Große Ziele, wenig Geld

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3,7 km neue Tramstrecken
Nachdem im Jahr 1989 die Linie 1 um 500 Meter bis zum Unfallkrankenhaus Eggenberg verlängert wurde, dauerte es bis ins Jahr 2003, ehe die Stadt Graz die Weichen für den weiteren Tramausbau stellte, um neue Wohn- und Gewerbegebiete aufzuschließen. Parallel dazu wurde nach dem Konzept „Steirertakt“ des Landes Steiermark auf allen von Graz ausgehenden Eisenbahnstrecken ein S-Bahn-Betrieb eingerichtet.

Fünf Nahverkehrsknoten sollten eine Verknüpfung beider Systeme herstellen. Über die wichtigsten Punkte gibt der Kasten auf Seite 39 einen Überblick.Mit insgesamt 3,7 km Neubaustrecken bedeutete dies die größte Erweiterung im Grazer Straßenbahnnetz seit 1941, nachdem in den 1950er- und 1960er-Jahren das Schienennetz stark dezimiert wurde.

Unterirdische Straßenbahnstation am Hauptbahnhof
Zuletzt entstand als Herzstück der Nahverkehrsdrehscheibe Hauptbahnhof die unterirdische Anbindung der Straßenbahn (65 Mio. Euro Errichtungskosten). Für den Bau der Unterflur-Trasse musste die Schleife vor dem Hauptbahnhof weichen und es wurde westlich der ÖBB-Gleise in der Waagner-Biro-Straße für die Linien 3 und 6 eine rund 400 Meter lange Neubaustrecke zur zweigleisigen Endhaltstelle „Laudongasse“ errichtet (Betriebsaufnahme 10. Januar 2011).

Nach zweijähriger Bauzeit erschließen seit Betriebsbeginn am 26. November 2012 neben den Linien 3 und 6 zur Kapazitätserhöhung auch die Linien 1 und 7 den Nahverkehrsknoten Hauptbahnhof, die beiden Linien führten bislang in Sichtweite vorbei. Zudem ist der Hauptbahnhof nun auch aus den westlichen Stadtteilen direkt erreichbar.

Die neue Station (Doppelhaltestelle mit 80 Meter Länge) befindet sich zwischen zwei neu errichteten Unterführungen, die unter den Eisenbahngleisen sowie unter dem Bahnhofgürtel durchführen, in Tieflage und ist aus Sicherheitsgründen (Brandentrauchung) nach oben hin offen. Die Höchstgeschwindigkeit in den beiden Unterführungen, die auch von den Nachtbuslinien befahren werden, beträgt aufgrund der kurvigen Trassierung nur 20 km/h.

Kein »echtes« Tunnelbauwerk
Um Errichtungs- und Betriebskosten gering zu halten, handelt es sich um kein Tunnelbauwerk mit all den notwendigen Brandschutz- und Sicherungsanlagen. Auch auf eine Verteilerebene mit direktem Zugang zu den Bahnsteigen wurde aus Kostengründen verzichtet. Stiegen, Aufzüge und Rolltreppen führen hinauf auf den Bahnhofsvorplatz und zu den Bussteigen.

Im Jahr 2013 kommt mit dem Nahverkehrsknoten „Murpark“ ein weiterer Verknüpfungspunkt mit dem S-Bahn-System hinzu. In den nächsten Jahren soll der Modal Split des ÖPNV von rund 20 auf 24 Prozent steigen. Zur Projektierung dieser Angebots- und Kapazitätserweiterungen wurde zwischen der Stadt Graz und den Graz Linien ein ÖV-Masterplan erstellt.

Eine zweite Ausbaustufe des Straßenbahnsystems sah in einer Prioritätenreihung der Ausbauprojekte innerhalb der nächsten zehn Jahre die Einreichung und zumindest die teilweise Umsetzung mehrerer Straßenbahnstrecken vor.

Für die erste Bauetappe der Südwest-Linie bis zur Hummelkaserne wurden die Finanzmittel für die eisenbahnrechtliche Einreichplanung vom Gemeinderat bewilligt, ein Baubeginn war für 2016 vorgesehen. Doch der jüngste Sparkurs bremst den beschlossenen Netzausbau.

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