend.

Ende 2006 bestand der Fuhrpark abgesehen von den 18 Cityrunnner (Nr. 651 bis 668, Baujahr 2000/01) und den zwölf mit einem Niederflurmittelteil erweiterten Gelenktriebwagen (Nr. 601 bis 612, Baujahr 1986/87) überwiegend aus Altwagen.

Die sieben sechsachsigen (aus der Serie 261 bis 283) und die 29 achtachsigen Gelenktriebwagen (501 bis 510, 521, 524 bis 537 und die umgebauten 581 bis 584) standen schon über 30 Jahre im Einsatz (Baujahr 1963 bis 1978). Als Überbrückung bis zur Lieferung neuer Niederflurbahnen wurden 2007 drei sechsachsige Gelenktriebwagen von den Wiener Linien beschafft. Die drei E1 (Nr. 291 bis 293) kamen vor allem in der Frühverkehrsspitze auf der Linie 4 zum Einsatz.

Ende 2006 haben die Grazer Stadtwerke neue Niederflur-Triebwagen ausgeschrieben, Stadler Pankow bekam den Zuschlag für die Lieferung von 45 fünfteiligen Einrichtungswagen vom Typ „Variobahn“, die mit 27,10m Länge und 2,30 m Breite speziell für die Grazer Verhältnisse konzipiert sind.

Großer Modernisierungsschritt
Die erste Variobahn erreichte Graz Ende 2009, die Auslieferung der weiteren Fahrzeuge erstreckt sich bis Ende 2015. Der Einsatz erfolgt in der Phase 1 zunächst auf den Linien 4 und 5. Auf den anderen Linien waren bzw. sind noch an einzelnen Streckenabschnitten der Gleismittenabstand für die geringfügig breiteren Wagen zu vergrößern (bisherige Grazer Standard-Fahrzeugbreite 2,20 m) sowie Parkflächen für die gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsräume zu reduzieren.

Mit der Beschaffung von 45 Niederflur-Triebwagen wollten die Graz Linien einen großen Modernisierungsschritt setzen, doch der Einsatz der ersten Neufahrzeuge löste heftige Proteste bei den Anrainern aus. Hohe unabgefederte Massen der Variobahnen erzeugten Lärm und Vibrationen, Hersteller und Verkehrsbetriebe erforschten und testeten danach Maßnahmen zu deren Verringerung.

Bis Ende 2012 wurden die Variobahnen 201 bis 212 mit folgendem Maßnahmenpaket, nach erfolgreichen Tests am Wagen 206, ausgerüstet: a) weichere Sekundär- und Primärfeder im Lauffahrwerk, b) Einsatz neuer Räder mit weicherer Charakteristik, c) Austausch der Metallelemente bei der Anlenkung gegen Elemente aus Plastikmasse und d) neues Tilgersystem (dynamische Dämpferelemente im Bereich der Räder).

Die weiteren Variobahnen sind bereits ab Werk entsprechend ausgerüstet. Zu Jahresbeginn 2013 waren 20 Triebwagen ausgeliefert, davon 13 im Einsatz. Die anderen Bahnen warteten noch auf die behördliche Genehmigung nach dem Umbau oder die für die Genehmigung notwendige Prüfbescheinigungen des TÜV Süd.

2013 werden neun Variobahnen ausgeliefert, 2014 und 2015 folgen jeweils acht. Im Frühjahr soll sich dessen Einsatzgebiet auf die Linie 6 und gegen Jahresende auf die Linie 7 erstrecken.

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